Das Zinstief als Chance nutzen

30 August 2010 von Max Kommentieren »

„Die Welt spielt verrückt.“ Zumindest an den Kapitalmärkten sorgen derzeit einige Entwicklungen für Kopfschütteln unter den Experten und viele altbewährte Zusammenhänge scheinen momentan außer Kraft gesetzt.

Am vergangenen Mittwoch wurden 10-jährige deutsche Staatsanleihen mit einem Zinssatz von gerade nochmal 2,10% gehandelt. Und wer dem Bund sein Geld für 30 Jahre zur Verfügung stellt, erhält mit 2,75% nur unwesentlich mehr.

Damit hat sich das Zinsniveau in Deutschland in den letzten 2 Jahren glatt halbiert und wir bewegen uns derzeit in einem Terrain, das für alle die in irgendeiner Form mit Geld zu tun haben, nie und nimmer vorstellbar war.

Eine Erklärung hierfür gibt es nicht. Die Konjunkturdaten signalisieren, daß sich die deutsche Wirtschaft in einem der stärksten Aufschwünge der letzten 25 Jahre befindet. Nach allem, was in den Lehrbüchern der Volkswirte steht, müssten die Zinsen eigentlich parallel mit den Unternehmensgewinnen steigen.

Aber genau das Gegenteil passiert. Die Mehrzahl der internationalen Investoren traut sich nicht aus der Deckung hervor und setzt selbst bei Minizinsen auf die Anlageklasse „Staatsanleihen“. Die einzige Erklärung für diesen Herdentrieb liegt in der alten Börsenregel „the trend is your friend“, was bedeutet: Hat der Markt eine Richtung eingeschlagen, folgen viele Investoren dieser Richtung und verstärken eine solche Entwicklung. Ich bin wirklich gespannt wie lange die „Hammel-Herde“ den Zins noch nach unten treibt und ob die Investoren vielleicht sogar bereit sind einen Negativ-Zins zu akzeptieren. Frei nach dem Motto: „Du gibt’s mir für 5 Jahre Dein Geld und abzüglich der „Gebühren fürs„Aufpassen“ zahle ich dann 98% der Summe zurück.“ Das bei 2% nicht Schluss sein muss, zeigt das Beispiel Japan, wo sich Investoren bei 10-jährigen Staatsanleihen mit einem Zins von 0,85% begnügen müssen.

Das bisherige Geschäftsmodell der Lebensversicherer als intransparente Kombination von Geldanlage und Absicherung hat in einem solchen Umfeld keine Existenzberechtigung und wenn die Entwicklung der Zinsen so weitergeht, prophezeihe ich, daß bald die ersten Gesellschaften die weiße Fahne hissen und verkünden „Wir können unseren Kunden den Garantiezins nicht mehr zahlen“.

Wie gehe ich denn als Sparer mit dieser Situation um ? Die Antwort kann nur lauten: Wechseln Sie in die Liga der Investoren. Lassen Sie Ihre Groschen nicht liegen, sondern lassen Sie sie hart arbeiten. Ihr Geld wird in der Wirtschaft gebraucht.

Es müssen Autos produziert werden, Schiffe gebaut werden, es wird Kapital benötigt um regenerative Energien weiter zu entwickeln und wenn schon keine neuen Immobilien aufgrund der stagnierenden Bevölkerungszahl gebaut werden, so müssen doch bestehende Gebäude renoviert und modernen Bedürfnissen (z.B. barrierefrei) umgebaut werden.

Die Zeiten, wo man mit einem Bankgespräch das Thema Geld für die nächsten 3-5 Jahre abgearbeitet hat, sind leider (oder sollte man besser sagen: Zum Glück) vorbei.

Und als Investor müssen Sie auch wissen, daß Sie nicht jedes Spiel ohne Gegentor gewinnen, sondern daß von 10 Spielen auch mal 1 oder 2 verloren gehen.

Auf dem Weg vom Sparer zum Investor gibt es 3 einfache Regeln, die zu beachten sind.

  1. Streuung (sowohl von der Anlageart als auch vom Timing). Sie müssen nicht alle Schritte auf einmal vornehmen. Der vorsichtige Investor investiert nicht sein komplettes Kapital an einem einzigen Zeitpunkt.
  2. Sie brauchen in der heutigen Zeit mehr denn je einen Coach, der Sie bei Ihren Anlageentscheidungen berät. Aber – wie im Fussball – wenn der 6 oder 7 Spiele hintereinander verliert, muss der auch damit rechnen, mal den Stuhl vor die Tür gesetzt zu bekommen.
  3. Sie müssen Ihre Investition verstehen, sie müssen wissen was sie kostet (Finanzprodukte gibt es nicht geschenkt !) und sie müssen mindestens einmal im Jahr erfahren, wie es denn gelaufen ist.

Wie bei jeder Unternehmung muss am Anfang die wichtigste Hürde genommen werden. Sie müssen einfach anfangen…