Archiv für April 2017

Ein kranker Kopf und jede Menge Ungereimtheiten

27 April 2017

Max Stillger über den Anschlag auf den BVB Mannschaftsbus

Als am vergangenen Freitag die Meldung über die Ticker lief, dass der Attentäter auf den BVB-Mannschaftsbus gefasst sei und es sich hierbei um einen „Spekulanten“ handelt, der auf einen fallenden Aktienkurs von Borussia Dortmund gesetzt hatte, war das ein Steilpass für die wöchentliche Kolumne. Natürlich steht zunächst einmal die Verurteilung dieser widerwärtigen und perfiden Tat im Vordergrund. Dies umso mehr, weil der Täter offensichtlich aus Geldgier gehandelt hat. Was aber nicht heißen soll, dass Anschläge aus politischen Motiven weniger schlimm sind. Dazu später mehr.

Zunächst aber möchte ich auf ein paar Ungereimtheiten eingehen, die mir bei diversen Recherchen aufgefallen sind. Man kann in der heutigen Zeit im Internet – wenn man weiß, wo man klicken muss – relativ leicht sämtliche Börsenumsätze für jedes Wertpapier innerhalb eines bestimmten Zeitraums herausfiltern. Den „offiziellen“ Statements zufolge hatte der Attentäter 45.000 (3*15.000) sogenannte Put-Optionsscheine gekauft und hätte mit einem Einsatz von ca. 70.000 € bis zu 3,9 Mio. € verdienen können – wie die Experten des Wirtschaftsfachblatts „Bild“ am Samstag bereits ausgerechnet hatten. Am Montag war dagegen in der F.A.Z. zu lesen, dass Spezialisten des Bundeskriminalamts noch dabei sind zu berechnen, wie viel Geld Sergej W. bei seinem mörderischen Hebelgeschäft hätte verdienen können.

Wie funktioniert ein „Put“ ?

Mit meinen bescheidenen forensischen Fähigkeiten komme ich auf folgendes Ergebnis: Insgesamt lassen sich sechs Transaktionen über insgesamt 91.000 Papiere im Gegenwert von 8.308 € wohl eindeutig dem Attentäter zuordnen. Eindeutig, weil in diesen Papieren im gesamten Jahr 2017 kein Umsatz stattfand, außer an jenem ominösen 11. April als die Bomben explodierten. Und fünf der Umsätze lauten über 15.000 Stück und einer über 16.000. Bleibt aber die Frage wie hoch denn das Gewinnpotential war? Dazu muss man wissen, wie so ein Put-Optionsschein funktioniert. Ganz vereinfacht ist es ein Recht auf die Auszahlung einer Differenz zwischen dem Basispreis und dem aktuellen Kurs einer Aktie. Die BVB-Aktie stand vor dem Anschlag bei 5,40 €, Angenommen ich habe einen Basispreis von 5,20 € und die Aktie fällt aufgrund schlechter Nachrichten um ca. 30% auf 4,00 Euro. Dann hat dieser Schein einen inneren Wert von 1,20 €. Hinzu kommt dann noch der Zeitwert, der gegen Ende der Laufzeit immer mehr Richtung Null abnimmt. Sergej W. hat z. B. konkret einen solchen Schein gekauft – 15.000 Stück für einen Preis von 0,18 €, Laufzeit bis Juni 2016. Und hat dabei einen Preis gezahlt, der doppelt so hoch, wie der vorher und nachher taxierte „faire Wert“ dieses speziellen Scheins war

35 Menschenleben für 100.000 € ?

Um gleich mal mit dem „Märchen von den 3,9 Mio“ aufzuräumen: Der obige Kauf hätte bei einem Einsatz von 2.700 €, im Falle eines Kurssturzes auf 4,00 € einen Gewinn von 15.300 € erbracht. Bei einem Kurssturz auf 3 € reden wir über 30.300 €. Insgesamt hat er bei fünf weiteren Geschäften in dieser Art 8.350 € investiert. Bei einem Kurs von 4,00 € hätte er läppische 28.000 € Gewinn gemacht, bei einem Kurs von 3,00 € wären es 106.000 € gewesen. Dafür legt einer Bomben, die 25 junge Sportler und 10 Betreuer im schlimmsten Fall ihr Leben kosten können? Und die Begleitumstände der Tat erwecken ja – gelinde gesagt – sofort den Eindruck, dass da einer partout entdeckt werden will. Das fängt damit an, dass er unter seinem richtigen Namen im Hotel eincheckt und die fraglichen Aktienkäufe auf seinem eigenen Depot abwickelt. Bereits am 12. April, also am Morgen nach der Tat, war auf www.boerse.ard.de zu lesen, dass es auffällige Umsätze in Put-Optionsscheinen auf Borussia Dortmund gab.

