Archiv für März 2017

Kein Funke Anstand!

30 März 2017

Max Stillger über einen, dem völlig zu Recht der Prozess gemacht wird

Seit Montag vergangener Woche steht mit dem ehemaligen Chef der „Hypo Real Estate“ (HRE) Bank, Georg Funke ein Mann vor Gericht, dessen Gesicht, symbolisch wie kein Zweites, für den Ausbruch und die Folgen der Finanzkrise vor neun Jahren steht, die die Welt an den Rande des Abgrunds geführt hatte.

Funke, als verantwortlicher Mann an der Spitze der Bank, die letztendlich nur durch eine vollständige Verstaatlichung gerettet wurde, geht wohl als einer der größten Kapitalvernichter in die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein. Die „Lebensleistung“ des langjährigen Vorstands und jetzigen Aufsichtsrats der Commerzbank, Klaus-Peter Müller, unter dessen Ägide der Kurs der Commerzbank-Aktien von über 30 € auf derzeit (bereinigt) 70  Cent gefallen ist,  wird von Herrn Funke noch um ein vielfaches „getoppt“. Für mich schon damals eine Unverschämtheit war, dass er a) die Öffentlichkeit und seine Aktionäre nach Strich und Faden belogen hat und b) nach seiner Demission die Bank, die er in die Pleite geführt hat, auch noch anschließend auf 47.000 (!) Euro Monatsrente verklagte. Der Begriff des „Gier-Bankers“ ist zum größten Teil der Verdienst von Herrn Funke. Nur zum Teil lässt sich das damit entschuldigen, dass sein „Ziehvater“ der ehemalige Chef der Hypo-Vereinsbank Albrecht Schmidt ihm ein meisterliches Vorbild in Sachen „Arroganz“ war. Albrecht Schmidt durfte ich im Jahr 2009 (ein Jahr nach Ausbruch der Finanzkrise) bei einem Vortrag im „Limburger Kreis“ erleben. Nach diesem „Auftritt“ war mir klar, wie die Finanzkrise entstehen konnte und es wundert mich überhaupt nicht, dass die von diesem „Meister“ geführte Bank – einst ein stolzes Symbol Bayerns – heute Unicredito heißt und seine Nachfolger an italienische Eigentümer „berichten müssen“.

Kein Schuldbewusstsein und keine Reue

Nachdem es neun Jahre gedauert hat,  bis Georg Funde jetzt endlich vor den Kadi gestellt wurde, könnte man eigentlich davon ausgehen, dass der Mann diese Zeit genutzt hat, um über die Gründe seines Scheiterns nachzudenken. Aber er weist vor Gericht alle Schuld weit von sich. Kein Wort von Reue und Entschuldigung an die Leute, die er geschädigt hat. Dass ich auch dazu  gehöre erklärt nur teilweise die Schärfe meines Tons. Alle waren Schuld, der Ackermann, der böse Steinbrück und die Lehman-Pleite, nur der arme Herr Funke nicht. Aber Herr Angeklagter Funke: Im Gegensatz zu Ihnen hat die deutsche Bank keine staatliche Hilfe benötigt! Wenn man sich das Geschäftsmodell der HRE und die Zinsentwicklung im Jahr 2008 anschaut, sieht man auf den ersten Blick, woran es lag. Mehr als bei jeder anderen Bank basierte das Geschäftsmodell darauf, sich kurzfristig Geld bei anderen Banken oder am Kapitalmarkt zu leihen und dieses Geld langfristig und zu höheren Zinsen zu verleihen. Die Krise 2008 sorgte aber dafür, dass die kurzfristigen Zinsen stark anstiegen, bis hin zu der Situation, dass sich Banken untereinander gar kein Geld mehr zur Verfügung stellten.  Ein Blick auf den Verlauf des Geldmarktzinses im Jahr 2008 zeigt, dass nicht „Herr Lehman“ oder Herr Ackermann und schon gar nicht Herr Steinbrück die Schuld trägt, sondern Herr Funke und seine Kollegen schlichtweg den Markt falsch eingeschätzt haben. Als die Noten-Banken dann im Oktober 2008 die Schleusen öffneten, begann der bis heute anhaltende Verfall der Zinsen. Für die HRE war es aber leider zu spät.

