Im Dezember 2010 kürte die „Gesellschaft für deutsche Sprache“ das Wort „Wutbürger“ zum Begriff des Jahres 2010. In der vergangenen Woche kam – kaum hatte das Jahr begonnen – ein Skandal ans Licht, der dem Begriff „Gierbanker“ (auch einer der großen Favoriten auf den Titel 2010) eine neue Dimension verpasst hat.
Aber ganz der Reihe nach (bitte anschnallen !)
Ein gewisser Gerhard Gribkowsky hatte seit dem Jahr 2003 die Verantwortung für das Risiko-Management bei der Bayerischen Landesbank (BLB). Nachdem die BLB in der Finanzkrise 2008 mit knapp 10 Milliarden € gestützt werden musste, kam der (von der Politik dominierte) Verwaltungsrat der Bank dann Ende 2008 auf die Idee den Mann „von seinen Aufgaben zu entbinden“ allerdings stand ihm bis zum Jahr 2012 noch sein Gehalt von 500.000 € pro Jahr zu. Meine Meinung dazu: Wenn der Kerl schon damals auch nur einen Hauch von Anstand gehabt hätte, hätte er 2008 von sich aus seinen Hut genommen und gesagt „Wenn ihr mich für mein Versagen nicht anklagt, verzichte ich auf mein restliches Gehalt und zahle die Gehaltsüberweisungen der letzten 2 Jahre zurück“.
Hierzu muss man wissen, daß die Bayern LB neben der Commerzbank in der ganzen Finanzkrise die unrühmlichste Rolle gespielt hat, und unter der Verantwortung des Herrn Gribkowsky alleine mit dem Kauf der maroden Kärntner Bank Hypo Alpe Adria 3,7 Milliarden € unter dubiosen Umständen „versenkte“, für die letztendlich der Steuerzahler aufkommen musste.
Was allerdings die letzte Woche nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung ans Licht kam, sprengt jede Vorstellungskraft von Gier und Maßlosigkeit.
Eine der ersten Aufgaben des Herrn G.nach seiner Anstellung im Jahr 2003 war es eine Beteiligung an den Vermarktungsrechten der Formel 1 im Auftrag der Bank zu verkaufen. Im Zuge der Insolvenz der Kirch-Gruppe war die Bank an diesen Anteil gekommen. Dies hat er dann auch im Jahr 2005 wohl geschafft, mit dem „kleinen Nebeneffekt“, daß 50 Millionen Dollar aus der Karibik an eine Stiftung in Österreich gezahlt wurden, deren einziger Begünstigter eben der Herr G. war. Ich denke auf Deutsch nennt man so was *Schmiergeldzahlung“. Aber es wird noch besser. Die österreichischen Behörden leiten 2007 aufgrund der Zahlungen aus der Karibik ein Strafverfahren wegen Geldwäsche ein, stellen dieses aber nach einiger Zeit wieder ein, da G. die Zahlungen in Österreich versteuert.
Von alledem bekommen Vorstand und Verwaltungsrat der Bayern LB allerdings nichts mit (Wir wünschen eine angenehme Nachtruhe !). Außerdem kam jetzt raus: Der Verkauf der Anteile in einer Größenordnung von ca. 1,5 Mrd € wurde quasi im Alleingang von Herrn G. abgewickelt, der sich dann wohl gedacht hat, „na ja wenn ich mir dann so läppische 3% Provision gönne, wird’s wohl keiner merken.“ Kaum vorstellbar, daß der gewiefte Bernie Ecclestone als Kontrahent da freiwillig eine Provision gezahlt hat. Wahrscheinlich wurde das vom Kaufpreis vorher abgezogen und ging damit letztendlich nach dem Debakel 2008 zu Lasten aller deutschen Steuerzahler. Insider kommentierten den Deal schon damals mit den Worten „Da hat sich die Bayern LB aber schön über den Tisch ziehen lassen“.
Mittwoch letzter Woche zog sich dann die Schlinge zu und der liebe Herr Gribkowsky musste aus seiner Villa in München Grünwald ins Untersuchungsgefängnis nach Stadelheim umziehen und hat damit die zweifelhafte Ehre, der erste deutsche Ex-Vorstand einer Großbank zu sein, der gesiebte Luft atmet. Und das hat er in meinen Augen auch für den Rest seines Lebens verdient. Schlimm genug schon, daß so einem Verbrecher bis ins Jahr 2012 jährlich 500.000 € Ruhe-Gehalt in den Hintern gepustet werden (Glückwunsch an den Verwaltungsrat der Bayern LB, diese Zahlungen wurden mittlerweile eingefroren). Seinen Arbeitgeber bzw. den Freistaat Bayern und letztendlich alle Steuerzahler aber darüber hinaus um 38 Mio. € zu bescheissen ist schon eine ganz krasse Nummer, die es in dieser Form bisher wohl noch nicht gab.
Und da werde ich ein bißchen zum „Wutbürger“ weil durch solche Typen ein ganzer Berufsstand wieder den Medien zum Frass vorgeworfen wird, obwohl es im Finanzgewerbe viele Leute gibt, die ehrlich arbeiten und sich von morgens bis abends für ihre Klienten aufopfern.
Mein Blutdruck ging erst wieder etwas nach unten, nachdem ich Herrn G. auf seiner Facebook-Seite ein paar persönliche Anmerkungen geschrieben habe, was ich von ihm halte, verbunden mit ein paar Wünschen für die nächsten 30 Jahre. Das kann ich an dieser Stelle aber leider nicht widergeben, da diese Kolumne ja auch von Kindern und Jugendlichen gelesen wird.
Wie immer zum Schluss bleibt die Frage: Wie konnte das passieren und warum haben die Kontrollmechanismen versagt ? Die Antwort ist nicht schwer. Schauen Sie sich an, welche Banken hierzulande in der Finanzkrise staatliche Unterstützung gebraucht haben. Mit Ausnahme der Commerzbank und der Hypo Real Estate waren das ausnahmslos die Landesbanken. Warum muss sich denn in Deutschland jeder Ministerpräsident seine eigene Bank halten. Mein Vorschlag: Eine übergeordnete Institution für die Sparkassen reicht. Und die sollte auch im Kontrollorgan von Spitzenkräften aus der Wirtschaft besetzt sein. Die Politiker haben weiß Gott genug andere Aufgaben zu erledigen, als „ein bißchen Bank zu spielen.“