Archiv für November 2012

Viel Wind um nichts

28 November 2012

Steueralarm für Rentner – 57.500 Aufforderungen zur Abgabe einer Steuererklärung an hessische Rentner verschickt. Mit dieser Maßnahme hat das hessische Finanzministerium für geschätzte 500.000 schlaflose Nächte in den hessischen Senioren-Schlafzimmern gesorgt. Zunächst die gute Nachricht: In 490.000 Fällen waren die schlaflosen Nächte für die Katz – also unbegründet. Aber wenn wir uns diese Problematik mal etwas näher anschauen, ist das für mich ein mittelschwerer Skandal, verursacht durch ein voreiliges „auf’s Knöpje drücke“ desjenigen, der damit den Versand dieser Mitteilungen ausgelöst hat. Was sind die Hintergründe des Ganzen ? Mit der Reform des Alterseinkünfte-Gesetzes im Jahr 2005 hat sich der Gesetzgeber zu einer schrittweise in Kraft tretenden stärkeren Besteuerung der Renten entschieden. Waren bis zu diesem Zeitpunkt Renten immer nur mit der Hälfte des Betrages steuerpflichtig, steigt dieser Prozentsatz um 2% pro Jahr an, an dem man nach 2005 in Rente geht. Wer also 2010 erstmals Rente bezieht, muss 60% des Betrags versteuern und wer 2015 in Rente geht 70%. Wichtig dabei ist, dass der Prozentsatz, der im Jahr des erstmaligen Rentenbezugs gilt, für den Rest des Lebens festgeschrieben bleibt. Der wichtigste Begriff für Rentner lautet:  GRUNDFREIBETRAG. Der liegt bei ca. 8.000 € pro Person, d.h. ein Ehepaar zahlt für die ersten 16.000 € zu versteuerndes Einkommen (und das können bis zu 32.000 € Rente p.a. sein ,da diese ja nur zu 50% einfliesst) überhaupt keine Steuern. Dazu kommen weitere Freibeträge für Krankenversicherung, evtl. Behinderten-Pauschbeträge (fast jeder der über 60-jährigen hat ja irgendein „Wehwehchen“, die sich auch schnell auf 5.000 € im Jahr summieren können.  Um für alle Betroffenen einen kleinen „Schnell-Check“ zu machen und um die Frage „Muss ich Steuern zahlen oder nicht ?“, zu beantworten, nehmen wir mal  „Backsteins Erna“, die seit 50 Jahren mit „Backsteins Dieter“ verheiratet ist, als Beispiel. Dieter kriegt seit dem Jahr 2000 1.500 € monatliche Rente und Erna seit dem Jahr 2002 250 € Rente. Die beiden haben in ihrem Haus noch eine Wohnung vermietet, die 450 € Mieteinnahmen im Monat (=5.400 € im Jahr) bringt. Außerdem haben Sie 100.000 € auf der Bank liegen, die 1,5% Zinsen im Jahr bringen u. Dieter trainiert noch die 2. Mannschaft des örtlichen Fußballvereins, wofür er  150 € im Monat bekommt. Wenn Sie sich jetzt ärmer als die beiden fühlen, müssen Sie sich (zumindestens wegen dem Finanzamt u. drohender Steuerforderungen) keine Sorgen machen. 21.000 € Rente zusammen mit 50% bewertet ergeben 10.500 € p.a. Die Zinsen bleiben steuerfrei, da es in diesem Bereich einen Freibetrag von 1.600 € gibt. Ebenso das Trainer-Gehalt. Hier bleiben nach der derzeitigen Regelung bis zu 2.100 € p.a. steuerfrei. Bleiben noch die 5.400 € Miete, die das Einkommen auf 15.900 € erhöhen.  – Fazit: Backsteins bleiben steuerfrei ! Und noch nicht berücksichtigt sind hier: Reparaturen, die auf die Mietwohnung entfallen, und die o.g. zusätzlichen Freibeträge, sodass Erna auch noch 300 € monatlich beim Aldi an der Kasse dazu verdienen kann, ohne dass voraussichtlich dann Steuern anfallen. Obendrein können beide auch noch einem sogenannten Minijob (bis zu 400 € mtl., ab 2013: 450 € mtl.) nachgehen, da in diesem Fall der Arbeitgeber die kompletten Abgaben trägt. Also viel Wind um nichts in Sachen Rentner. Aber ich komme nochmal auf die gefühlten 490.000 schlaflosen Nächte zurück. Bei dieser Generation lösen Briefe von Behörden – seien sie berechtigt oder nicht – in der Regel erhöhte Adrenalinschübe aus. In der heutigen Zeit können sich die Behörden per Kontenabfrage nahezu lückenlos einen Überblick über die Zahlungsströme und damit auch Einkommen der Bürger verschaffen. Und mal so eben eine Steuererklärung auszufüllen, ist für einen 80-jährigen, der das seit 20 Jahren nicht mehr gemacht hat, ein richtiges Problem. An dieser Arbeit können auch die zahlreichen Steuerberater in unserem Land keine Freude haben, da das erzielte Honorar im Falle des Durchschnitts-Rentners in keinem Verhältnis zum Aufwand steht. Das geht doch schon damit los, wenn die Leute die notwendigen Unterlagen zusammen suchen müssen und a) nicht wissen, was z. B. eine „Ertragsbescheinigung Ihres Kreditinstituts“ ist und b) wenn sie es wissen, oftmals die Unterlagen dann nicht finden und mühsam Ersatzbescheinigungen bestellt werden müssen, die dann obendrein auch wieder Geld kosten. Und das alles, weil in einem von 10 Fällen dann vielleicht 200 € Steuernachzahlung winken ? Da ist die Soße – auch in der Finanzverwaltung – teurer als der Braten. Und die 200-300 €, die dann ein Rentner für eine Steuererklärung zahlen muss, die sich im Nachhinein als überflüssig herausstellt, sind für mich ein Skandal. Das Augenmerk der Finanzverwaltung sollte auf den großen Fischen liegen, da schwimmen auch in der heutigen Zeit immer noch genügend freie rum. Da rentiert es sich dann wenigstens.

