Man spricht Deutsch !

8 Februar 2012 von Max Kommentieren »

Der ein oder andere von Ihnen wird sich sicherlich noch an die Komödie (mit dem bayerischen Kabarettisten Gerhard Polt in der Hauptrolle) aus dem Jahr 1988 erinnern, in der er als Oberhaupt der Familie Löffler aus Ampermoching die italienischen Kellner in seinem Ferienort zur Weißglut brachte. Und der Name „Heinz-Rüdiger“ – alle die so heißen mögen, mir das verzeihen – steht seitdem nicht zuletzt dank des legendären FFH-Comedian Bodo Bach alias Robert Treutel als Synonym für das unselbständige Muttersöhnchen.

Wenn ich mir allerdings die so langsam eintrudelnden Geschäfts- und Jahresberichte der Finanzbranche aus dem Jahr 2011 anschaue, denke ich mir: Die Überschrift „Man spricht Deutsch“ sollten sich die Verfasser dieser Berichte mal zu Herzen nehmen. Die Finanzwelt ist kompliziert genug. Warum gelingt es den Protagonisten nicht, uns in diesem Bereich von den ganzen Anglizismen (auf Deutsch: deutsche Wörter die „eingeenglischt“ werden) zu verschonen. Warum kann man denn nicht einen Satz wie z.B.  „Die permament hohe Volatilität hat die Performance unserer Assets im Rahmen der benchmark-orientierten Multi-Balance-Strategie negativ beeinflusst. Wir konnten deshalb kein positives Alpha generieren.“ so formulieren, dass der Mann (oder die Frau) auf der Strasse das auch versteht.

Bedingt durch die starken Schwankungen haben wir oft falsche Entscheidungen getroffen und deshalb war unser Ergebnis im Vergleich zur Konkurrenz so schlecht.“ Das hört sich dann schon ganz anders an. Aber wenn man das so klar schreibt, könnten die Leute das ja auf einmal noch – welch schreckliche Vorstellung für die Finanzleute – verstehen. Mit der Konsequenz, dass sie dann vielleicht ihr Geld abziehen und woanders anlegen. Ganz von der Hand zu weisen ist diese Theorie sicherlich nicht. Ob sich die Anbieter damit einen Gefallen tun, steht auf einem anderen Blatt. Zumindest bekamen im Jahr 2011 viele Geldhäuser dahingehend die Quittung serviert, dass viele Anleger aus lauter Unsicherheit und Angst, in sogenannte „sichere“ Anlagen geflohen sind. Dass Angst – nicht nur bei der Geldanlage – ein schlechter Ratgeber ist, besagt ein altes Sprichwort. Und an den alten Sprichwörtern ist meistens etwas Wahres dran, sonst hätten Sie die Zeit nicht überlebt. Außerdem: Wenn die Leute überwiegend sichere und vor allem liquide Anlagen tätigen – auch das ist kein Geheimnis – schmelzen die Erträge der Geldinstitute wie der Schnee in der Sonne (auch wenn man sich das bei der derzeitigen Kälte nur schwer vorstellen kann). Von daher generiert diese Entwicklung nur Verlierer. Bei 1% auf dem Festgeld, bleibt für den Anleger nach Abzug von Inflation und Steuer nichts übrig und das bißchen Zinsmarge ist für die Bank zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig.

Aber – und da setze ich mal die Anleger-Brille auf – dass ist natürlich immer noch besser, als dass ich irgendein Versicherungsprodukt kaufe, wo ich mich auf Jahre festlege und das am Anfang mit immensen Kosten belastet ist. Oder irgendein undurchsichtiges Zertifikat zeichne, wo ich nach 5 Jahren Anlagedauer mit Begriffen wie „Volatilität“, „Performance“, „Benchmark“ und „Multi-Asset-Strategie“ am Nasenring durch die Manege gezogen werde und vor lauter „Fachkompetenz“ meines Beraters vergesse, die entscheidende Frage zu stellen, nämlich: „Was habt Ihr denn eigentlich mit meinem Geld gemacht ?“. Aber wie kann die Lösung hier ausschauen ? Ein alter angelsächsischer Grundsatz lautet: „Know your client – know your product.“ Auf Deutsch: Der Berater sollte seinen Kunden kennen und wissen, was für ihn gut ist bzw. wieviel Risiko er verträgt. Und ihm dann die richtige Dosis in seiner Anlagestrategie verpassen. Vor allem aber sollte der Berater das, was er tut, seinem Kunden auch verständlich rüber bringen. Und der Kunde bzw. Anleger sollte auch den Mut haben den Zeigefinger zu heben und zu sagen „Halt ! Das habe ich jetzt nicht verstanden.“ Einer grundlegenden Reform bedarf meiner Meinung nach das gesamte Vergütungssystem in der Finanzbranche. Das zur Zeit vorherrschende Provisionssystem sieht sich zusehends auch mit diversen Modellen der Honorarberatung konfrontiert. Aber es wird immer schwierig bleiben den Leuten klar zu machen, dass sie für eine Beratung etwas bezahlen müssen, was man doch vermeintlich bei der Bank oder dem Finanzberater „umsonst“ bekommt.  Ich finde die Branche sollte erfolgsabhängige Modelle entwickeln. Wenn der Kunde nach 5 Jahren nichts verdient hat, darf auch dem Berater nichts zustehen. 10 oder 15% pauschal auf alle Gewinne, die der Anleger macht, wäre für alle Seiten eine faire Lösung. Finanzamt und Berater sozusagen in einem Boot. Aber dann müssten Banken und Versicherungen im Gegenzug auf alle Abschlussprovisionen verzichten und die dem Kunden gutschreiben. Ich bin felsenfest davon überzeugt: In mehr als 95% aller in den letzten 10 Jahren in Deutschland getätigten Finanzgeschäfte, wäre das für den Anleger die bessere Lösung gewesen. Und für die guten und fairen Berater auch…