Archiv für November 2017

Die Ware „Fußball“

16 November 2017

„Die Zukunft des Fußballs“ lautete der Arbeitstitel der 4. Fußball-Ökonomie-Konferenz, veranstaltet vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), an der ich in dieser Woche teilnehmen durfte.

Für mich immer wieder faszinierend ist es zu beobachten, welcher „Aufriss“ und welches „Tamtam“ in der heutigen Zeit um ein Spiel gemacht wird, wo 22 Mann einem Ball hinterherlaufen, was 90 Minuten dauert und wo – laut Gary Lineker – am Ende meistens die Deutschen gewinnen.

Die wichtigste Erkenntnis für mich aus dieser – mit teilweise hochkarätigen Referenten besetzten – Veranstaltung lautet:

Es ist keine Frage mehr, ob die „50+1-Regel“ fällt, sondern nur noch wann.

Zum Hintergrund: Die meisten Vereine im deutschen Profifußball haben die Fußballabteilung in eine separate GmbH oder AG ausgegliedert und aus dem Stammverein herausgelöst. An diesen Kapitalgesellschaften können sich Investoren und Sponsoren beteiligen (theoretisch mit bis zu 100%), aber die Statuten des Vereins „Die-Liga Fußballverband e.V.“ (DFL) fordern, dass die Mehrheit der Stimmrechte und damit auch die Entscheidungsgewalt beim Stammverein liegen muss.

Her findet man eine sehr gute Übersicht, welche Vereine ausgegliedert haben und wer an diesen Vereinen beteiligt ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/50%2B1-Regel

Mit der „50+1“-Regel soll verhindert werden, dass Sponsoren Einfluss auf sportliche Entscheidungen nehmen. Eine Gefahr, die übrigens nicht nur im Profibereich, sondern auch latent über jedem Kreisligisten schwebt. In den 80er Jahren spielte sich im Vereinsheim des FCA Niederbrechen eine legendäre Diskussion ab, als ein örtlicher Sponsor einen vierstelligen Betrag mit den Worten „Das ist für Euch, wenn Ihr den Trainer heimschickt“ auf die Theke legte. Und beileibe nicht jeder Verein hat da so selbstbewusste Führungskräfte an Bord, wie der damalige FCA-Vorsitzende Rudi Fuchs, der den Sponsor mit den Worten „Du behältst dei Geld, und mir behalle unsern Trainer“ in die Schranken wies.

Gut 30 Jahre später geht es bei Sponsoren und Investoren in den deutschen Profiligen nicht mehr um vierstellige, sondern nicht selten um achtstellige Beträge und da wächst natürlich bei den Geldgebern der Wunsch nicht nur als „Melkkuh“, sondern auch als „Bulle“ (in dieses Wortspiel kann man allerhand reininterpretieren) zu agieren. Mit Bayer Leverkusen, dem VFL Wolfsburg, der TSG Hoffenheim, RB Leipzig und demnächst Hannover 96 gibt es mittlerweile schon 5 von 18 Vereine in der Bundesliga bei denen mehr oder weniger Investoren bzw. Sponsoren das Sagen haben und die „Gemeinde“ ist sich weitgehend einig, dass sich auf Dauer die alte kölsche Regel „Wer die Musik bezahlt, der bestimmt was sie spielt“ auch bei den restlichen Vereinen durchsetzen wird.

Ob das besser oder schlechter ist? – da gehen die Meinungen genauso weit auseinander, wie beim Videobeweis.

Digitalisierung steckt noch in den Kinderschuhen

Neben „50+1“ war die zunehmende Digitalisierung ein großer Themenschwerpunkt.

Gab es in den 80er Jahren außer dem Ergebnis und der Zuschauerzahl höchstens noch das Eckenverhältnis als zusätzliche Information, werden wir heute mit Daten zur Laufleistung jedes Spielers, wieviel Ballkontakte er hatte und wieviel Fehlpässe er gespielt hat, regelrecht überschwemmt. Glaubt man den Experten, stehen wir aber erst am Anfang der Entwicklung. Dass der Fan bereits bei der Anfahrt zum Stadion per Handy-App seine Bratwurst und sein Bier bestellt, was dann per Drohne zu seinem Stamm-Parkplatz ausgeliefert wird, ist nur eine Version. Der Gedanke dahinter (vielleicht isst der Fan dann insgesamt drei Bratwürste, weil er nicht mehr so lange anstehen muss) lässt mich nicht unbedingt unbesorgt in die Zukunft schauen.

„Big data“ – Analyse des Kaufverhaltens – Sammeln von Informationen und Präferenzen des „Kunden“ (in diesem Fall des Fans). Das komplette Horrorszenario von Daten- und Verbraucherschützern als Geschäftsmodell in der Bundesliga?

Ich brauche das nicht!

Mein persönliches Fazit: Der Fußball muss aufpassen, dass das Rad nicht überdreht wird. Insbesondere, wenn eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit der „Ware Fußball“ nicht mehr gewährleistet ist, bewegt sich der Spitzenfußball auf einem schmalen Grad.