http://boerse.ard.de/aktien/borussia-aktie-trotzt-dem-terror100.html

Interessant in diesem Zusammenhang ist aber auch, dass es am 12. April, also einen Tag nach dem Attentat, erneut drei verdächtige Transaktionen über 15.000/16.000 und 16.500 Scheine im Gegenwert von insgesamt 2.100 € gab, die eigentlich nahezu zu 100% ins Täterprofil passen.

Wunsch und Wirklichkeit

Bleibt die Frage was machen wir (bzw. die Justiz) mit dem Kerl: Wenn es nach mir ginge, gehört dieser kranke Kopf als allererste Maßnahme beim nächsten Heimspiel mit Unterhose bekleidet an den Pfosten vor der Südtribüne angebunden und die Mannschaft darf sich eine Stunde lang warm schießen. Getreu dem alten Bibelspruch: „Auge um Auge – Zahn um Zahn“,  würde das den Spielern bei der Verarbeitung dieses traumatischen Erlebnisses vielleicht eher helfen, als das Ganze in Gesprächen zu verarbeiten. In der Realität – befürchte ich – wird irgendein geldgeiler Psychologe dafür sorgen, dass es für ein paar Jahre „in den Streichelzoo“ geht, weil „der arme Kerl ja total traumatisiert von seinen erlittenen Verlusten ist“. Dabei hätte der es ganz einfach haben können. Vor sieben Jahren gab’s die BVB-Aktie für jedermann zum Kurs von 1 Euro an der Börse zu kaufen. Hätte er damals 20.000 Euro investiert, wären die heute 110.000 € wert. Und keiner wär ihm böse…

verdächtige Umsätze in BVB Optionsscheinen
Basispreis Laufzeit Stück Kurs Datum Uhrzeit Betrag Börse ISIN
Kauf
Gesamt 138.500 8.308,00€
5,20 € 16. Jun 15.000 0,180 € 11. April 11:16 2.700,00 € Frankfurt DE000DGQ1VV9
4,80 € 16. Jun 15.000 0,120 € 11. April 11:32 1.800,00 € Frankfurt DE000DGM51Y4
4,40 € 16. Jun 15.000 0,043 € 11. April 11:12 645,00 € Frankfurt DE000DGQ1VU1
4,00 € 16. Jun 15.000 0,059 € 11. April 16:57 885,00 € Frankfurt DE000DG7MN57
3,60 € 15. Sep 16.000 0,058 € 11. April 11:19 928,00 € Euwax DE000DGM20W3
3,60 € 15. Dez 15.000 0,090 € 11. April 11:24 1.350,00 € Frankfurt DE000DG9CHE2

theoretische Gewinne
Gewinn bei Kurssturz auf 4,00 €:     27.692 €
Gewinn bei Kurssturz auf 3,00 €:   106.292 €
Gewinn bei Kurssturz auf 2,00 €:   197.292 €

Wie wär’s denn mal mit Jugendarbeit ?

20 April 2017

Nachdem sich der ranghöchste Fussballverein im Kreis Limburg Weilburg, der SV Rot-Weiß Hadamar in der Winterpause das Dehrner Nachwuchstalent Leon Burggraf „schnappte“ wurde vor zwei Wochen publik, dass auch Raphael Schmidt – seit Jahren ein überragender Stürmer in der Kreisoberliga – den Sprung von der Lahnbrücke an die Faulbacher Strasse macht.

Für mich allerdings ein völlig unverständlicher Schritt. Nachdem ja im Fall „Burggraf“ gegenseitige Scharmützel (u.a. auf dieser Plattform) ausgetragen wurden, ist die Lunte für weiteres Feuer gelegt. Auf Hadamarer Seite wird man in den nächsten Jahren mit Sicherheit keinen Zuschauer und erst recht auch keine Sponsoren aus Dehrn mehr begrüßen und das kann ich völlig nachvollziehen. Bei Leon Burggraf haben wir ein19-jähriges Talent, das mit Sicherheit den richtigen Schritt gemacht hat, auch wenn die Begleitumstände um diesen Wechsel alles andere als glücklich waren – um nicht zu sagen schlicht unprofessionell.