Die Dinosaurier des 21. Jahrhunderts

21 November 2012

Die derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau verharrenden Zinsen, machen in vielen Bereichen richtig Spaß. Häuslebauer, deren Zinsfestschreibung in diesen Tagen ausläuft, können sich über deutlich niedrigere Raten freuen. Hier gebe ich aber allen den Rat: Steckt das künftig bei den Zinsen gesparte Geld in eine höhere Tilgung. Viele Unternehmer nutzen die günstige Situation und packen Investitionen an, sei es in neue Maschinen oder in die Erweiterung der Betriebsgebäude. Das schafft Arbeitsplätze und Aufträge für die Wirtschaft. Als logische Folge daraus liest man sogar gelegentlich von Überschüssen in den Rentenkassen und einige Krankenkassen überlegen sogar Prämien an Ihre Mitglieder auszuschütten. Auch hier gilt: Leute werdet nicht leichtsinnig und übermütig, neben den niedrigen Zinsen sorgt auch der EURO dafür, dass bei uns eine im europäischen Vergleich hohe Beschäftigung herrscht, das wird nicht ewig so bleiben. Ein weiterer Bereich, der von den niedrigen Zinsen derzeit extrem profitiert, sind alle Finanzprodukte – oder besser sollte man sagen: Anlageprodukte – die aus einer Kombination von Investitionen mit festen Erträgen (z.B. Immobilien = Mieten/Pachten oder Windräder/Solaranlagen = Stromerlöse) auf der linken Seite der Bilanz und Eigenkapital kombiniert mit Krediten auf der rechten Seite der Bilanz bestehen. Je höher der Anteil von Fremdkapital zu Eigenkapital, desto attraktiver werden die Renditen für Investoren. Hierin liegt aber zugleich auch eine große Gefahr. Viele Menschen sind geneigt, Risiken auszublenden, weil die sogenannte „Halskrankheit“ (besser bekannt unter der Bezeichnung: „Gier“) das definitiv notwendige Gespür für ein gewisses Maß an Sicherheit oft ausschaltet. Man muss bei allen langfristigen Investitionen auch mal durchrechnen, wie sich diese denn mit einem Fremdkapitalzins von 5% anstatt der derzeitigen 2-3% „anfühlen“. Das gilt insbesondere für Anleger, die sich überlegen in einem der Ballungszentren wie München, Frankfurt oder Hamburg eine Immobilie anzuschaffen, nach dem Motto „Da werden immer Wohnungen gesucht“. Letzteres stimmt ohne Zweifel, aber wenn ich für eine Wohnung die 30-fache Miete auf den Tisch des Hauses lege, dann ist der alte Kaufmanns-Grundsatz „Im Einkauf liegt der Gewinn“ völlig ausgeblendet. Diese Anlage macht dann bei 5% Kredit-Zinsen definitiv keinen Spaß mehr und man kommt aus diesem Geschäft auch ohne Blessuren nicht mehr raus. Es heißt zwar so schön „jeden Tag steht ein Dummer auf“ aber leider gehörte man dann wohl eher selbst zu dieser Gruppe und zwar an dem Tag, an dem man dieses Investment eingegangen ist. Das fühlt sich dann wahrscheinlich genauso an, als wenn man vor 13 Jahren Telekom-Aktien zum Kurs von 100 € gekauft hat (die gibt es heute übrigens für 8,29 €)in der Hoffnung einen noch Dummeren zu finden, der sie einem dann für 130 € ein paar Monate später abkauft.  