Nepper, Schlepper, Bauernfänger

16 August 2010 von Max Kommentieren »

„Telefon-Abzocker werden immer dreister“ titelte die NNP in der Ausgabe vom 2. August. Wenn man sich die Beschwerdezahlen anschaut, die bei der Bundesnetzagentur erfasst werden, dann stellt man fest, dass diese Verbrecher nicht nur immer dreister werden, sondern sich in der letzten Zeit anscheinend auch ungehemmt vermehrt haben.

Waren es im Jahr 2009 in den ersten 4 Monaten noch 14.000 Eingaben, so gingen im gleichen Zeitraum des Jahres 2010 mehr als 66.000 Beschwerden bei der Behörde ein. Also fast die fünffache Anzahl !

Was kann man dagegen tun ?

Der inflationäre Anstieg der Beschwerdezahlen zeigt in erster Linie, daß für die Betrüger auf diesem Markt wohl anscheinend „etwas zu holen ist“. Wurden in früheren Zeiten die Häuser von vermeintlichen Beute-Opfern mit Hieroglyphen verziert, bietet die (vermeintliche) Anonymität der heutigen Kommunikationsmittel Telefon und Internet der kriminellen Welt zahlreiche Ansatzmöglichkeiten.

Die beiden am häufigsten verwendeten Maschen sind

a)    „Bitte rufen Sie uns zurück. Sie haben etwas gewonnen“

b)    „Teilen Sie uns bitte Ihre Kontonummer mit, wir würden Ihnen gerne den Gewinn überweisen.“

Im Fall a) handelt es sich dann immer um eine kostenpflichtige 0190-ähnliche Nummer und der „Gewinner“ sitzt dann am anderen der Leitung bzw. läßt er dort ein Endlosband laufen und es gibt leider viel zu viele in diesem Land, die dann auch noch länger als 10 Minuten brauchen, um zu merken, daß da etwas nicht stimmen kann.

Im Fall b) profitieren die Betrüger von der Sorglosigkeit, mit der viele Bürger ihre Bankgeschäfte betreiben. Mit den Informationsbausteinen „Name“ und „Kontonummer“ sind Betrüger in der Lage beliebige Beträge von diesem Konto per Lastschrift abzubuchen.

Die Schutz-Maßnahmen, um nicht selber zum Kreis der Geschädigten zu gehören sind denkbar einfach.

Im Fall a) einfach nicht zurückrufen und im Fall b) auf keinem Fall am Telefon irgendwelche persönlichen Daten weiter geben. Außerdem sollten Sie sich mindestens einmal im Monat (noch besser: jede Woche) die Zeit nehmen, Ihre Kontoauszüge zu kontrollieren.

Die alte Monopoly-Ereigniskarte „Bank-Irrtum zu Ihren Gunsten“ kann sich nämlich auch ohne betrügerische Absicht in „Bank-Irrtum zu Ihren Lasten“ umwandeln.

Aber das haben Sie sicher schon dutzendfach in irgendwelchen Ratgebern gelesen und trotzdem gibt es eine zunehmende Anzahl von Mitmenschen, die auf diese Bauernfängerei hereinfallen. Insbesondere die zunehmende Zahl an älteren, alleinstehenden Menschen ist oftmals hilflos diesen Gefahren ausgeliefert.

Und genau an dieser Stelle setzt aber der Schutzauftrag ein, den der Staat gegenüber seinen Bürgern hat.

Für mich ist ein absolutes Unding, daß hier teilweise mit Aussagen wie „Die Hintermänner sitzen im Ausland, da kommen wir nicht ran“ argumentiert wird.

Zum einen sind sämtliche Anrufe bzw. Geldflüsse auch wenn Sie aus dem Ausland bzw. ins Ausland erfolgen, definitiv nachvollziehbar.

Jeder Cent, der bargeldlos auf dieser Welt bewegt wird, unterliegt der Kontrolle von nationalen und internationalen Behörden und wenn man heutzutage technisch in der Lage ist die Telefongespräche eines Drogenbarons im kolumbianischen Urwald abzuhören, dürfte es kein Problem sein die Keimzelle solcher unerwünschten Anrufe zu lokalisieren.

Und wenn die Betrüger in einem Land sitzen, dessen Behörden die Zusammenarbeit verweigern, sollte ein dezenter Hinweis ins Entwicklungshilfeministerium ausreichen , um bei den Vertretern dieser Bananenrepubliken für ein Umdenken zu sorgen.

Oftmals ist es aber so, daß die Verantwortlichen frei heraus aus Deutschland agieren und sowohl die Telefonanbieter wie auch die kontoführenden Banken sollten sich hier kritisch hinterfragen warum solche „Geschäftsbeziehungen“ überhaupt geduldet werden.

Aber vielleicht helfen hier ja moderne Methoden um diese Ungeziefer auszuräuchern. Namentliche Veröffentlichung von Betrügern (inclusiver kompletter Adresse) auf einschlägigen Seiten im Internet bzw. in den Printmedien könnte ein erster Schritt in die richtige Richtung sein…da braucht mir auch kein Datenschützer den Finger zu heben. Verbrecher, die unbesarfte Leute abzocken, haben keinen Schutz verdient..