Über den Wechsel von Raphael Schmidt kann ich nur den Kopf schütteln und sagen „Junge überleg Dir das nochmal, was Du da machst. Du bist 25 Jahre alt – der Zug zum Profi ist definititv abgefahren – und nur mal ein, zwei Jahre wegen ein paar hundert Euro vielleicht in der Oberliga zu spielen – ist das den ganzen Zirkus wert, der durch diese Aktion ausgelöst wird ?“

Und den Verantwortlichen in Hadamar kann ich nur sagen: „Was Ihr hier veranstaltet, geht gar nicht !“ Ich kann ja verstehen, wenn 18-20 jährige den Sprung zu euch wagen, um – Ausnahmen bestätigen die Regel – dann vielleicht doch noch ein, zwei Klassen weiter nach oben zu kommen. Aber das Ding hier sieht mir ganz stark nach „Retourkutsche“ aus. Und einem Nachbarverein dann gleich zwei Leistungsträger „wegzukaufen“ ist alles andere als „Gentlemenlike“.

Reform dringend notwendig

Apropos „wegkaufen“: Die ganze Wechselbörse im Amateurbereich gehört meiner Meinung nach dringend reformiert. Durch das Instrument „Amateurvertrag“ haben finanzkräftige Vereine die Möglichkeit Spieler ohne die in meinen Augen moralisch manifestierte Ausbildungsentschädigung vom langjährigen Heimatverein wegzuholen. Dies ist umso ärgerlicher, wenn Vereine im Seniorenbereich Amateurverträge abschließen, die teure und aufwändige Jugendarbeit aber links liegen lassen. Ein Blick in die Tabellen der regionalen und überregionalen Jugendligen zeigt, welchen Weg die verschiedenen heimischen Vereine gehen. Dass das „Konstrukt“ SV Rot-Weiß Hadamar hier Nachholbedarf hat, ist offenkundig. Immerhin hat man sich durch die „Eingemeindung von Mannebach“ hier Fußball-Kultur und Tradition ins Boot geholt. Das muss sich aber auch mittelfristig in besserer Jugendarbeit auszahlen.

Dietkirchen und Dehrn – geteiltes Leid

Ansonsten zeigt der TuS Dietkirchen vorbildlich wie dieser Weg geht. Auch wenn da die neueste Meldung vom heimischen Transfermarkt – ich vermute mit Miguel Granja „schnappt“ sich Hadamar innerhalb von zwei Jahren den 6. Spieler vom Landesligisten – die alten Nachbarschafts-Rivalen „Dickerisch“ und Dehrn im Schmerz bzw. Zorn vereint. Das Fundament eines Vereins muss immer eine solide Jugendarbeit sein. Und in Zeiten, wo sich alle zwei Wochen maximal 200 Zuschauer für meine Leistungsdarstellung interessieren, sollte ich als verantwortungsbewusster Vereinsvorstand auch nicht darüber nachdenken, meine Akteure zu entlohnen. Im Gegenteil: Wir sind nicht mehr weit davon weg, dass auch Fussballer, genau wie Tennisspieler oder Golfer für die Ausübung Ihres Sports auf den mittlerweile hervorragend präparierten Anlagen eine Gebühr zahlen. Das auch für sozial schwache Fussballbegeisterte zu ermöglichen, sollte bei Sponsoren mehr im Vordergrund stehen, als einem durchschnittlichen Bezirksoberligakicker (das ist heute die 7. Liga) ein Lehrlingsgehalt zu zahlen.

Eine Milchmädchenrechnung vor dem Herrn!