Ganz anders sieht es natürlich aus, wenn man an einem dieser Standorte eine Immobilie zu der 10-15-fachen Jahresmiete „schießen“ kann.  Da kann man nicht viel falsch machen, aber bei jedem vermeintlichen „Schnäppchen“ gilt natürlich zu prüfen „Was ist denn der Grund warum die Gegenseite zu diesem Preis verkaufen will?“ Wie so oft im Leben gibt es da, wo Gewinner sind,  auch Verlierer. Hauptverlierer in der momentanen Situation der niedrigen Zinsen sind sicherheitsorientierte Sparer. Aber da muss die Devise lauten: „Umdenken“ und mit einer möglichst breiten Streuung auch mal raus aus dem geliebten Festgeld. Es gibt aber auch einen Wirtschaftszweig, der in diesem Umfeld „austrocknet“, um den es mir – ehrlich gesagt – wenig Leid tut. Zumal aus diesem Umfeld jetzt allen Ernstes eine Stimme laut wurde, die die Europäische Zentralbank aufforderte, die Niedrigzinsphase zu beenden und die Zinsen anzuheben. Es handelt sich hierbei um die Versicherungsbranche, für mich die „Dinosaurier des 21. Jahrhunderts“ . Alleine eine solche Forderung zu stellen und damit Millionen von Arbeitsplätzen in der Wirtschaft zu riskieren, ist für mich eine Unverschämtheit schlechthin. Als das letzte Woche gelesen habe, war mein erster Gedanke: „Was hat der denn geraucht ?“ Die Dinosaurier konnten sich nicht an veränderte Lebensbedingungen anpassen, was Ihnen letztendlich den Garaus bescherte. Meine lieben Herren von der  Ergo, Generali und wie sie alle heißen: Wenn Euer Geschäftsmodell im jetzigen Umfeld nicht mehr funktioniert, dann dreht halt den Schlüssel rum und sperrt Eure Läden zu. Wenn man bedenkt, dass 80% der Versicherungsverträge nicht bis zum Ablauf bespart werden, ist es künftig für diese Anleger besser, das Geld zuhause unter die Matratze zu legen, als es in einen Vertrag bei Euch einzuzahlen. Mit der Propaganda der „totalen Sicherheit“ kann man heute nichts mehr verdienen, zumindest reicht es nicht für die ganzen „Wasserköpfe“, die Ihr in der Verwaltung und im Vertrieb aufgebaut habt. Oder wie wär‘s denn mal mit ein  paar innovativen Ideen auf der Anlageseite. Im Jahr 2000 betrug der Aktienanteil an den Kapitalanlagen der Versicherer 12%, heute liegt er bei lächerlichen 2%. Apropos Dinosaurier – die gibt es nicht nur in der Finanzbranche. Auch der Zeitungsmarkt wandelt sich im Moment langsam, aber sicher. Die Verknüpfung von Print und Onlinemedien ist für die Zukunft unabdingbar. Und wenn dann das Ganze noch durch einen Fernsehsender unterstützt wird, umso besser.

