In Anlehnung an den Sommer-Hit des Jahres 1975 von legendären Oranje-Showmaster Rudi Carrell, müsste man den ganzen „Wetter-Journalisten“ eigentlich die Frage stellen: „Warum führt Ihr denn so einen Tanz auf ?“
„Das Kältehoch „Dieter“ lässt die Russenpeitsche knallen“, titelte z.B. die Bild-Zeitung in dieser Woche in Anspielung auf die kleine Kaltfront, die momentan über Deutschland liegt. Da werden Empfehlungen ausgesprochen, lieber zu Hause zu bleiben, als sich diesen Temperaturen auszusetzen. Ich bin da geneigt zu sagen „Ihr Leut, jetzt lasst mal die Kirch im Dorf ! Guckt mal in den Kalender und denkt mal nach, wie das früher war !“ Ich habe jedenfalls – im Gegensatz zu früheren Jahren – bis jetzt noch keinen Schlittschuhläufer auf der Lahn gesehen. Dass es definitiv kälter ist, als im vergangenen Jahr um diese Zeit, steht außer Zweifel. Aber 10-15 Grad Plustemperaturen (wie Anfang Februar 2011) Zeit sind in meinen Augen dann eher eine Sensation, als das, was sich momentan abspielt . Falls Ihnen am Wochenende ein eisiger Wind um die Nase pfeift, hier noch mal der Wetterbericht vom 5.2.2011:
„Gut, wer im Süden der Republik wohnt. Am Samstag wird das Wetter noch durchwachsen sein, doch am Sonntag dürfen sich die Süddeutschen auf richtig schönen Sonnenschein freuen. Und: Temperaturen von bis zu 13 Grad sind drin. Da blickt der Norden neidisch nach Süden.“
nachzulesen im Archiv von www.wetter.de
Und beim Recherchieren frei nach dem Motto „es hätte schlimmer kommen können“ bin ich dann auf die tiefste jemals in Deutschland gemessene Temperatur gestossen (Wikipedia sei Dank). Hätten Sie’s gewusst ? Am Heiligabend 2001 wurden am Funtensee in Bayern wirklich spektakuläre – 45,8 Grad gemessen. Wenn da dann noch Ostwind gewesen wäre, wäre der n-tv-Reporter vor Ort wahrscheinlich zur Eissäule erstarrt. Aber das Jammern über das Wetter ist ja ein Spiegelbild der Gesellschaft. Mal ist es zu kalt, dann ist es zu windig, dann ist es zu heiss. Ich kann mich noch gut an den vergangenen November erinnern, als es viel zu warm war und kein Tropfen Regen fiel. Und vor 5 Jahren wurde ein Sturm namens „Kyrill“ angekündigt , der sich dann im nachhinein zumindest in unserer Region als laues Lüftchen entpuppte. Was wurde damals im Vorfeld eine Hysterie erzeugt. Nicht alles, dass die Leute damals die Supermärkte geplündert haben und sich in Kellerschutzräume verbarrikadierten. Ich sehe die Schlagzeilen der kommenden Woche schon vor mir. Der Pressesprecher der Deutschen Bahn kann sich schon im wahrsten Sinne des Wortes „warm anziehen“. Denn dass es irgendwo in Deutschland Züge geben wird, wo die Heizung nicht funktioniert, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Auf alle Fälle ist es leichter sich gegen die Kälte zu wappnen, als gegen eine Hitzewelle, mit der wir in den nächsten 6-8 Monaten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ebenfalls konfrontiert werden. Und in Anbetracht von vielleicht läppischen 10 oder 15 Grad Minus sollten wir das Ganze wirklich gelassen betrachten. Deshalb kommt die Meldung der Woche für mich nicht vom Deutschen Wetterdienst, sondern von der Bundesagentur für Arbeit. Im Januar waren so wenige Menschen ohne Arbeit wie zuletzt vor 20 Jahren um diese Zeit. Ein weiteres Zeichen dafür, dass die Lage in Deutschland viel, viel besser ist als die Stimmung. Aber positive Berichterstattung ist ja langweilig…