Bleibt er ? Tritt er zurück ? Bleibt er ? Tritt er zurück ? Seit vergangenem Dienstag um die Mittagszeit ist die Frage beantwortet. KTG (so wie ihn alle genannt haben, bei denen es etwas schneller gehen muss) hat alle politischen Ämter niedergelegt.
Selten hat eine politische Affäre die Republik in den letzten Jahren so in Atem gehalten, wie die Diskussion um die, formulieren wir es mal so: „nicht auf seinem Mist gewachsene Doktorarbeit“ des politischen Überfliegers Karl-Theodor zu Guttenberg aus Oberfranken.
Anfang 2009 (als die ganze Welt vor Angst bibberte, die wirtschaftliche Depression der 30er Jahre würde sich wiederholen) als Nachfolger des überforderten Michael Glos zum Wirtschaftsminister befördert, stieg der bis dato nur Insidern bekannte CSU-Mann innerhalb kürzester Zeit zum beliebtesten Politiker und Hoffnungsträger der konservativen Politik in Deutschland auf.
Mich persönlich hat es damals richtig geärgert, dass er nach den Wahlen im Herbst 2009 aus taktischen Gründen innerhalb des Kabinetts vom Wirtschaftsministerium ins Verteidigungsministerium wechseln musste, da er für mich seit Helmut Schmidt in den 70er Jahren, einer der kompetentesten Leute war, die dieses Amt seither bekleideten. Schon bei diesem Schritt musste man wieder mal erkennen, dass in der Politik eigene, manchmal seltsame Regeln gelten. Aber auch in dem völlig neuen Terrain machte der Adelsspross eine gute Figur.
Um so tragischer ist es, dass ihn ein vermeintlicher Doktor-Titel (den er heute nie und nimmer gebraucht hätte) jetzt die politische Karriere kostet, deren vorgezeichneter Weg mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf den Kanzlersessel geführt hätte. „Jetzt hatten Sie endlich mal einen, den man gebrauchen konnte und dann sowas…“. Mit dieser einfachen Floskel kann man umschrieben, was die Mehrheit der politikverdrossenen Menschen in Deutschland denkt. Auf der anderen Seite ist aber nach alledem, was in den letzten Tagen an Informationen durchdrang, ein Verbleiben in einem repräsentativen Amt, wie das eines Ministers, nahezu unmöglich, da es sehr schwierig ist einer Vorbildfunktion gerecht zu werden. Auch wenn man erfolgreich ein Image als „Heilsbringer“ oder „Lichtgestalt“ aufgebaut hat. Der einzige, dem in Deutschland ein solcher Lapsus verziehen werden würde, ist und bleibt der „Kaiser“ Franz Beckenbauer.
Letztendlich wurde KTG seine eigen Popularität zum Verhängnis. Getreu dem Motto „Neid muss man sich erarbeiten, Mitleid kriegt man geschenkt stürzten sich seine politischen Gegner wie die Geier auf diese Steilvorlage und als dann auch noch die geschlossene Linie innerhalb seiner Parteifreunde anfing zu bröckeln, war es um ihn geschehen. Auf der anderen Seite kann ich aber auch die Initiative der Akademiker bzw. Doktoranden verstehen, die Ihre jeweiligen Leistungen durch einen solchen Vorgang entwertet sehen. Letztendlich ist KTG aber ein Opfer von „Kommissar Google“ geworden.
Ohne das Internet wäre diese Affäre, wie so viele in den vergangenen 50 Jahren in der Politik durch „Aussitzen“ gelöst worden. Mit Seiten wie „Guttenplagwiki“ fand sich relativ schnell eine wachsende Zahl von Leuten, die viel Zeit haben, um dann eine solche vermeintliche Doktorarbeit dahingehend zu screenen, wo sich denn vergleichbare Zitate in bereits erschienen Artikeln finden.
Die Vorwürfe an seinen Doktorvater bzw. an die Universität Bayreuth kann ich in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehen, denn wie soll selbst der schlauste Professor beim Prüfen einer Arbeit merken, ob dieses Satzgebilde nicht schon am Tag x vor 3 Jahren wortgleich in einem Artikel in der FAZ gestanden hat ?. Was mich allerdings an dieser ganzen Diskussion mächtig genervt hat, war die Art und Weise, wie der politische Gegner „links von der Mitte“ hier teilweise mit Vorwürfen unter der Gürtellinie vorgegangen ist. „Wer frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein“, diesen Satz sollten sich die Politiker aller Couleur hinter die Ohren schreiben.
Für mich ist diese „Affäre Guttenberg“ aber auch ein Anlass, um das Vergütungssystem in der Politik einmal grundsätzlich in Frage zu stellen. Wenn die Bundeskanzlerin gerade mal die Hälfte von dem verdient, was ein durchschnittlicher Zweitliga-Kicker nach Hause trägt, muss man sich nicht wundern, dass die cleversten Köpfe dieser Republik eher den Weg in die Wirtschaft, als in die Politik suchen.
Das politischen Ämter auf höchster Ebene werden von zu vielen Leuten ausgeübt, die das in erster Linie als „Versorgungsjob“ ansehen. Meiner Meinung nach müssten die Schlüsselpositionen in der Politik deutlich höher honoriert werden, aber dafür auch nur so lange, wie der/die Betroffenen im Amt sind.
Allen die KTG hinter her trauern, sei an dieser Stelle gesagt. Nichts ist so vergesslich wie die Politik und ich bin mir relativ sicher, dass wir ihn nach einer gewissen Schonfrist in irgendeiner Funktion wieder sehen werden. In der Wirtschaft würde man sagen: Danach verlangt der Markt ganz einfach…
P.S. Diese Kolumne ist garantiert echt und nirgendwo abgeschrieben 🙂