Theo gegen den Rest der Welt

14 November 2012

Für mich gab es in diesem Film-Klassiker aus dem Jahr 1980 eine Szene, die sich eingeprägt hat. Marius Müller-Westernhagen alias Theo Gromberg steht mitten in der Nacht mit seinem Auto in der tiefsten französischen Provinz an einer Weggabelung, wo es nach links bzw. rechts in zwei Nester geht, die wahrscheinlich noch keine deutschsprachige Seele gesehen haben. Was ist denn nun die richtige Richtung ? Aber Theo hat ja seinen Taschenkalender mit einem Europakärtchen dabei. So ähnlich dürfte sich unser „Alt“-DFB-Präsident Theo Zwanziger gefühlt haben, als er vor der Frage stand: „Schreibe ich jetzt ein Buch über meine Zeit als Präsident oder lasse ich es sein ?“ Er hat sich – wie wir seit Anfang dieser Woche wissen – für die erste Variante entschieden. Einer der die andere Richtung gewählt hat ist der ehemalige Regierungssprecher und Wirtschaftsjournalist Friedhelm Ost, den ich in dieser Woche anläßlich eines Termins getroffen habe und wo neben Börsenthemen unter uns beiden „Fussball-Experten“ dieses Thema natürlich auch auf den Tisch kam. „Ich hatte zig Angebote nach meinem Ausscheiden aus der Politik ein Buch zu schreiben“ so der eingefleischte BVB-Fan. „Aber ich hab‘s dann gelassen. Entweder man schreibt die Wahrheit und hat dann anschließend fast keine Freunde mehr oder man lässt die kritischen Stellen weg und dann kommen die Betroffenen und  sagen, da fehlt ja die entscheidende Hälfte.“ Auf alle Fälle hat das Werk von Theo Zwanziger bereits vor Erscheinen für hohe mediale Wellen gesorgt. Jetzt hat ja fast jeder, der einen Ball dreimal hochhalten kann, sich schon in irgendeiner Form als Schriftsteller betätigt. Aber es macht natürlich einen Unterschied, ob das der Rekord-Torschütze von Kickers Emden ist oder der Mann, der bis vor kurzem den größten Sportverband der Welt (und da bin ich ausnahmsweise mal anderer Meinung als Uli Hoeness) vorbildlich geführt hat. Insbesondere in der schwierigen Phase um den Suizid von Nationaltorwart Robert Enke hat er da viele Sympathien gesammelt.  Aber mit so einem Buch begibt man sich auf dünnes Eis. Das mussten schon vor ihm andere erfahren, wie z.B. Ex-Nationaltorwart Toni Schumacher, für den sein Buch „Anpfiff“ den „Abpfiff“ seiner Karriere bedeutete. Dagegen hat mein alter Freund Rolf Töpperwien den Spagat geschafft, ein unterhaltsames Buch zu schreiben aber dabei möglicherweise pikante Details (die es mit Sicherheit en masse gibt) bewusst zu vermeiden. Oberste Regel für „Töppi“ war immer „Interna müssen intern bleiben“. Und es ist gerade mal ein Jahr her, als Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm für sein Buch (keinen Menschen interessiert heute mehr, wie es heisst) eben von Theo Zwanziger einen Rüffel einstecken musste. O-Ton damals: „ Unsere Nationalspieler müssen sich ihrer besonderen Verantwortung in der Öffentlichkeit bewusst sein. Dazu gehört auch der Respekt vor Persönlichkeiten des Fußballs, mit denen sie nicht immer einer Meinung waren oder sind.“ Mit diesen Worten hat er natürlich auch für sich eine Messlatte gelegt.  Des Geldes wegen hat er es sicherlich nicht gemacht, schließlich kommen die gesamten Erlöse des Buches einem wohltätigen Zweck zugute. Aber es ist wie letzte Woche mit dem Thema „Schweizer Franken“. Jetzt haben wir den Salat und es hilft „unserem Theo“ nicht, wenn er auch noch in den heimischen Gefilden mit Kritik übersät wird. Schließlich waren wir ja alle schon ein bißchen stolz, dass der „allmächtige“ DFB-Präsident aus unserer Region kommt. Und es gibt eine ganze Reihe von Vereinen, die von dieser Konstellation mit Sicherheit profitiert haben.  Allerdings wird es ein schwieriger Weg werden, aus dieser „Nummer“ ohne größere Blessuren rauszukommen. Da werden viele Gespräche notwendig sein, um „aufgerissene Gräben wieder zuzuschütten“ um es in seinen eigenen Worten über Uli Hoeness auszudrücken. Aber die Zeit heilt viele Wunden. In Einem gebe ich Theo Zwanziger uneingeschränkt Recht: Es ist immer leichter zu kritisieren, als sich zu engagieren und auch ich hätte es gerne gesehen, wenn ein Vertreter des FC Bayern ein internationales Gremium wie die UEFA oder die FIFA mal richtig aufmischt. So bleibt diese Aufgabe dem Theo vorbehalten, der ja nach wie vor im FIFA-Exekutiv-Komitee (sozusagen der „Weltregierung“ des Fussballs) seinen Platz hat. Und wenn er durch das Fegefeuer des ersten Buchs gegangen ist, wünsche ich mir da ein zweites Werk. „Tatort Zürich“ könnte der Titel lauten und vielleicht kommt es ja danach auch mit dem Uli wieder zur Versöhnung.