Brisantes Thema Schweiz

Wer jetzt zu Recht denkt, was sind das den für „Flaschen“, denen man diese Bank anvertraut hat, dem sei gesagt: Es gibt noch eine Steigerung. In Schweizer Bankenkreisen kursiert die Information, dass ein oder mehrere Vorstandsmitglieder der Bank im Jahr 2008 bei der Credit Suisse mit Optionsgeschäften auf den Untergang der eigenen Bank gewettet haben und dabei siebenstellige Gewinne erzielt haben. Dass diese Gewinne nicht versteuert wurden, macht das alles nur unwesentlich schlimmer. Für mich steht fest: Zutrauen würde ich denen das. Und eine Credit Suisse würde in meinem Ansehen deutlich gewinnen, wenn man hier sagen würde: Wir lassen die Hosen runter und nennen Ross und Reiter! Aber das wird wohl genauso ein Wunschtraum bleiben, wie die gerechte Strafe für diese „Nieten in Nadelstreifen“ – Eigentlich gehört denen der Hintern versohlt!

Reichlich Öl und kein Wasser

23 März 2017

Max Stillger über unterschiedliche Ressourcen
Stelen Sie sich vor: Aufgrund der guten Wirtschaftslage in Deutschland beschließt die Bundesregierung: Jeder Bürger erhält einen Scheck über 2.000 €. Kanzlerin Merkel legt aber dann ihr Veto ein und sagt: 2.000 Euro sind zu viel, 1.000 reichen auch. Fiktion ? In Deutschland schon, aber in Alaska ist das gerade passiert. In den „Alaska Permanent Fund“ fließen 25% aller Öleinnahmen des Landes und einmal im Jahr wird ein Teil der Gewinne an die Bevölkerung ausgeschüttet. Trotz der Ausschüttungen in Höhe von insgesamt mehr als 20 Milliarden US-Dollar wuchs das Vermögen des Fonds seit der Gründung im Jahr 1976 bis heute auf über 60 Milliarden Dollar an. Falls jemand überlegt auszuwandern: die Auszahlung erhält jeder Einwohner, der seit mindestens einem Jahr in Alaska lebt und nicht vorbestraft ist. Im Internet unter http://www.apfc.org/home/Content/home/index.cfm  kann man die aktuelle Zusammensetzung des Fonds sehen. Für mich wenig überraschend: 41% liegen in Aktien – ganz schön clever, die Alaskaner!

 

Alaska Permanent Fund per 15.3.2017 (in US-Dollar)
US-Anleihen 7.849.600.000 14%
US-Aktien 6.930.300.000 12%
Aktien-weltweit 16.625.900.000 29%
Anleihen-weltweit 1.181.200.000 2%
Immobilien 6.844.700.000 12%
Alternative Investememts 14.103.000.000 25%
Cash 3.802.200.000 7%
Gesamt 57.336.900.000

 

Bleibt die Frage: Wird Gouverneur Bill Walker, ob seiner nicht gerade wählerfreundlichen Entscheidung im nächsten Jahr wiedergewählt? Seine Vor-Vorgängern Sarah Palin hatte in Ihrer Amtszeit übrigens im Jahr 2008 die Auszahlung von 1.200 Dollar auf 3.200 Dollar pro Nase erhöht, musste aber trotzdem in 2009 begleitet von ein paar kleinen „Skandälchen“ ihren Posten aufgeben.

Alaska kein Einzelfall
Alaska ist übrigens nicht das einzige Land mit einem eigenen Rohstofffonds. Der norwegische „Statens pensjonsfond“ ist mit einem Volumen von über 750 Milliarden Euro, der größte Fonds der Welt. Hier liegt der Aktienanteil sogar bei 60% u.a. ist man viertgrößter Aktionär beim VW-Konzern. Auch andere prominente Namen wie Nestlé, Amazon oder Microsoft findet man auf dem Depotauszug der Skandinavier. Allerdings sitzen die Norweger – wie ein guter Vereinskassierer – mit dem Hintern fest auf der Kasse und greifen das Kapital nur in äußersten Notfällen an. Überwiegend aus Ölquellen gespeiste Staatsfonds gibt es auch in Abu Dhabi, Katar, Saudi-Arabien und Kuwait.