13 April 2017

Max Stillger über eine Mogelpackung

Welcher Anleger träumt nicht in der heutigen Zeit von „sicheren Zinsen“ in Höhe von 2-3 Prozent im Jahr. Mit dem Angebot „Step-Invest Concept Kaldemorgen“ wirbt jetzt ein großer deutscher Finanzberatungskonzern für ein Produkt, das auf den ersten Blick „sichere Zinsen“ mit den Chancen des Kapitalmarkts optimal ergänzt. Der Anleger erhält 2% Zinsen p.a. und der Anlagebetrag wird monatlich in den Fonds „DWS Concept Kaldemorgen“ investiert, der von dem – auch von mir sehr geschätzten – Investment-Profi und langjährigem DWS Geschäftsführer Klaus Kaldemorgen gesteuert wird.

Aber schauen wir uns das Ganze mal etwas genauer an: Zunächst mal die Zinsseite: Zwei Prozent p.a. hört sich erst mal gut an – aber bereits im ersten Monat wird 1/12 des Anlagebetrags in den o.g. Fonds umgeschichtet. Im zweiten Monat ein weiteres 1/12 bis nach einem Jahr der komplette Betrag nicht mehr im Sparbuch sondern im Fonds investiert ist. Grundsätzlich finde ich einen guten Fonds immer besser als ein Sparbuch, aber für diejenigen die bei den „Zwei Prozent“ leuchtende Augen bekommen hier das wahre Ergebnis: Auf 50.000 € Einlage erhalten Sie im ersten Jahr exakt 534,72 € Zinsen – das entspricht etwas mehr als 1,03 % auf den Ursprungsbetrag.

Unterschiedliche Ergebnisse

Kommen wir zum Thema „Fonds“ – Hier hat die Medaille zwei Seiten: Zum einen ist es natürlich sehr wichtig, einen guten Fonds mit einer ordentlichen Wertentwicklung auszuwählen. Leider weiß man das nicht vorher, sondern immer erst hinterher. Bei dem in diesem Angebot ausgesuchten Fonds „DWS Concept Kaldemorgen“ handelt es sich um einen „vermögensverwaltenden Mischfonds“, d.h. der Fondsmanager hat alle Freiheiten das Geld der Anleger entweder in Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Edelmetallen und sonstigen Vehikeln anzulegen oder aber er „mischt“ von jedem etwas rein.

Wie bereits gesagt, Klaus Kaldemorgen ist ein von mir sehr geschätzter Experte und Kollege, aber er ist nicht der einzige auf der Welt, der das kann. Auf Sicht der letzten fünf Jahre hat er ein Ergebnis von + 33 % erzielt, was etwa 6% p.a. entspricht. Da sieht das Ergebnis von Bert Flossbach – einem Vermögensverwalter aus Köln – mit + 62 % (ca. 10% p.a.) deutlich besser aus. Vielleicht hat Bert Flossbach der Blick aus seinem Büro auf den Kölner Dom zu den besseren Anlageentscheidungen inspiriert.  Der Manager des HAIG MB Max Global guckt zwar nicht auf den Limburger Dom, aber auf den ICE-Bahnhof bzw. die A3 und hat dort anscheinend die Anlageideen für + 52 % im Fünf-Jahres-Zeitraum gefunden (was 9% p.a. entspricht). Aber wie bereits oben erwähnt, das sind alles Vergangenheitsergebnisse, die keine Garantien dafür abgeben, was die Zukunft bringt.

Vom letzten „Zinsempfänger“ zu ersten „Strafzinszahler“

Kommen wir aber zu einem Punkt, der definitiv vergleichbar ist: Beim Kauf eines Investmentfonds zahlen Sie in der Regel eine einmalige „Eintrittsgebühr“ in Form eines Agios. Das liegt in der Regel bei einer Höhe von 5% und wird aus dem Anlagebetrag heraus gerechnet. Bei einem Anlagebetrag von insgesamt 50.000 € werden dann 2.381 € Gebühren fällig. Abzüglich der erhaltenen 534 € Zinsen wird so am Ende des Tages aus einem, der meint „Zinsen“ zu bekommen, faktisch der erste „Freiwillige, der Strafzinsen zahlt“. Was aber die meisten nicht wissen: Der Ausgabeaufschlag ist nicht in Stein gemeißelt, sondern in der Regel – gerade bei größeren Beträgen – verhandelbar. Der aufmerksame Leser dieser Zeitung weiß, dass man gute Fonds auch für 1% Eintritt bekommen kann.

Aber auch bei guten Fonds sind 2% p.a. nicht garantiert und der Anleger, der das erwartet, muss leider weiter davon träumen.