Weihnachten steht vor der Tür und an den Finanzmärkten ist, was das Jahr 2012 betrifft, der „Drops weitgehend gelutscht“. Wie immer gibt es in einer Rückschau Gewinner und Verlierer, wobei das Jahr 2012 sicherlich als eines der besseren Jahre in die Börsen-Geschichte eingehen wird. Mit einem Anstieg von knapp 2.000 Punkten (was etwa 30% entspricht) ist der DAX in diesem Jahr überdurchschnittlich gestiegen, aber es wurde nach den mageren Ergebnissen der letzten Jahre ja auch mal wieder Zeit. Ich hoffe für Sie, liebe Leser, dass sie sich auch über diese Entwicklung freuen können und etwas davon profitiert haben. Schließlich war es in diesem Jahr ja recht einfach. Man musste nur das Klingeln des Börsenmannes Ende Januar an dieser Stelle registrieren und einfach mal etwas riskieren. Überhaupt war es im Jahr 2012 schwer mit Anlagen Geld zu verlieren. Ob Aktien, Anleihen oder Immobilien, überall waren steigende Preise zu verzeichnen. Die klaren Verlierer des Jahres 2012 sitzen für mich auf der „Angsthasen-Seite“. Alle Zauderer, die sich von den Negativ-Szenarien haben verrückt machen lassen und weiter auf „Kasse“ und „Festgeld“ gesetzt haben, müssen sich mit Mini-Renditen um die 1% zufrieden geben. Aber Rückschau ist immer einfach, und der Herr „Hätt ich“ und Frau „Wenn ich“ liefern uns keine konkreten Anlageempfehlungen für die Zukunft. Für mich ist die wichtigste Erkenntnis des Jahres 2012: „Der risikolose Zins ist tot“. Es gibt keine Chance mehr 5%pro Jahr (oder mehr) ohne jedes Risiko zu erwirtschaften. Darüber muss sich jeder Sparer oder Investor im Klaren sein. Die Kunst des erfolgreichen Anlegens in der Zukunft besteht darin, Risiken gescheit zu managen bzw. einzugrenzen. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass „Geld anlegen“ in Zukunft eine noch schwierigere und anspruchsvollere Aufgabe darstellt, als es schon immer war. Und man muss kein Prophet sein, dass die Akteure in der Finanzbranche durch die niedrigen Zinsen vor einer sehr harten Zukunft stehen. Bei einem risikolosen Zins von 8% beschwert sich kein Mensch, wenn er 1% davon für die Verwaltung seines Vermögens bezahlen muss. Bei einem Zinssatz von 1% fällt das aber sehr wohl ins Gewicht, wobei der Aufwand für die Verwaltung das Gleiche ist. Nur eine gewisse Größe an verwaltetem Vermögen sorgt hier künftig dafür, dass die Anbieter weiter existieren können. Obwohl das Finanzwissen der Deutschen in vielen Bereichen ausbaufähig ist, um nicht zu sagen, dass wir es mit einem hohen Grad an „Analphabetentum in Finanzfragen“ zu tun haben, hat die Finanzkrise seit 2008 und deren öffentliche Wahrnehmung dafür gesorgt, daß mittlerweile viele Angebote kritisch hinterfragt werden. Hier leistet das Internet genauso wie bei der Urlaubssuche oder der klassischen „2 Uhr Nachts-Thekenfrage“ – Wer verschoss im Europokalfinale 1984 den entscheidenden Elfmeter ? – mittlerweile wertvolle Dienste. „Kommissar Google“ hat mir auch in dieser Woche wieder einen Fall geliefert, der – wohl typisch für das Jahr 2012 – die Geschäftsgebaren von deutschen „Vorsorge-Instituten“ wieder einmal eindrucksvoll beleuchtet. Das „Handelsblatt“ berichtete diese Woche, dass die Bausparkasse „Wüstenrot“ mit einer Kampagne unter dem Titel „Kampf um Gold“ ihre Vertreter dazu anspornt, hochverzinsliche Alt-Verträge (da gibt es tatsächlich noch bis zu 4% „sichere“ Guthabenzinsen) aufzulösen und gegen eine Einmalprämie in einen niedrig verzinslichen Tarif zu wechseln. Mehr als 700.000 Kunden (!) sollen auf diesen Beschiss reingefallen sein und in der Summe Zinsverluste von über 700 Millionen € erlitten haben. Mit solchen Aktionen beschleunigen diese Dinosaurier ihren eigenen Untergang und aus „Wüstenrot“ wird „Wüstentod“. Für mich ohnehin die Verlierer des Jahres 2012.
Apropos 1984: Es war die italienische Stürmerlegende Francesco Graziani, damals in Diensten des AS Rom im Finale gegen den FC Liverpool. Nach regulärer Spielzeit stand es übrigens 1:1. Und gespielt wurde in ? Richtig: Rom – „Finale a casa“. Liebe Bayern-Fans, alles schon mal dagewesen. Ich wünsche Ihnen allen frohe und erholsame Feiertage und einen guten Rutsch ins Jahr 2013.