Wassermangel beherrschendes Thema
Während Ölvorkommen, das ja oft als das „schwarze Gold“ bezeichnet wird, nur wenigen Ländern vorbehalten ist, liegen die Schätze des „echten“ Goldes praktisch auf der ganzen Welt verteilt. Einer der größten Goldproduzenten ist Südafrika.

Hier ist man allerdings von der Einrichtung eines Staatsfonds, in dem Überschüsse aus der Goldgewinnung angelegt werden, weit entfernt. Momentan gibt es in Südafrika nur ein Thema. Hier herrscht die größte Wasserknappheit seit 70 Jahren.  In der Region um Kapstadt hat es im südafrikanischen Sommer, der ja zeitgleich mit unserem Winter ist, seit vier Monaten nicht mehr geregnet. Und im Norden des Landes sieht es auch nicht viel besser aus. Übrigens müssen wir in Europa nicht weit schauen – auch in Spanien und Portugal ist Wasser ein ganz wichtiges Thema.

Eigentlich dürfte es gar keinen Wassermangel geben. In all diesen Ländern ist reichlich Wasser da – allerdings nur welches, was man nicht gebrauchen kann. Eine Riesenherausforderung für unsere Generation wird es sein, Meerwasser nutzbar zu machen. Und natürlich – unabhängig davon – wirklich bewusst und sparsam mit dieser wertvollen Ressource umzugehen.

Felix „Weglauf“

16 März 2017

Max Stillger über Crashpropheten

In Zeiten, in denen viele Aktienindices auf oder nahe Höchstständen notieren, ist es naturgemäß ruhig geworden um die Spezies der „Crashpropheten“ Wer mit der Börse nicht so vertraut ist: Das sind genau die Gegensätze zum Daueroptimisten Max Stillger, bei dem das Glas immer halb voll ist. Immer dann, wenn es dann Börsen „Stress“ gibt, hört man diese Stimmen und die Medien geben das ihrige dazu, dass genau in dem Moment, wo der Anleger seelsorgerischen Beistand braucht, überwiegend Leute zu Wort kommen, die den Teufel an die Wand malen. Manchmal platzt mir in solchen Situationen der Kragen, so auch Anfang Januar 2014 als ich dem „Crash-Guru“ Roland Leuschel in einem offenen Brief geraten habe, sich endlich zur Ruhe zu setzen, anstatt immer dann die Anleger verrückt zu machen, wenn die es gerade mal gar nicht brauchen.

https://www.markus-stillger.de/2014/01/27/offener-brief-an-roland-leuschel/

Irgendwann hat jeder mal recht

Wer zehn Jahre lang ununterbrochen negativ eingestellt ist und vom Crash predigt, hat zwangsläufig auch ein, zweimal in diesen zehn Jahren Recht. Aber der Anleger, der alle Krisen entspannt aussitzt, verdoppelt trotz dieser Rückschläge mit Aktien oder Aktienfonds in zehn Jahren in der Regel sein Geld. Nicht immer, aber meistens. Das zeigt zumindest die Geschichte. Ein Kollege von Roland Leuschel ist der Schweizer Vermögensverwalter Felix Zulauf. Da klingelt‘s bei mir gleich zweimal. „Crash-Prophet“ und Schweizer ! – und noch dazu lange Jahre für die UBS tätig. Meine drei Schweizer Freunde werden mir verzeihen, deshalb schreibe ich auch die kleine Einschränkung: Da kann normalerweise nichts Gutes dabei heraus kommen! Aber, das muss man ihm anerkennend zugestehen. Er hat in den vergangenen 30 Jahren jede Menge Mandanten gewonnen und verwaltet Vermögen im zweistelligen Milliardenbereich, Der gute Felix Zulauf hat vor einem Jahr als der DAX mit 10% Verlust ins Jahr 2016 gestartet war, die Keule ausgepackt und weitere 25% Verlust (sein Ziel: 7.000 Punkte im DAX) für das Jahr 2016 prophezeit. Wir alle wissen, dass es anderes kam und die Leute bei denen das Glas halbvoll war, seitdem einen Wertzuwachs von 20% erzielt haben. Das ist dann für den nächsten Crash schon mal ein schönes Polster, das die Schmerzen abfedert. Wie bereits gesagt, auch die Teufelsanbeter werden sicherlich irgendwann wieder einmal Recht haben, aber derjenige, der jeden Crash punktgenau vorhersagt – denn nur dann hat der Anleger auch einen echten Mehrwert – wird momentan noch gesucht. Und das von Interpol – auf der ganzen Welt !