Allerdings gibt es unter diesem Titel schon ein Buch über die Machenschaften des Schweizer Bankgewerbes. Sehr empfehlenswert ! Wer nach dieser Lektüre sein Geld immer noch dahin trägt, dem ist wirklich nicht zu helfen…

Ein bißchen Spass muss sein

7 November 2012

Nachdem am vergangenen Freitag  in einem heimischen Presseorgan ein Artikel über einen Schweizer –Franken-Kredit des Landkreises Limburg Weilburg erschienen war, dauerte es nicht lange bis sich die ersten medialen Zeigefinger reckten. Der Tenor war immer der Gleiche: „Der Kreis hat sich verzockt“ und „Von welcher Bank haben die sich denn über den Tisch ziehen lassen“ Solche Stimmen werden ja immer dann laut wenn „etwas in die Bux gegangen ist.“ Aber so einfach ist das in dieser Situation nicht und ich möchte an dieser Stelle auch mal als (vermeintlicher) Finanzmann dazu ein paar Erläuterungen aus meiner Sicht geben. Bei jeglicher Art von Kreditaufnahme muss ich drei Entscheidungen treffen. 1. In welcher Währung verschulde ich mich ? 2. Wie lange schreibe ich die Zinsen fest ? und 3. Wie schnell bzw. wie hoch tilge ich das Darlehen ? Bei dem o.g. Geschäft handelt es sich um einen sogenannten „Fremdwährungskredit“, d.h. der Kredit wurde in einer fremden Währung (in diesem Fall Schweizer Franken) aufgenommen. Damit gehe ich dann ein zusätzliches Risiko ein (manche bezeichnen das als „Wette“, aber unter Wetten verstehe ich was anderes), dass sich diese Währung gegenüber meiner Heimatwährung verändert. Steigt die Fremdwährung, muss ich einen höheren Betrag zurück zahlen. Fällt die Fremdwährung, ermäßigt sich meine Kreditsumme. Aber genauso gibt es auch bei der Zinsfestschreibung Chancen und Risiken. Alle, die vor 3-4 Jahren ihr Darlehen zu damals vermeintlich günstigen 5% für 10 Jahre festgeschrieben haben, könnten sich heute schwarz ärgern, da Sie für die kommenden 6 Jahre weiterhin 5% anstatt den momentan erzielbaren 2,5% zahlen müssen. Ein ausgewogenes Finanzierungskonzept mischt Chancen und Risiken und von daher ist es auch in meinen Augen absolut nichts Ungewöhnliches das die Mannen um Kreiskämmerer Michael Lohr hier auch mit einem Teilbetrag des Finanzierungsbedarfs zum Mittel eines Fremdwährungskredits greifen. Zumal es in den vergangenen 15 Jahren insbesondere beim Schweizer Franken und auch beim Japanischen Yen nicht nur Risiken, sondern auch zu große Chancen gab. Vor allem boten Finanzierungen in diesen beiden Währungen phasenweise Zinsvorteile von 3% gegenüber einer vergleichbaren Euro Finanzierung. Diesen Vorteil muss man fairerweise schon einem möglichen Nachteil durch eine gestiegene Fremdwährung entgegen setzen. Und glauben Sie mir eins: In der Kreisverwaltung sitzen keine „dummen Buben“, die sich schon gar nicht von einer Investmentbank über den Tisch ziehen lassen, sondern das sind ausgewiesene Finanzfachleute, die ihr Handwerk verstehen. Aber das will in der heutigen Zeit, wo es dann gleich ums „Verzocken“ von Allgemein-Eigentum geht, ja keiner sehen.

