Am vergangenen Mittwoch war es soweit. Die Bundesrepublik Deutschland besorgte sich am Kapitalmarkt fünf Milliarden € für die nächsten 2 Jahre. Der Zinssatz , den unser Finanzminister Wolfgang Schäuble dafür bieten musste, lag bei 0,00% ! Ja sie haben es richtig gelesen. Wolfgang Schäuble bekommt das Geld für zwei Jahre von den Investoren glatt geschenkt, ohne das er auch nur einen einzigen Cent Zinsen dafür zahlen muss. Das Ganze lässt sich nur noch dadurch steigern, dass er demnächst vielleicht noch eine Gebühr für’s Aufpassen nimmt. Das würde man dann „Negativ-Zins“ nennen. Ich frage mich die ganze Zeit schon „Wer sind denn die Investoren, die sich auf solche Geschäfte einlassen“. Mir gegenüber hat sich jedenfalls noch keiner „geoutet“. Dem würde ich dann glatt vorschlagen, dass er seine Groschen auch mir zum Aufpassen geben kann. Ganz ohne Gebühren. Aber im Ernst: Bei Null Prozent Zinsen ist das faktisch Geld zum Fenster hinaus geworfen, da selbst bei großen institutionellen Investoren in Verbindung mit dieser Anlage Kosten in Form von Depotverwahrung bzw. Transaktionskosten bei Kauf/Verkauf anfallen. Für mich ist diese Entwicklung ein Parade-Beispiel dafür, wie irrational und unberechenbar die Finanzmärkte in der heutigen Zeit geworden sind. Um beim Thema „berechenbar oder unberechenbar“ zu bleiben: Alle Welt rechnete damit, dass der FC Bayern München sich beim „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea die Champions-League-Trophäe für das Jahr 2012 sichert. Aber es kam genau so, wie schon der alte Sepp Herberger sagte: „Die Leute gehen zum Fussball, weil sie vorher nicht wissen, wie das Spiel ausgeht.“ Und die Bayern haben zwar seit dieser Saison den Manuel Neuer zwischen den Pfosten stehen, aber dafür „koan Titel“. Und warum ? Im Gegensatz zu Wolfgang Schäuble hat bei den Bayern „die Null“ nicht gestanden. Wenn ich gegen einen so defensiv eingestellten Gegner sieben Minuten vor Schluss den Führungstreffer erziele, dann muss ein wahrer Champion in der Lage sein, diesen Vorsprung locker über die Zeit zu retten. Wenn ich aber sehe, wie Robben, Ribery und Co. in diesem Spiel sage und schreibe 20 Ecken, die ja teilweise mit letztem Einsatz erkämpft werden, völlig planlos verschenkten, der Gegner dagegen seinen einzigen Eckball eiskalt mit einer einstudierten Variante ausnutzte, kann man nicht nur von Pech sprechen.
Die „Null des Monats“ oder reden wir besser von den „Nullen des Monats“ finden wir allerdings in Berlin. Alle rund um Frankfurt wissen, wie schwierig es ist, einen Flughafen zu bauen und mit welchen Hindernissen man auf dem Weg bis zur Einweihung kämpfen muss. Was die Flughafengesellschaft, die den Bau des neuen Grußflughafens Berlin-Brandenburg in den vergangenen Wochen abgeliefert hat, kann man schlichtweg nur als Fiasko bezeichnen. Die für den 3. Juni 2012 geplante Eröffnung wurde knapp 3 Wochen vorher zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben, da noch „kleine Probleme bei der Umsetzung des Brandschutzkonzeptes“ (so die erste Begründung) zu lösen seien. In der letzten Woche wurde dann das ganze Ausmaß der Mängel publik, mit der Konsequenz dass die Eröffnung jetzt erst am 17. März 2013, also mehr als neun Monate später stattfinden soll. Und was in dem Zusammenhang wenig überrascht ist die gleichzeitige Mitteilung, daß die Gesamtkosten des Baus doch wohl deutlich über der ursprünglichen Planung liegen. Das alles verkündet von den Vertretern der Eigentümer Klaus Wowereit (Bürgermeister der Stadt Berlin) und Matthias Platzeck (Ministerpräsident von Brandenburg). Wie immer bei solchen Pannen: Mit dem beauftragten Planungsbüro wurde das Bauernopfer gesucht und gefunden. Aber wie wäre es denn meine Herren Wowereit und Platzeck, wenn Sie auch einmal über Konsequenzen nachdenken würden. Schließlich sind Sie die verantwortlichen Aufsichtsräte, die diesen ganzen Saustall eigentlich kontrollieren sollten. Aber es ist ja nicht ihr Geld, sondern „nur“ Steuergeld, das hier verbrannt wird. Und genau da liegt der Unterscheid warum die Dinge in Frankfurt funktionieren und in Berlin nicht. Der Betreiber des Frankfurter Flughafens (die Fraport AG) liegt zwar auch zu knapp über 50% in öffentlicher Hand, aber die andere Hälfte sind Aktionäre, die jeden Schaden am eigenen Geldbeutel spüren und entsprechenden Druck auf alle Beteiligten ausüben. Anders geht es auch bei Projekten in dieser Größenordnung nicht mehr. Die Zeiten, wo sich die öffentliche Hand in Deutschland solche Bauten leisten konnte, bei denen sich jeder der Beteiligten beide Säckel dreimal vollmachen konnte, sind definitiv vorbei. Realisierung öffentlicher Projekte mit privatem Kapital, so muss das Motto für die Zukunft lauten. Auch wenn unserem Finanzminister das Geld derzeit mit der Schubkarre hinter her getragen wird.