Eine Milchmädchenrechnung vor dem Herrn!

13 April 2017 von Max Kommentieren »

Max Stillger über eine Mogelpackung

Welcher Anleger träumt nicht in der heutigen Zeit von „sicheren Zinsen“ in Höhe von 2-3 Prozent im Jahr. Mit dem Angebot „Step-Invest Concept Kaldemorgen“ wirbt jetzt ein großer deutscher Finanzberatungskonzern für ein Produkt, das auf den ersten Blick „sichere Zinsen“ mit den Chancen des Kapitalmarkts optimal ergänzt. Der Anleger erhält 2% Zinsen p.a. und der Anlagebetrag wird monatlich in den Fonds „DWS Concept Kaldemorgen“ investiert, der von dem – auch von mir sehr geschätzten – Investment-Profi und langjährigem DWS Geschäftsführer Klaus Kaldemorgen gesteuert wird.

Aber schauen wir uns das Ganze mal etwas genauer an: Zunächst mal die Zinsseite: Zwei Prozent p.a. hört sich erst mal gut an – aber bereits im ersten Monat wird 1/12 des Anlagebetrags in den o.g. Fonds umgeschichtet. Im zweiten Monat ein weiteres 1/12 bis nach einem Jahr der komplette Betrag nicht mehr im Sparbuch sondern im Fonds investiert ist. Grundsätzlich finde ich einen guten Fonds immer besser als ein Sparbuch, aber für diejenigen die bei den „Zwei Prozent“ leuchtende Augen bekommen hier das wahre Ergebnis: Auf 50.000 € Einlage erhalten Sie im ersten Jahr exakt 534,72 € Zinsen – das entspricht etwas mehr als 1,03 % auf den Ursprungsbetrag.

Unterschiedliche Ergebnisse

Kommen wir zum Thema „Fonds“ – Hier hat die Medaille zwei Seiten: Zum einen ist es natürlich sehr wichtig, einen guten Fonds mit einer ordentlichen Wertentwicklung auszuwählen. Leider weiß man das nicht vorher, sondern immer erst hinterher. Bei dem in diesem Angebot ausgesuchten Fonds „DWS Concept Kaldemorgen“ handelt es sich um einen „vermögensverwaltenden Mischfonds“, d.h. der Fondsmanager hat alle Freiheiten das Geld der Anleger entweder in Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Edelmetallen und sonstigen Vehikeln anzulegen oder aber er „mischt“ von jedem etwas rein.

Wie bereits gesagt, Klaus Kaldemorgen ist ein von mir sehr geschätzter Experte und Kollege, aber er ist nicht der einzige auf der Welt, der das kann. Auf Sicht der letzten fünf Jahre hat er ein Ergebnis von + 33 % erzielt, was etwa 6% p.a. entspricht. Da sieht das Ergebnis von Bert Flossbach – einem Vermögensverwalter aus Köln – mit + 62 % (ca. 10% p.a.) deutlich besser aus. Vielleicht hat Bert Flossbach der Blick aus seinem Büro auf den Kölner Dom zu den besseren Anlageentscheidungen inspiriert.  Der Manager des HAIG MB Max Global guckt zwar nicht auf den Limburger Dom, aber auf den ICE-Bahnhof bzw. die A3 und hat dort anscheinend die Anlageideen für + 52 % im Fünf-Jahres-Zeitraum gefunden (was 9% p.a. entspricht). Aber wie bereits oben erwähnt, das sind alles Vergangenheitsergebnisse, die keine Garantien dafür abgeben, was die Zukunft bringt.

Vom letzten „Zinsempfänger“ zu ersten „Strafzinszahler“

Kommen wir aber zu einem Punkt, der definitiv vergleichbar ist: Beim Kauf eines Investmentfonds zahlen Sie in der Regel eine einmalige „Eintrittsgebühr“ in Form eines Agios. Das liegt in der Regel bei einer Höhe von 5% und wird aus dem Anlagebetrag heraus gerechnet. Bei einem Anlagebetrag von insgesamt 50.000 € werden dann 2.381 € Gebühren fällig. Abzüglich der erhaltenen 534 € Zinsen wird so am Ende des Tages aus einem, der meint „Zinsen“ zu bekommen, faktisch der erste „Freiwillige, der Strafzinsen zahlt“. Was aber die meisten nicht wissen: Der Ausgabeaufschlag ist nicht in Stein gemeißelt, sondern in der Regel – gerade bei größeren Beträgen – verhandelbar. Der aufmerksame Leser dieser Zeitung weiß, dass man gute Fonds auch für 1% Eintritt bekommen kann.

Aber auch bei guten Fonds sind 2% p.a. nicht garantiert und der Anleger, der das erwartet, muss leider weiter davon träumen.