Fauxpas der besonderen Art

Felix Zulauf hat sich aber in meinen Augen mit einem Fauxpas der besonderen Art jetzt ins Abseits geschossen. Egal auf welches Pferd man setzt, man kann dies immer sowohl mit einem offensiven oder aber auch einem eher defensiven bis hin zum „möglichst nix-verlieren“-Ansatz tun. Einen solchen Ansatz hatte der „Vicenda Multi Asset Opportunities“ – Fonds, der von einer Felix Zulauf nahestehenden Firma gemanagt wurde. Dieser Fonds wurde nach Verlusten im zweistelligen Bereich Ende Februar 2017 geschlossen: Als Felix Zulauf jüngst auf einer Veranstaltung darauf angesprochen wurde, antwortete er wörtlich (nachzulesen im „Handelsblatt“ vom 31. Januar 2017): „ich war leider einige Wochen offline, etwa wie im brasilianischen Dschungel. Ich hätte die Verluste früher gekappt“. Sie können abstimmen welche der nachfolgenden Attribute für diese Aussage am ehesten zutrifft: a) dumm, b) arrogant oder c) dreist. Auf einen Vermögensverwalter, der vier Wochen lang die „Welt einen guten Mann sein lässt“, kann ich verzichten und wer so einem auch noch sein Geld anvertraut hat bei mir jeglichen Anspruch auf Mitleid verloren. In der heutigen Zeit kann ich – wenn ich es will – überall online sein. Selbst im 10.000 km entfernten Kapstadt, wo dieser Artikel gerade entstanden ist.

Was erlaube Recep E.?

9 März 2017

Max „Trappatoni“ über Demokratieverständnis

Als vor einigen Monaten das sogenannte „Böhmermann-Gedicht“ die Runde machte, habe ich noch gedacht „alter Falter, das hier ist aber eine Beleidigung von der übelsten Sorte.“ Was sich allerdings der türkische Präsident Erdogan seitdem alles erlaubt, hat mit meinem Verständnis von Demokratie und Meinungsfreiheit herzlich wenig zu tun. Da wird ein „Militär-Putsch“ als Vorwand inszeniert, um den Ausnahmezustand herzustellen und kritische Journalisten (nicht nur deutsche) werden einfach eingesperrt. Eines vorab: Ich habe viele türkische Freunde und das was jetzt folgt, sehen viele von denen genauso. Und es gilt hier das Gleiche wie in der Flüchtlingsdiskussion: Ihr seid alle herzlich willkommen in unserem Land! Aber wir sind hier in Deutschland und die Regeln, wie man sich hier zu benehmen hat, stehen im DEUTSCHEN Strafgesetzbuch und nicht in irgendeinem TÜRKISCHEN Pamphlet.