Die verantwortlichen Funktionäre der FIFA – insbesondere die ganze korrupte Bande aus Lateinamerika (Grondona, Texeira, Leoz und Co,) – wissen mittlerweile wie schmal der Grat sein kann. Seit dieser Woche läuft in New York der Prozess gegen diese „Totengräber des Fußballs“. Grondona liegt mittlerweile waagrecht – der Rest sollte nach dem Urteil „sitzen“.

Weltspartag

1 November 2017

Es ist wieder soweit:

Der „Weltspartag“ wird seit nunmehr 93 Jahren am letzten Bankarbeitstag im Oktober „gefeiert“. Sie sind in jeder Stammtischrunde definitiv ganz vorne dabei, wenn Sie die Preisfrage stellen, wo denn der Weltspartag erfunden wurde. Nämlich in Italien, genauer gesagt in Mailand auf dem „First International Thrift Congress“, dem ersten internationalen Sparkassen-Kongress im Jahre 1924.

Ziel und Zweck des Weltspartags war neben der Förderung des „Sparens“ auch der pädagogische Auftrag breiten Bevölkerungsschichten Zugang zu wirtschaftlicher Bildung zu ermöglichen.

„Sparen“ an sich ist eine sehr lobenswerte Aktivität, heißt es doch weniger Geld auszugeben, als man an Einnahmen zur Verfügung hat. Der umgekehrte Weg führt – das wissen wir alle – früher oder später in die Pleite bzw. Insolvenz.

Was sich allerdings in den letzten 10 Jahren grundlegend geändert hat, ist die Frage bzw. die Aufgabe „Was mache ich denn mit dem gesparten Geld?“

Ich kann mich noch gut erinnern, dass es meiner Schulzeit in den 70er Jahren – genau wie heute – quasi „als Belohnung“ Werbegeschenke gab, wenn man sein Sparschwein zum Weltspartag auf die Bank brachte und den Inhalt auf sein Sparbuch einzahlte.

In der heutigen Zeit, wo wir seit gut fünf Jahren keinen Zins mehr kennen, macht Sparen zwar weiter Sinn, aber Zuwächse erzielt man auf dem Sparbuch nur noch durch Einzahlungen, nicht mehr durch Zinserträge. Also man muss umdenken, was man denn mit dem gesparten Geld macht.

Bei Nullzinsen sind alle Zinsprodukte wie Sparbücher, Festgeld, Bausparverträge oder Versicherungen praktisch „tot“. Aber es gibt Alternativen: Immobilien werfen Mieten ab, Unternehmen erwirtschaften Gewinne und wenn das Unternehmen börsennotiert ist, kann man sich daran beteiligen und erhält einen Anteil am Gewinn in Form der Dividende.

Wenn man das Gebot der Risikostreuung beachtet, kann die Alternativlösung zum Sparbuch eigentlich nur „Investmentfonds“ lauten. Sowohl im Immobilien- als auch im Aktienbereich findet man zahlreiche Angebote, die schon ab einem Beitrag von 25 € mtl. einen soliden Vermögensaufbau ermöglichen.

Aber – und das ist der große Unterschied zu Zinsprodukten – bei Immobilien und Aktien erwerbe ich keinen Nominalwert, der am Ende der Laufzeit auch garantiert zurückgezahlt wird, sondern ich kaufe zu einem aktuellen Marktpreis bzw. Börsenkurs. Und dieser Preis kann je nach wirtschaftlicher Entwicklung steigen oder fallen. Da die wirtschaftliche Entwicklung auf der Zeitachse wie ein schräger Pfeil nach oben gerichtet ist, brauche ich als Anleger nur entsprechend Zeit, damit ein Rückschlag meinen Gegenwert nicht unter den Einstandskurs fallen lässt.

Den zweiten Zweck des Weltspartags – die finanzielle Bildung hat mir aber kein Lehrer, sondern mein Großvater beigebracht. (siehe auch: http://www.dasinvestment.com/22-fragen-an-markus-stillger-im-leben-kannst-du-immer-verhandeln/)

Prozentrechnen gab es zwar in der Schule, aber das Händlerblut, Verhandlungsgeschick und den gesunden Menschenverstand um „gut und schlecht“ in Finanzfragen zu unterscheiden, stand dort leider nicht auf dem Lehrplan.

Sie ahnen es, es ist in der heutigen Zeit, viel, viel schwieriger als früher (wo es noch einen risikolosen Zins gab) erfolgreich mit dem gesparten Geld umzugehen. Umso wichtiger ist es – gerade junge Leute hier in Sachen wirtschaftlicher Bildung an diese Materie heranzuführen.

Das ist übrigens eine der Aufgaben, die sich die 2017 gegründete Max-Stillger-Stiftung auf Ihre Fahnen geschrieben hat.

In der heutigen Zeit ist ein Coach bzw. Berater, der sie in wirtschaftlichen Fragen begleitet, wichtiger denn je. Den „Richtigen“ zu finden ist eine schwierige aber lösbare Aufgabe.