„E 10, nein-tanke“ titelte die berühmte Zeitung mit den 4 Buchstaben diese Woche und hat damit in meinen Augen sehr treffend die Posse um den neuen Biosprit mit dem „Künstlernamen“ E-10 beschrieben.
Geht es Ihnen genauso ? Ich habe das erst gar nicht so richtig registriert, dass man beim Tanken auf einmal eine Alternative hat. „Auf einmal war E 10 da und keiner hat’s gemerkt“ könnte man auch sagen. Wenn man bedenkt, daß bei manchem Pendler mittlerweile die monatliche Benzinrechnung fast die Miete oder den Abtrag für das Haus übersteigt, sollte man doch meinen, dass solch eine gravierende Neuerung doch mit entsprechender Medienbegleitung strategisch dem Kunden (in dem Fall den Autofahrern) näher gebracht wird. Doch nichts von all dem. Wenn man beispielsweise sieht mit welchem Ballyhoo die Firma Apple ihre neuen Produkte wie I-Phone oder I-Pad bei der Markteinführung begleitet, dann sollte die „Bio-Sprit-Lobby“ sich bei Apple—Chef Steve Jobs mal ein paar Nachhilfestunden „gönnen“.
Was bei der „Bio-Sprit-Nummer“ an Dilettantismus abgeliefert wurde, sucht schon seinesgleichen.
Jeder Marketing-Praktikant weiß, dass bei einer Produkteinführung zunächst eine Bedarfsanalyse gemacht werden muss (nach dem Motto: Braucht der Markt dieses Produkt ?) und dass im 2. Schritt dann diejenigen, die das Zeug kaufen sollen, auch dahingehend informiert werden müssen, welchen Vorteil ihnen das Produkt bringt.
Die Leute füttern doch ihr „Heiligstes“ nicht mit einer Brühe, wo keiner so richtig weiß „verträgt das mein Motor jetzt oder nicht“. Und die genauere Recherche im Internet führt dann zu Tage, dass der Biosprit zwar billiger ist, dafür das Auto aber mehr davon verbraucht, als wenn man das herkömmliche Benzin tankt.
Das stellt die Leute dann vor eine Rechenaufgabe: „ Ist es billiger den Liter für 1,40 € zu tanken und das Auto braucht 9 Liter für 100 KM, oder den Liter zu 1,50 € zu tanken und das Auto braucht nur 8 Liter für die gleiche Strecke ?“ lautet die Preisfrage, die zwar ein Siebtklässler aus dem Eff-Eff beherrschen sollte, bei den meisten Tankkunden ist die 7. Klasse aber schon verdammt lange her.
Vielleicht haben die Verantwortlichen ja auch einfach nur gedacht „Komm es ist Fassenacht, da lassen wir uns mal irgendeinen Blödsinn einfallen.“ Das Schlimme dabei ist, dass bei einer Umfrage wahrscheinlich mehr als 50% der Befragten dies für möglich halten würden. Was die wenigsten wissen: Das ganze Theater um Biosprit gab es schon einmal im Jahr 2007. Damals sorgte eine unvermittelte Änderung der Besteuerung dafür, dass dieser Branche innerhalb weniger Monate der Boden unter den Füßen wegbrach. Die Besteuerung ist in meinen Augen auch das einzige Mittel um (wenn es denn die Politik überhaupt will) das Thema Biosprit noch auf die Erfolgsspur zu bringen. Mit der Mineralölsteuer, die immerhin knapp 60% des derzeitigen Benzinpreises ausmacht, hat der Staat ein weitaus gewichtigeres Argument in der Hand als die Scheichs der OPEC, die derzeit in vielen Bereichen andere Sorgen haben.
Auf der anderen Seite glaube ich, dass diese Diskussion in 20 Jahren obsolet sein wird, da dann mehr als die Hälfte der Fahrzeuge auf unseren Straßen mit Elektromotoren ausgerüstet sein werden.
Auch ich bin mit dem Schreiben dieses Beitrags wieder ein bißchen schlauer geworden. Auf der Suche nach dem Mineralölsteuersatz fand ich die Information, dass diese Steuer auf dem Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland gilt mit Ausnahme von Helgoland und Büsingen.
Büsingen ? Nie gehört. Hierbei handelt es sich um die einzige deutsche Exklave, d.h. die Gemeinde ist komplett von Schweizer Staatsgebiet umschlossen. Mit allerlei kuriosen Nebenwirkungen. Googeln Sie es mal, es lohnt sich. Und das Theater mit dem Biosprit geht an den Büsingern garantiert vorbei.