In wenigen Sätzen alles gesagt

Trotz des technischen Fortschritts ist die Medienwelt leider noch nicht in der Lage, Artikel in einer Zeitung mit passenden Videos zu kombinieren. Das geht nur in Online-Blogs. Dafür hat die klassische Zeitung andere Vorteile und ist vielfältig einsetzbar. Aber der Journalist Henrik M. Broder hat in einem Interview mit dem Fernsehsender N24 in wenigen Sätzen alles zu der aktuellen Situation gesagt. Er spricht mir sozusagen „aus der Seele.“ Hier die wesentlichen Aussagen seines Kommentars zur aktuellen Situation:

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„Es gibt kein Einreiseverbot für den türkischen Justizminister Er kann Ferien in Timmendorf machen, sich in München den Blinddarm rausnehmen lassen oder sich in einer Hamburger Hafenkneipe die Kante geben. Ich würde ihn übrigens sehr gerne hier in Deutschland begrüßen. Mit einem Haftbefehl wegen Verstoßes gegen die Menschenrechte. Wollen wir es zulassen, dass interne Auseinandersetzungen aus irgendeinem Land in Deutschland ausgetragen werden?  Es gibt hier keine Exil-Inder, Exil-Spanier oder Exil-Dänen, die das machen, nur die Türken nehmen sich das raus. Mit welchem Recht ? Und wer hier etwas dagegen sagt, wird gleich als Nazi oder Faschist beschimpft. Da verwechseln die Türken aber leider ihre Gegenwart mit unserer Vergangenheit. Und die alte Nazi-Keule hat sich irgendwann auch mal abgenutzt (übrigens: Broder ist jüdischer Abstammung!):Der Skandal ist nicht, dass die Türken das machen, sondern, dass wir uns das bieten lassen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die EU in den Jahren 2007-2013 die Türkei mit 4,6 Milliarden Euro gesponsort hat. Auf der Überweisung stand der Verwendungszweck: „Zur Förderung der Demokratie, Zivilgesellschaft und Rechtsstaatlichkeit.“ Und was haben sie daraus gemacht? Eine Diktatur !“

Die Krönung von Erdogans Selbstüberschätzung liefert auch die Tatsache dass die Türkei sich in letzter Minute noch als Austragungsort für die Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2024 beworben hat. Da fehlt nur noch, dass der dicke bekloppte Nordkoreaner die WM 2026 ausrichtet.

Kommen wir zu einem lokalen Thema, aber im Prinzip geht es um das gleiche.

Bravo Heinz Schneider

Zum wiederholten Male gab es bei einem Spiel des lokalen, türkisch geprägten Vereins WGB Weilburg Stress. Auch hier möchte ich voranstellen, dass ich einige Verantwortlich dort kenne und auch sehr schätze. Aber ich muss zum wiederholten Male auch feststellen. „Ihr habt euren Laden nicht im Griff!“ Es liegt anscheinend an der unterschiedlichen Mentalität, wie man mit sportlichen Niederlagen umgeht, aber diese mit Gewalt zu verarbeiten geht einfach nicht. Umso mehr Respekt  vor dem Schiedsrichter dieses Spiels, der auch die „Eier in der Hose hatte“ in einem Sonderbericht festzuhalten was geschehen ist. Das Kreisfußball-Sportrichter Heinz Schneider hat dann auch (was in meinen Augen längst überfällig war) endlich einmal Strafen ausgesprochen, die den Beteiligten auch wehtun“. Hier war nämlich nicht die Flasche leer, sondern das Maß voll. 40 Spiele Sperre für den Hauptübeltäter sind ein Wort. Der hat (vorerst) fertig!

Bausparen – Nein, Danke!

2 März 2017

Max Stillger über das Ende einer einstmals beliebten Sparform

Seit Beginn der Niedrigzinsphase weiß meine „Stammkundschaft“ und wissen auch meine Leser, dass es zwei Finanzprodukte gibt, die kein Mensch mehr braucht, da sie einfach nicht mehr in die heutige Zeit passen. Lebensversicherungen und Bausparverträge. Wobei hier immer zu unterscheiden ist: Habe ich einen „Altvertrag“, der noch zu Konditionen abgeschlossen, als es noch relativ hohe garantierte Zinsen gab, oder stehe ich vor der Frage eines Neuabschlusses.  Für den Bereich der Bausparkassen dürfte seit dem vergangenen Dienstag die Frage nach der Existenzberechtigung geklärt sein. Meine Empfehlung an die Branche: Dreht den Schlüssel rum und der letzte macht das Licht aus!