So wie nach einem Börsencrash die ganzen „Festgeld-Heinis“ (unser ehemaliger Finanzminister Hans E. vorneweg) in den Medien präsent sind und sagen „wir habens ja schon immer gewusst…“. Meine Meinung hierzu findet sich in einem alten englischen Sprichwort, das lautet: “If my aunt had balls, she was my uncle” – auf Hessisch: „Hätt die Oma en Sack, wärs de Opa“ was nichts anderes bedeutet als „hinterher sind wir alle schlauer“. Kein Mensch konnte vor zwei Jahren vorhersehen, dass eine derartige Hysterie um den EURO den Schweizer Franken in diese Höhe katapultiert. Und damit wären wir bei der Frage: Wie geht man in der aktuellen Situation mit dem Thema um. Für mich gilt da das gleiche Rezept, mit dem wir gefühlte 10 Börsencrashs in den letzten 20 Jahren umschifft haben. Das Zauberwort heisst: AUSSITZEN. Allen, die jetzt verständnislos mit dem Kopf schütteln, empfehle ich mal einen kleinen Ausflug nach Zürich zu machen. 20 Franken für eine Currywurst mit Pommes und einem Bier an der Imbissbude oder 80 Franken für ein Rindsfilet in einem Restaurant lassen Sie so schnell den Heimweg wieder antreten, dass Sie sich über die 250 Franken für die Übernachtung in einer 2-Sterne-Bruchbude gar nicht mehr aufregen müssen. Für mich ist der Franken momentan die am meisten überbewertete Währung in der ganzen Welt. Und da sich – dank der Intervention unserer amerikanischen Freunde – das schweizerische Bankgeheimnis gerade in Luft auflöst, liegt mein Kursziel für den Schweizer Franken nicht bei einem EURO, sondern bei einer MARK. Was haben die denn noch außer Nestle, Novartis und ein paar Kühen, die von der Alm getrieben werden, wenn die ganzen Steuer-Bescheisser dieser Welt ihre Kohle dort abziehen. Auch gegen den Yen sehe ich momentan große Chancen. Die Japaner sind viel höher verschuldet als die Euro-Länder, aber kaum jemand weiß das. Von daher wird sich die derzeitige Währungskonstellation irgendwann wieder relativieren. So lange schiebt man diesen Kredit, dann halt einfach zu Zinsen um 1,5-2% vor sich her. Der einzige Wermutstropfen dabei: Sie brauchen eine Bank, die dieses Geschäft auch versteht. Und da gibt es welche, die machen den Weg frei aber es gibt halt auch andere, die bei dieser Art von Geschäft leider nicht so entspannt sind. Man muss nur eine Regel beachten: Den Spass nicht übertreiben. Ein bißchen Schweizer Franken und Yen ? Ja. Aber nicht alles.