„Entscheidend ist in der Kabine“ – eine etwas andere Wahlanalyse

16 Oktober 2023 von Max Kommentieren »

Jeder Fußball-Interessierte kennt das berühmte Zitat der Dortmunder Legende Adi Preissler „Entscheidend ist auffem Platz“.

Übertragen auf die Politik könnte man diesen Satz umformulieren in „Entscheidend is inne (Wahl)Kabine“, womit genau das Problem in der Politik auf den Punkt gebracht wird.

Es wird zu viel geschwätzt und zu wenig gemacht!

Mit dem heutigen Aufwand, der rund um ein Bundesligaspiel betrieben wird – mit Pressekonferenz vor und nach dem Spiel, mit nützlichen und noch viel mehr unnützen Statistiken, wie „gespielte Pässe“ oder „gewonnene Luftzweikämpfe“ hätte der gute Adi heutzutage sicher ein Problem.

Jose Mourinho hat diese Thematik einmal grandios ausgehebelt, als er auf die Frage „der Gegner hatte aber 73% Ballbesitz“ antwortete: „Von mir aus können die den Ball mit nach Hause nehmen – wir haben die drei Punkte“

Viele Pressekonferenzen nach Bundesligaspielen sind ja Musterbeispiele für Ausreden, getoppt wird das Ganze aber von den Interviews und Stellungnahmen der politischen Protagonisten an Wahlabenden.

Die „Mutter aller Analysen“ sicherlich 2005 als Gerhard Schröder sich – gestärkt durch ein paar Gläser Rotwein, die er vorher zu sich genommen hatte – kurzerhand in einer Talkrunde mit der sichtlich verblüfften Wahlsiegerin Angela Merkel zum eigentlichen Gewinner der Wahl erklärte.

Gehen wir von der Bundesliga mal in die Kreisoberliga und schauen uns ein paar Stimmen und Ergebnisse der Landtagswahl in Hessen an.

Das Fazit ist schnell auf den Punkt gebracht: Es gibt zwei Gewinner, die heißen CDU und AFD. Und es gibt drei Verlierer, die heißen SPD, GRÜNE und FDP.

Und nicht nur rein zufällig sind die drei Verlierer auch gleichzeitig die Parteien, die die aktuelle Regierung in Berlin bilden.

Hier ein paar Kommentare der heimischen Vertreter in der Presse zum Wahlergebnis:

Marion Schardt (FPD): „Die Leute sind entsetzt, dass jemand (gemeint sind die AFD-Vertreter) so wenig weiß und damit Politik macht“

Sebastian Schaub (Grüne): „Die AFD hat kaum Wahlkampf gemacht, ich habe von den Kandidaten keinen gesehen“

Tobias Eckert (SPD): „Mit eine Ursache für das schlechte Wahlergebnis war auch die unprofessionelle Diskussion zwischen Grünen und FPD um die Grundsicherung.“

Ich schätze alle drei sehr, aber mit Verlaub:

Wenn Ihr nach einem verlorenen Fußballspiel einen solchen Kommentar in einer Pressekonferenz abgegeben hättet, hätten Euch mindestens 17 von 18 Vereinspräsidenten auf der Stelle entlassen.

Wie wäre es denn mal mit etwas Selbstkritik?

Die Grünen haben das Wahlergebnis einem Mann zu verdanken – nämlich Robert Habeck, der mit seinem unsinnigen Heizungsgesetz halb Deutschland verunsichert hat und bereits jetzt den Titel als schlechtester und inkompetentester Wirtschaftsminister aller Zeiten sicher hat.

Und die SPD darf sich bei Ihrer Spitzenkandidatin Nancy Faeser „bedanken“, die in den letzten 4 Wochen vor der Wahl von einem „Fettnäpfchen“ ins andere getreten ist. mal ganz abgesehen davon, dass die Strategie „werde ich gewählt gehe ich nach Hessen, verliere ich die Wahl bleibe ich in Berlin“, beim feinfühligen Wähler nicht gut ankam.

Von daher mussten CDU und AFD eigentlich den Elfmeter nur noch ins leere Tor schießen, was beide auch hervorragend gemeistert haben.

Aber bei aller Euphorie, die bei den beiden Gewinnern herrscht, gieße ich auch hier mal etwas Wasser in den Wein

Das „wahre“ Ergebnis sieht folgendermaßen aus:

Die stimmenmäßig größte Partei, nämlich die NICHT-WÄHLER kamen am Wahlabend und in der Presse traditionell nicht zu Wort.

Dabei würde es mich brennend interessieren, was sind das für Leute und warum nehmen die ihr Wahlrecht nicht wahr.

Und vor allem: Wie würde das Ergebnis aussehen, wenn wir – wie in Luxemburg, wo am vergangenen Sonntag ebenfalls die Parlamentswahl stattfand – eine WAHLPFLICHT hätten.

Wer in Luxemburg nicht zur Wahl geht, kann mit einem Bußgeld in Höhe von 60 Euro belangt werden – darüber sollten man vielleicht auch mal in unserem Land nachdenken.

Eins ist nämlich auch klar: Auf dem Sportplatz meinen manche für die 3 Euro Eintritt. kaufen Sie sich das Recht Spieler zu beschimpfen und zu kritisieren. Das ist natürlich genauso zu verurteilen wie Politiker pauschal zu beschimpfen.

Aber wer nicht wählt, hat eigentlich auch kein Recht konstruktive Kritik zu üben – und die ist in der Politik genauso wichtig wie beim Fußball.