Wie wär’s denn mal mit Jugendarbeit ?

20 April 2017 von Max Kommentieren »

Nachdem sich der ranghöchste Fussballverein im Kreis Limburg Weilburg, der SV Rot-Weiß Hadamar in der Winterpause das Dehrner Nachwuchstalent Leon Burggraf „schnappte“ wurde vor zwei Wochen publik, dass auch Raphael Schmidt – seit Jahren ein überragender Stürmer in der Kreisoberliga – den Sprung von der Lahnbrücke an die Faulbacher Strasse macht.

Für mich allerdings ein völlig unverständlicher Schritt. Nachdem ja im Fall „Burggraf“ gegenseitige Scharmützel (u.a. auf dieser Plattform) ausgetragen wurden, ist die Lunte für weiteres Feuer gelegt. Auf Hadamarer Seite wird man in den nächsten Jahren mit Sicherheit keinen Zuschauer und erst recht auch keine Sponsoren aus Dehrn mehr begrüßen und das kann ich völlig nachvollziehen. Bei Leon Burggraf haben wir ein19-jähriges Talent, das mit Sicherheit den richtigen Schritt gemacht hat, auch wenn die Begleitumstände um diesen Wechsel alles andere als glücklich waren – um nicht zu sagen schlicht unprofessionell.

Über den Wechsel von Raphael Schmidt kann ich nur den Kopf schütteln und sagen „Junge überleg Dir das nochmal, was Du da machst. Du bist 25 Jahre alt – der Zug zum Profi ist definititv abgefahren – und nur mal ein, zwei Jahre wegen ein paar hundert Euro vielleicht in der Oberliga zu spielen – ist das den ganzen Zirkus wert, der durch diese Aktion ausgelöst wird ?“

Und den Verantwortlichen in Hadamar kann ich nur sagen: „Was Ihr hier veranstaltet, geht gar nicht !“ Ich kann ja verstehen, wenn 18-20 jährige den Sprung zu euch wagen, um – Ausnahmen bestätigen die Regel – dann vielleicht doch noch ein, zwei Klassen weiter nach oben zu kommen. Aber das Ding hier sieht mir ganz stark nach „Retourkutsche“ aus. Und einem Nachbarverein dann gleich zwei Leistungsträger „wegzukaufen“ ist alles andere als „Gentlemenlike“.

Reform dringend notwendig

Apropos „wegkaufen“: Die ganze Wechselbörse im Amateurbereich gehört meiner Meinung nach dringend reformiert. Durch das Instrument „Amateurvertrag“ haben finanzkräftige Vereine die Möglichkeit Spieler ohne die in meinen Augen moralisch manifestierte Ausbildungsentschädigung vom langjährigen Heimatverein wegzuholen. Dies ist umso ärgerlicher, wenn Vereine im Seniorenbereich Amateurverträge abschließen, die teure und aufwändige Jugendarbeit aber links liegen lassen. Ein Blick in die Tabellen der regionalen und überregionalen Jugendligen zeigt, welchen Weg die verschiedenen heimischen Vereine gehen. Dass das „Konstrukt“ SV Rot-Weiß Hadamar hier Nachholbedarf hat, ist offenkundig. Immerhin hat man sich durch die „Eingemeindung von Mannebach“ hier Fußball-Kultur und Tradition ins Boot geholt. Das muss sich aber auch mittelfristig in besserer Jugendarbeit auszahlen.

Dietkirchen und Dehrn – geteiltes Leid

Ansonsten zeigt der TuS Dietkirchen vorbildlich wie dieser Weg geht. Auch wenn da die neueste Meldung vom heimischen Transfermarkt – ich vermute mit Miguel Granja „schnappt“ sich Hadamar innerhalb von zwei Jahren den 6. Spieler vom Landesligisten – die alten Nachbarschafts-Rivalen „Dickerisch“ und Dehrn im Schmerz bzw. Zorn vereint. Das Fundament eines Vereins muss immer eine solide Jugendarbeit sein. Und in Zeiten, wo sich alle zwei Wochen maximal 200 Zuschauer für meine Leistungsdarstellung interessieren, sollte ich als verantwortungsbewusster Vereinsvorstand auch nicht darüber nachdenken, meine Akteure zu entlohnen. Im Gegenteil: Wir sind nicht mehr weit davon weg, dass auch Fussballer, genau wie Tennisspieler oder Golfer für die Ausübung Ihres Sports auf den mittlerweile hervorragend präparierten Anlagen eine Gebühr zahlen. Das auch für sozial schwache Fussballbegeisterte zu ermöglichen, sollte bei Sponsoren mehr im Vordergrund stehen, als einem durchschnittlichen Bezirksoberligakicker (das ist heute die 7. Liga) ein Lehrlingsgehalt zu zahlen.