Archiv für Dezember 2017

Das Eigentor des Jahres

31 Dezember 2017

In den 60er/70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war das Markenzeichens eines Fussball-Vereinspräsidenten meistens ein Hut, eine dicke Zigarre im Schnabel und ab und zu ein dummer Spruch für die Medien. Meistens genau dann, wenn der Verein diesen Zirkus gerade gar nicht gebrauchen konnte. Dieses Klischee wird 40-50 Jahre später nur noch von Einem bedient, wobei der Hut durch einen weißen Schal ersetzt wurde.

Aber streng genommen hat Peter Fischer als Präsident des Vereins Eintracht Frankfurt e.V. nach der Ausgliederung der Fussball-Profiabteilung in die Eintracht Frankfurt AG, im „großen Fussballgeschäft“ nicht mehr all zuviel zu sagen, sondern ist u.a. für die Badminton, Tischtennis und Eiskunstlaufabteilung der Eintracht verantwortlich, was diese bitte in diesem Zusammenhang nicht als Herabstufung verstehen sollen.

Bedingt dadurch, dass der Verein insgesamt 18 Abteilungen unterhält (zuletzt kamen Dart, Triathlon, Tischfussball und Frisbee dazu) und viele Fans ihre Verbundenheit zur Eintracht mit einer Mitgliedschaft im e.V. Ausdruck verleihen, zählt der Verein aktuell knapp 50.000 Mitglieder.

Hier könnte sich nach den aktuellen Äußerungen von Peter Fischer in der F.A.Z. ein deutlicher Rückgang abzeichnen, sagt doch der Präsident wörtlich „Wer die AFD wählt, kann bei uns kein Mitglied sein!“ Rummms – da hat der gute Peter mal allen ein schönes Ei ins Nest gelegt, die angesichts der aktuell hervorragenden sportlichen Situation auf ein besinnliches Weihnachtsfest bzw. einen ruhigen Jahreswechsel gehofft haben.

Schauen wir doch mal in die Satzung des eingetragenen Vereins Eintracht Frankfurt:

Dort steht unter § 3 Absatz 3: Der Verein handelt frei von parteipolitischen, weltanschaulichen und religiösen Bindungen.

Als Präsident eines Vereins sollte ich meine Satzung eigentlich kennen und es ist auch gut so, dass mit solchen Formulierungen eine klare Trennung zwischen Sport und Politik erfolgt.

Der Sport hat sich nicht in die Politik einzumischen und die Politik nicht in den Sport!

Nicht ohne Grund reagiert die FIFA (man kann da über die „ehrenwerte Familie“ denken wie man will, aber in dem Punkt absolut richtig) äußerst allergisch bis hin zur Sperrung von einzelnen Landesverbänden, wenn hier Politiker meinen, sie müssten sich zu sehr in das Sportgeschehen einmischen.

Umso mehr verwundert mich hier die Reaktion aus verschiedenen Kreisen, die auch noch Verständnis für die Aussagen von Peter Fischer zeigen.

Im Gespräch mit der Hessenschau – mit der ich auch meine speziellen Erfahrungen machen durfte – legt Peter Fischer dann noch nach: „Solange ich Präsident bei Eintracht Frankfurt bin, wird es keine Nazis im Verein geben“.

Jetzt ist es doch raus! Alle AFD-Wähler sind Nazis ! Oder ist Peter Fischer einfach nur ein populistischer Hetzer. Für mich ist Letzteres der Fall und ich denke es wird nicht lange dauern, bis er die ersten Klagen am Hals hat.

Man stelle sich mal vor, was in diesem Land los wäre, wenn ein Vereinspräsident sagen würde: „Solange ich im Amt bin, werden bei uns keine Türken spielen“ oder „Solange ich im Amt bin, werde ich unter unseren Mitgliedern keine Wähler der Linkspartei dulden“

Beide Aussagen würde ich genauso kritisieren, wie ich das bei der jetzigen Aussage von Peter Fischer tue, aber es würden jeweils völlig unterschiedliche Armeen hinter mir stehen.

Ich kenne viele AFD-Wähler die Eintracht-Anhänger sind. Ich kenne auch viele, die Bayern, BVB oder „Club-Fans“ sind. Das sind in dem Fall Leute, die die Liebe zum Fussball vereint und keine „braune Brut“, wie von Peter Fischer bezeichnet. Und das sind genauso wenig Nazis, wie Leute, die die Gewaltexzesse beim G20 Gipfel kritisieren und dass dann vielleicht in einer „etwas zu derben Wortwahl“ formulieren.