Was ist passiert? Jahre – oder besser jahrzehntelang – wurden Bausparverträge von Banken und Finanzvermittlern neben dem durchaus sinnvollen Einsatz in Baufinanzierungsmodellen auch oft als Sparvariante verkauft. Der Staat befeuerte das sogar noch mit der Wohnungsbauprämie, die es für Geringverdiener auf die Zinssätze von drei – vier Prozent noch obendrauf gab. Wenn man schlau war, wählte man eine relativ niedrige Bausparsumme, denn die Höhe der Kosten für den Abschluss eines Bausparvertrages richtet sich nach der Bausparsumme. Hier fallen in der Regel 1% Gebühren an, das heißt bei einer Bausparsumme von 10.000 € sind das 100 € und bei einer Summe von 50.000 € dann schon 500 €. Ein Bausparvertrag bot außerdem die Möglichkeit ein „zinsgünstiges“ Darlehen zu bekommen, bei dem der Zinssatz ca. 2% über dem Sparzins liegt. Jahrelang galt die Faustregel drei Prozent Guthabenzins – 5 Prozent Darlehenszins. Da man seit 3-4 Jahren Baudarlehen für etwas mehr als 1% Zinsen bei der Bank bekommt, vergeben die Bausparkassen zu gut wie keine Darlehen mehr. Für alle BauSPARER, die noch Verträge mit 3-4% Guthabenzinsen haben, ist so ein Vertrag in der heutigen Zeit natürlich ein gutes Geschäft – ausnahmsweise mal ein Finanzprodukt, wo man ohne Risiko und garantiert noch Zinsen erhält. Aber genau diese Kunden wollen die Bausparkassen loswerden und haben jetzt vor dem Bundesverfassungsgericht ein Urteil erwirkt, nachdem Verträge, die älter als 10 Jahre sind, einseitig von den Bausparkassen gekündigt werden können.

Kurzsichtiges Urteil mit verheerender Signalwirkung

Als das am vergangenen Dienstag durch die Medien ging, habe ich gedacht, ich höre nicht richtig. An die Damen und Herren in Karlsruhe: Das war ein Bärendienst, den Sie der Finanzbranche erwiesen haben (auch wenn die Vertreter der Bausparkassen über das Urteil jubelten). Was ist denn heutzutage ein Vertrag noch wert? Gerade im Finanzsektor, wo dauerhaftes gegenseitiges Vertrauen überhaupt die Grundlage für ein Geschäft bietet, haben Sie demjenigen, zu dessen Nachteil sich ein Geschäft entwickelt hat, mit diesem Urteil einen Freibrief gegeben nach dem Motto „Laut Vertrag und unseren Geschäftsbedingungen müssen wir Ihnen 3 Prozent Zinsen bezahlen, aber wir erklären das jetzt mal für ungültig.“ Vielmehr hätten sich die Richter in Karlsruhe mal fragen sollen, warum sind denn die Bausparkassen in diese missliche Lage gekommen? Nämlich durch kollektives Versagen in der Führungsebene und eine viel zu späte Anpassung der Produktpolitik an die veränderte Marktlage. Außerdem hat auch die „Umsatzgeilheit“ der Vertriebsvorstände (wobei diese Halskrankheit auch bei Versicherungskonzernen sehr weit verbreitet ist) ihren Teil dazu beigetragen. Wenn ich Provisionen nicht nur aus der Abschlussgebühr, sondern auch aus einem (leider nicht mehr vorhandenen) Zinsüberschuss bezahle, muss ich mich nicht wundern, dass der Schuss nach hinten losgeht. Analog zu meiner Kolumne von letzter Woche weite ich meinen Vorschlag zur ärztlichen Untersuchung vor Vertragsabschluss deshalb auch auf Bausparverträge aus. Wer nach diesem Urteil noch einen abschließt, der muss ebenfalls zum Arzt bzw. frage ich mich, ob dem überhaupt noch zu helfen ist.