Weniger ist manchmal mehr

6 November 2023 von Max Kommentieren »

In der vergangenen Woche durfte ich an einer interessanten Veranstaltung teilnehmen.

„Zukunft der Tageszeitungen in der Region Limburg-Weilburg“ hiess es in einer Einladung zu einer Podiumsdiskussion in der Werkstadt-Lounge in Limburg, zu der der Wirtschaftsrat der CDU eingeladen hatte.

Neben meiner Wenigkeit in der Funktion als gelegentlicher Kolumnist dieser Zeitung saßen bzw. standen NNP-Chefredakteur Dr. Uwe Röndigs, der Leiter der Geschäftsstelle Limburg der Lahnpost Christian Schütz und der Limburger Finanzexperte und Betreiber des Blogs „Limblog“ Prof. Dr. Stefan Schäfer auf der Bühne und stellten sich den Fragen des Moderators Hans-Peter Schick, nach 24 Jahren als Bürgermeister in Weilburg immer noch in zahlreichen Ehrenämtern unterwegs.

Sicher werden Sie in den unterschiedlichen Medien die jeweilige Bewertung der Veranstaltung aus Sicht der Beteiligten verfolgen können, dies möchte ich an dieser Stelle auch für Sie als Leser tun.

Das Thema „Tageszeitungen“ in der Region muss man aus meiner Sicht auf den Begriff „Medienlandschaft“ ausweiten. Längst ist die Tageszeitung nicht mehr die „ultimo ratio“, sondern sieht sich wachsender Konkurrenz durch das Internet ausgesetzt. Waren früher Radio und Fernsehen neben der Tageszeitung die Hauptinformationsquellen der Leute, hat sich das in den vergangenen 25 Jahren (seit sich das Internet flächendeckend verbreitet hat) grundlegend geändert. Jedes der eingangs genannten Medien – jede Zeitung, jeder Fernsehsender und auch jede Radiostation hat mittlerweile einen Online-Auftritt -mit teilweise deutlichen Qualitätsunterschieden.

Bei Nachrichten kommt es oft auf Schnelligkeit an, und da ist das Printmedium natürlich deutlich im Nachteil. Um es praktisch auszudrücken: Wenn in der Zeitung über einen Mord berichtet wird, ist oft der Täter bereits gefasst – das kann man dann im „Live-Ticker“ online nachlesen.

Oder – um in meinem Metier zu bleiben – braucht man eine ganze Seite Börsenkurse vom Vortag? Vor 40 Jahren – als ich anfing mich mit Aktien zu beschäftigen – konnte man die Kurse über die Telefonnummer 01168 abhören, das Band wurde dreimal täglich aktualisiert. Oder mittags um 16:00 Uhr wurden ausgesuchte Kurse im Schaufenster der Bank ausgehängt. Heute hat man in „Echtzeit“ alle Informationen jederzeit auf dem Mobiltelefon verfügbar.

Von daher auch meine provokative Feststellung: Beim Erscheinungsbild der Tageszeitung hat sich in den letzten 40 Jahren im Grunde nur wenig geändert – man nimmt sinkende Auflagen achselzuckend zur Kenntnis. Einig waren sich alle Teilnehmer: Die Zeitung als lokale Informationsquelle darf nicht sterben, aber meine persönliche Meinung zu diesem Thema: Wir müssen völlig neue Wege gehen.

Die erste Frage lautet: Muss die Zeitung jeden Tag erscheinen?

Aus meiner Sicht: Nein – wichtig ist eine Montagsausgabe mit der Sportberichterstattung. Dann vielleicht noch eine Mittwoch/Donnerstagausgabe mit den Schwerpunkten „Berichte aus dem Vereinsleben“ und „Berichterstattung aus den Gemeindeparlamenten und dem Kreistag“ und eine große Wochenendausgabe am Samstag, die dann auch überregionale Themen aufgreifen kann.

In erster Linie sehe ich aber die Aufgabe einer regionalen Tageszeitung in den regionalen Themen und nicht in der Weltpolitik.

Die zweite wichtige Frage: Wie sollte sich eine Zeitung online präsentieren?

Hier habe ich den Eindruck, dass aktuell – die Sportberichterstattung ausgenommen – das ganze Thema bei der NNP relativ stiefmütterlich und lieblos behandelt wird. Fast alle Artikel werden hinter einer Bezahlschranke angeboten, was viele Leute dann sofort zu anderen Inhalten bzw. Anbietern im Internet wechseln lässt – ich spreche da aus eigener Erfahrung. Gewisse Grundinformationen sollten im Online-Bereich für alle Interessierten frei zugänglich sein, sonst bekommt man keinen „Traffic“ bzw. keine „Klicks“ auf die Seite und das ist im Internet die Kennzahl, die bei der Printausgabe „Auflage“ heisst.

Obwohl ich nach wie vor Abonnent der NNP bin, nutze ich das Internet-Angebot so gut wie gar nicht, was natürlich nicht unbedingt für die Qualität des Online-Auftritts spricht.

Und die dritte Frage: Wo sollte die Zeitung der Zukunft inhaltliche Schwerpunkte setzen ?

Hier lautet meine Meinung ganz klar: „Schuster bleib bei Deinen Leisten“ – die regionale Zeitung sollte Ihren Schwerpunkt in der regionalen Berichterstattung haben – hier hat sie ein Alleinstellungsmerkmal. Und – im Gegensatz zur Informationsflut im Internet, insbesondere in den sozialen Medien – kann man bei der Zeitung von einem ausgehen.

Was hier drin steht, stimmt – jedenfalls meistens.