Herr Fischer, ich habe großen Respekt vor Ihrem Engagement in den letzten 20 Jahren bei Eintracht Frankfurt. Aber mit dieser Nummer haben Sie – völlig ohne Not – das Eigentor des Jahres 2017 geschossen. Packen Sie Ihren weißen Schal ein und treten Sie zurück – das ist der letzte große Dienst, den Sie Ihrer geliebten Eintracht leisten können.

 

Ein schlechtes Signal an die Basis

19 Dezember 2017

Aktuell läuft die in Abu Dhabi die „FIFA Klub-WM“. Teilnehmer sind so klangvolle Namen wie Wydad Casablanca (Marokko) und CF Pachuka (Mexiko). Auf der Website des Fachmagazins „Kicker“ muss man schon bis hinter die Ergebnisse der amerikanischen Baseball-Liga scrollen, um hier Informationen zu dieser Veranstaltung zu finden. Nicht nur das zeigt, dass das mediale Interesse an diesem „Kunstgebilde“ – zumindest in Deutschland – gegen Null geht.

Früher gab es noch den guten alten Weltpokal, bei dem die beiden Gewinner der europäischen (UEFA-Champions-League) und südamerikanischen (Copa Libertadores) Klubwettbewerbe gegeneinander antraten und den Weltpokalsieger ermittelten. In den Jahren 1960-1979 mit Hin- und Rückspiel und von 1980 – 2004 in einem Spiel am festen Standort Tokio. 22:21 zugunsten von Südamerika lautet die Bilanz. Mit Bayern München (1976 und 2001) sowie Borussia Dortmund 1997 gab es zwei deutsche Mannschaften die sich „Weltpokalsieger“ nennen konnten. Und der FC St. Pauli setzte nach dem Sieg gegen die Bayern in der Bundesliga-Saison 2001/2002 noch einen drauf und nannte sich „Weltpokalsieger-Besieger“

Aber seit dem Jahr 2004 wurde auch hier in klassischer FIFA-Manier an einer Ausweitung dieses Wettbewerbs gearbeitet. Mittlerweile spielen sieben Mannschaften in jedem Jahr kurz vor Weihnachten die „FIFA-Klub-WM“ aus. Einen Wettbewerb den kein Mensch braucht, weil…

…wie in den 45 Jahren zuvor auch seit Bestehen der Klub-WM der Sieger immer aus Europa oder Südamerika kam. Das gute alte Weltpokalfinale hätte es da auch getan.

Und hätten Sie es noch gewusst, dass mit Bayern München im Jahr 2013 auch ein deutscher Verein sich in die Reihe der Gewinner einordnen durfte ? Ich nicht auf Anhieb. Das Medieninteresse in Deutschland an diesem Wettbewerb geht – wie bereits oben gesagt – gegen null.

Aber fast hätte ich es vergessen – es gibt vier Leute in Deutschland, die keine Strapazen scheuen und sich auf den Weg in die Vereinigten Arabischen Emirate gemacht haben. Bundestrainer Jogi Löw und seine drei Assistenten Thomas Schneider, Marcus Sorg und Andi Köpke.

„Neben den Spielbesuchen werden wir uns vor allem auch mit den Vorbereitungen auf die WM in Russland beschäftigen. Wie strukturieren wir das Trainingslager? Wann starten wir? Welche Trainingsinhalte planen wir? Solche Fragen werden wir diskutieren.“ wird Jogi Löw auf der DFB-Website zitiert.

Meine Meinung dazu: Bravo Jungs ! Da habt Ihr dem Reinhard Grindel einen schönen Bären aufgebunden und ihm einen mittleren fünfstelligen Betrag für diese „Dienstreise“ aus der Tasche gezogen. Wenn’s nach mir gegangen wär, hättet Ihr einen schön beheizten Besprechungsraum in der Otto-Fleck-Schneise bekommen. Früher hätte es noch ein Flipchart und 5 Buntstifte dazugegeben, heute hat ja jeder seinen Laptop, da können wir das auch sparen. Und wenn Ihr brav Euren Plan gemacht habt, kann dann jeder von Euch auf eigene Kosten in den Weihnachtsurlaub fliegen. Nach Dubai, Kitzbühel oder Mauritius – jeder, wie er möchte.

Aber diese Nummer hier? Ein ganz schlechtes Signal an die Basis!