Für mich gab es in diesem Film-Klassiker aus dem Jahr 1980 eine Szene, die sich eingeprägt hat. Marius Müller-Westernhagen alias Theo Gromberg steht mitten in der Nacht mit seinem Auto in der tiefsten französischen Provinz an einer Weggabelung, wo es nach links bzw. rechts in zwei Nester geht, die wahrscheinlich noch keine deutschsprachige Seele gesehen haben. Was ist denn nun die richtige Richtung ? Aber Theo hat ja seinen Taschenkalender mit einem Europakärtchen dabei. So ähnlich dürfte sich unser „Alt“-DFB-Präsident Theo Zwanziger gefühlt haben, als er vor der Frage stand: „Schreibe ich jetzt ein Buch über meine Zeit als Präsident oder lasse ich es sein ?“ Er hat sich – wie wir seit Anfang dieser Woche wissen – für die erste Variante entschieden. Einer der die andere Richtung gewählt hat ist der ehemalige Regierungssprecher und Wirtschaftsjournalist Friedhelm Ost, den ich in dieser Woche anläßlich eines Termins getroffen habe und wo neben Börsenthemen unter uns beiden „Fussball-Experten“ dieses Thema natürlich auch auf den Tisch kam. „Ich hatte zig Angebote nach meinem Ausscheiden aus der Politik ein Buch zu schreiben“ so der eingefleischte BVB-Fan. „Aber ich hab‘s dann gelassen. Entweder man schreibt die Wahrheit und hat dann anschließend fast keine Freunde mehr oder man lässt die kritischen Stellen weg und dann kommen die Betroffenen und sagen, da fehlt ja die entscheidende Hälfte.“ Auf alle Fälle hat das Werk von Theo Zwanziger bereits vor Erscheinen für hohe mediale Wellen gesorgt. Jetzt hat ja fast jeder, der einen Ball dreimal hochhalten kann, sich schon in irgendeiner Form als Schriftsteller betätigt. Aber es macht natürlich einen Unterschied, ob das der Rekord-Torschütze von Kickers Emden ist oder der Mann, der bis vor kurzem den größten Sportverband der Welt (und da bin ich ausnahmsweise mal anderer Meinung als Uli Hoeness) vorbildlich geführt hat. Insbesondere in der schwierigen Phase um den Suizid von Nationaltorwart Robert Enke hat er da viele Sympathien gesammelt. Aber mit so einem Buch begibt man sich auf dünnes Eis. Das mussten schon vor ihm andere erfahren, wie z.B. Ex-Nationaltorwart Toni Schumacher, für den sein Buch „Anpfiff“ den „Abpfiff“ seiner Karriere bedeutete. Dagegen hat mein alter Freund Rolf Töpperwien den Spagat geschafft, ein unterhaltsames Buch zu schreiben aber dabei möglicherweise pikante Details (die es mit Sicherheit en masse gibt) bewusst zu vermeiden. Oberste Regel für „Töppi“ war immer „Interna müssen intern bleiben“. Und es ist gerade mal ein Jahr her, als Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm für sein Buch (keinen Menschen interessiert heute mehr, wie es heisst) eben von Theo Zwanziger einen Rüffel einstecken musste. O-Ton damals: „ Unsere Nationalspieler müssen sich ihrer besonderen Verantwortung in der Öffentlichkeit bewusst sein. Dazu gehört auch der Respekt vor Persönlichkeiten des Fußballs, mit denen sie nicht immer einer Meinung waren oder sind.“ Mit diesen Worten hat er natürlich auch für sich eine Messlatte gelegt. Des Geldes wegen hat er es sicherlich nicht gemacht, schließlich kommen die gesamten Erlöse des Buches einem wohltätigen Zweck zugute. Aber es ist wie letzte Woche mit dem Thema „Schweizer Franken“. Jetzt haben wir den Salat und es hilft „unserem Theo“ nicht, wenn er auch noch in den heimischen Gefilden mit Kritik übersät wird. Schließlich waren wir ja alle schon ein bißchen stolz, dass der „allmächtige“ DFB-Präsident aus unserer Region kommt. Und es gibt eine ganze Reihe von Vereinen, die von dieser Konstellation mit Sicherheit profitiert haben. Allerdings wird es ein schwieriger Weg werden, aus dieser „Nummer“ ohne größere Blessuren rauszukommen. Da werden viele Gespräche notwendig sein, um „aufgerissene Gräben wieder zuzuschütten“ um es in seinen eigenen Worten über Uli Hoeness auszudrücken. Aber die Zeit heilt viele Wunden. In Einem gebe ich Theo Zwanziger uneingeschränkt Recht: Es ist immer leichter zu kritisieren, als sich zu engagieren und auch ich hätte es gerne gesehen, wenn ein Vertreter des FC Bayern ein internationales Gremium wie die UEFA oder die FIFA mal richtig aufmischt. So bleibt diese Aufgabe dem Theo vorbehalten, der ja nach wie vor im FIFA-Exekutiv-Komitee (sozusagen der „Weltregierung“ des Fussballs) seinen Platz hat. Und wenn er durch das Fegefeuer des ersten Buchs gegangen ist, wünsche ich mir da ein zweites Werk. „Tatort Zürich“ könnte der Titel lauten und vielleicht kommt es ja danach auch mit dem Uli wieder zur Versöhnung.
Allerdings gibt es unter diesem Titel schon ein Buch über die Machenschaften des Schweizer Bankgewerbes. Sehr empfehlenswert ! Wer nach dieser Lektüre sein Geld immer noch dahin trägt, dem ist wirklich nicht zu helfen…