Nachdem am vergangenen Freitag in einem heimischen Presseorgan ein Artikel über einen Schweizer –Franken-Kredit des Landkreises Limburg Weilburg erschienen war, dauerte es nicht lange bis sich die ersten medialen Zeigefinger reckten. Der Tenor war immer der Gleiche: „Der Kreis hat sich verzockt“ und „Von welcher Bank haben die sich denn über den Tisch ziehen lassen“ Solche Stimmen werden ja immer dann laut wenn „etwas in die Bux gegangen ist.“ Aber so einfach ist das in dieser Situation nicht und ich möchte an dieser Stelle auch mal als (vermeintlicher) Finanzmann dazu ein paar Erläuterungen aus meiner Sicht geben. Bei jeglicher Art von Kreditaufnahme muss ich drei Entscheidungen treffen. 1. In welcher Währung verschulde ich mich ? 2. Wie lange schreibe ich die Zinsen fest ? und 3. Wie schnell bzw. wie hoch tilge ich das Darlehen ? Bei dem o.g. Geschäft handelt es sich um einen sogenannten „Fremdwährungskredit“, d.h. der Kredit wurde in einer fremden Währung (in diesem Fall Schweizer Franken) aufgenommen. Damit gehe ich dann ein zusätzliches Risiko ein (manche bezeichnen das als „Wette“, aber unter Wetten verstehe ich was anderes), dass sich diese Währung gegenüber meiner Heimatwährung verändert. Steigt die Fremdwährung, muss ich einen höheren Betrag zurück zahlen. Fällt die Fremdwährung, ermäßigt sich meine Kreditsumme. Aber genauso gibt es auch bei der Zinsfestschreibung Chancen und Risiken. Alle, die vor 3-4 Jahren ihr Darlehen zu damals vermeintlich günstigen 5% für 10 Jahre festgeschrieben haben, könnten sich heute schwarz ärgern, da Sie für die kommenden 6 Jahre weiterhin 5% anstatt den momentan erzielbaren 2,5% zahlen müssen. Ein ausgewogenes Finanzierungskonzept mischt Chancen und Risiken und von daher ist es auch in meinen Augen absolut nichts Ungewöhnliches das die Mannen um Kreiskämmerer Michael Lohr hier auch mit einem Teilbetrag des Finanzierungsbedarfs zum Mittel eines Fremdwährungskredits greifen. Zumal es in den vergangenen 15 Jahren insbesondere beim Schweizer Franken und auch beim Japanischen Yen nicht nur Risiken, sondern auch zu große Chancen gab. Vor allem boten Finanzierungen in diesen beiden Währungen phasenweise Zinsvorteile von 3% gegenüber einer vergleichbaren Euro Finanzierung. Diesen Vorteil muss man fairerweise schon einem möglichen Nachteil durch eine gestiegene Fremdwährung entgegen setzen. Und glauben Sie mir eins: In der Kreisverwaltung sitzen keine „dummen Buben“, die sich schon gar nicht von einer Investmentbank über den Tisch ziehen lassen, sondern das sind ausgewiesene Finanzfachleute, die ihr Handwerk verstehen. Aber das will in der heutigen Zeit, wo es dann gleich ums „Verzocken“ von Allgemein-Eigentum geht, ja keiner sehen.
So wie nach einem Börsencrash die ganzen „Festgeld-Heinis“ (unser ehemaliger Finanzminister Hans E. vorneweg) in den Medien präsent sind und sagen „wir habens ja schon immer gewusst…“. Meine Meinung hierzu findet sich in einem alten englischen Sprichwort, das lautet: “If my aunt had balls, she was my uncle” – auf Hessisch: „Hätt die Oma en Sack, wärs de Opa“ was nichts anderes bedeutet als „hinterher sind wir alle schlauer“. Kein Mensch konnte vor zwei Jahren vorhersehen, dass eine derartige Hysterie um den EURO den Schweizer Franken in diese Höhe katapultiert. Und damit wären wir bei der Frage: Wie geht man in der aktuellen Situation mit dem Thema um. Für mich gilt da das gleiche Rezept, mit dem wir gefühlte 10 Börsencrashs in den letzten 20 Jahren umschifft haben. Das Zauberwort heisst: AUSSITZEN. Allen, die jetzt verständnislos mit dem Kopf schütteln, empfehle ich mal einen kleinen Ausflug nach Zürich zu machen. 20 Franken für eine Currywurst mit Pommes und einem Bier an der Imbissbude oder 80 Franken für ein Rindsfilet in einem Restaurant lassen Sie so schnell den Heimweg wieder antreten, dass Sie sich über die 250 Franken für die Übernachtung in einer 2-Sterne-Bruchbude gar nicht mehr aufregen müssen. Für mich ist der Franken momentan die am meisten überbewertete Währung in der ganzen Welt. Und da sich – dank der Intervention unserer amerikanischen Freunde – das schweizerische Bankgeheimnis gerade in Luft auflöst, liegt mein Kursziel für den Schweizer Franken nicht bei einem EURO, sondern bei einer MARK. Was haben die denn noch außer Nestle, Novartis und ein paar Kühen, die von der Alm getrieben werden, wenn die ganzen Steuer-Bescheisser dieser Welt ihre Kohle dort abziehen. Auch gegen den Yen sehe ich momentan große Chancen. Die Japaner sind viel höher verschuldet als die Euro-Länder, aber kaum jemand weiß das. Von daher wird sich die derzeitige Währungskonstellation irgendwann wieder relativieren. So lange schiebt man diesen Kredit, dann halt einfach zu Zinsen um 1,5-2% vor sich her. Der einzige Wermutstropfen dabei: Sie brauchen eine Bank, die dieses Geschäft auch versteht. Und da gibt es welche, die machen den Weg frei aber es gibt halt auch andere, die bei dieser Art von Geschäft leider nicht so entspannt sind. Man muss nur eine Regel beachten: Den Spass nicht übertreiben. Ein bißchen Schweizer Franken und Yen ? Ja. Aber nicht alles.