Nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird

17 November 2016 von Max Kommentieren »

So lautete mein Fazit nach dem doch für viele überraschenden Wahlausgang in den USA. Und die ersten Statements des neu gewählten Präsidenten klingen doch schon weitaus „weicher“ als die meisten Aussagen im erbittert geführten Wahlkampf. Absolut null Verständnis habe ich für die ganzen Demonstrationen, die nicht nur in den USA jetzt wegen des Wahlausgangs angezettelt werden. Leute, dieser Mann ist demokratisch gewählt und eines der Grundverständnisse von Demokratie ist für mich die Akzeptanz eines Wahlergebnisses. Punkt!  Wem das nicht passt, der kann auswandern anstatt zu demonstrieren. Sollte im nächsten Jahr hierzulande eine rot-rot-grüne Regierung gewählt werden, wird auch nicht alles so heiss gegessen wie es gekocht wird. Aber in diesem Fall wird es auch viele Leute geben, die keine Lust haben sich von Kommunisten regieren zu lassen. Und da nützt Demonstrieren dann auch nichts mehr. Das muss man sich vor der Wahl überlegen.

Die Börse reagiert positiv

Wie bereits letzte Woche von mir prophezeit, schert sich auch die Börse relativ wenig um das Wahlergebnis, wobei die Entwicklung am Tag nach der Wahl schon außergewöhnlich war, aber letztendlich spiegelbildlich das Gefühl der meisten Leute ausdrückt. Zunächst 4% Minus als Ausdruck des Staunens, und auch ein wenig Angst, was denn jetzt kommt. Dann im Tagesverlauf eine Trendwende um insgesamt 6% nach oben, was zum Teil ja auch der in der Überschrift dieses Textes beschriebenen Einschätzung Rechnung trägt. Mittlerweile sieht es so aus, dass die Börse Donald Trump wohl „gar nicht so schlecht“ findet und der Unsicherheitsfaktor „Wahl“ gehört der Historie an.

Wenn nicht jetzt, wann dann ?

Natürlich kann man jetzt auch argumentieren: Nächstes Jahr sind Bundestagswahlen, in  Schleswig-Holstein ist die Vogelgrippe ausgebrochen, die Grünen wollen die Vermögenssteuer einführen, in sechs Wochen ist Weihnachten und in der ersten Januarwoche sind die meisten Leute im Urlaub. Es gibt für die Zauderer unter uns immer einen Grund nochmal und nochmal zu warten. Aber wer sich mit dem Gedanken trägt, als Alternative zu den Nullzinsen einmal mit Aktien zu beschäftigen, findet jetzt beste Voraussetzungen vor. Es gibt lediglich eine Tendenz, die mir etwas Sorge macht. Nicht nur in den USA – auch bei uns fängt man mit dem Argument „Ich werde dafür sorgen, dass die Sparer wieder ordentliche Zinsen für ihr sauer verdientes und erspartes Geld bekommen“ Wählerstimmen.  Leider ist das so, weil den meisten Leuten das wirtschaftliche Grundverständnis fehlt, was denn steigende Zinsen eigentlich für Konsequenzen haben und welches Unheil sie anrichten. Seit ein paar Wochen sehen wir leicht steigende Zinsen im langfristigen Bereich und diese Tendenz wurde durch das Wahlergebnis noch verstärkt. Bevor Sie aber jetzt wieder über Zinspapiere nachdenken:„Leicht steigend“ bedeutet, dass die Verzinsung von 10-jährigen Bundesanleihen von minus 0,15% auf plus 0,27% angestiegen ist. Sicherlich ist auch ein Anstieg auf 1% unproblematisch, obwohl man dann für Kredite das Doppelte (nämlich 2% anstatt 1% wie Z.Zt.) bezahlen muss.

Aber ich hoffe für uns alle, dass wir nicht die Erfahrung weiter steigender Zinsen machen müssen, denn wenn aus dieser kleinen „Kerze der Hoffnung“ für Sparer ein „Feuer“ entfacht wird, werden mittelfristig – nicht nur bei uns – „die Lichter ausgehen.“ Bei zwei Billionen Staatsverschuldung (alleine beim Bund) möchte ich dann nicht in der Haut eines Politikers stecken, der den Leuten erklären muss, dass für Kindergärten, Krankenhäuser, Lehrer etc. kein Geld mehr da ist, weil es für den Schuldendienst gebraucht wird.

Karneval in Washington

Weltweit größter Schuldner sind übrigens mit 16 Billionen Staatsverschuldung die USA selber und eine der ersten Erfahrungen die Donald Trump machen wird, wurde schon 1949 von der Kölner Karnevalslegende Jupp Schmitz in dem Lied „Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld“ verarbeitet. Außerdem ist Donald Trump ja Immobilienunternehmer und wenn einer weiss, was steigende Zinsen anrichten können, dann er. Von daher glaube ich, dass das, was wir am Zinsmarkt derzeit sehen, eher ein kleines Zeichen der Unsicherheit ist, als eine generelle Trendwende. Bei weiter niedrigen Zinsen kann sich Wolfgang Schäuble dann auch Gedanken über mögliche neue Steuerquellen sparen. Die von den „Grünen“ dieses Wochenende ins Spiel gebrachte Wiedereinführung der Vermögenssteuer klang für mich eher wie ein verspäteter Aprilscherz, bzw. der 11.11. war ja nicht weit entfernt. Wenn ich höre, wie dann völlig weltfremde „Wirtschaftsexperten“ auf dem Podium davon träumen, das die „Superreichen“ dann endlich zur Kasse gebeten werden, wundert es mich nicht, wer in der Politik so alles ein Mandat vom Wähler angetragen bekommt. Die zitierten“ Superreichen“ wohnen doch alle längst in der Schweiz. (und unterstützen von dort aus z.B. notleidende Sportvereine – insbesondere in Norddeutschland). Aber Gott sei Dank gibt es auch in den Grünen-Reihen mit Winfried Kretschmann, dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Leute, die das realistisch sehen. Seine Meinung dazu: „ Das gefährdet den deutschen Mittelstand und der ist das Herz unseres Landes.“ Meine Meinung: „Guter Mann !“