Vorbilder?

16 April 2018 von Max Kommentieren »

Das beherrschende Thema dieser Woche (und wahrscheinlich auch der nächsten Woche) war der Wechsel von Eintracht-Coach Niko Kovac zu Bayern München.

Als „Clubberer“ kann ich die Emotionen der Eintracht-Fans absolut nachvollziehen. In der Winterpause 2012/2013 kaufte der VFL Wolfsburg den damaligen „Club“-Trainer Dieter Hecking aus einem laufenden Vertrag heraus und der „Club“ (zu diesem Zeitpunkt auf einem guten Weg), stieg ein Jahr später aus der Bundesliga ab.

Seit Wochen lauerten ja die Fans bundesweit, wann denn die beiden vakanten Trainerposten bei den Bayern und dem BVB besetzt werden, bzw. wer als erster mit der Meldung „aus dem Schrank“ kommt.

Dass Kovac zu den Bayern geht, ist an sich ja keine Überraschung. Er hat in Frankfurt in den beiden vergangenen Jahren überragende Arbeit abgeliefert und eine zusammengewürfelte Mannschaft in die Nähe der Champions-League-Ränge geführt. Entsprechend hatte er sich in der Fangemeinde der Frankfurter einen Heldenstatus aufgebaut. Zur „Legende“ reicht es nach der Entwicklung der letzten Woche offensichtlich nicht.

Bei der ganzen Sache stört mich vor allem die Art und Weise, wie Kovac versuchte die komplette Fußballwelt mit seiner Aussage „die Bayern haben mich am Donnerstag erstmals kontaktiert und dann hat die Sache eine Dynamik angenommen“ zu VERARSCHEN.

Mir kann niemand erzählen, dass man eine so eine gravierende Entscheidung innerhalb von 12 Stunden trifft. Mal ganz abgesehen davon, dass da in der Regel Horden von Anwälten und „Häkchenmachern“ mit eingebunden werden. Und dass die Verantwortlichen des FC Bayern ihm am Donnerstag ein Angebot, versehen mit der Bemerkung „nur heute gültig“ vorlegten, glaube ich nicht.

Da glaube ich eher den Männern um Rainer Holzschuh vom Kicker, nach deren Informationen schon über mehrere Wochen verhandelt wurde und bereits vor 14 Tagen eine Einigung erzielt wurde.

Dass das Ganze gerade zum jetzigen Zeitpunkt hochkocht, ist für die Eintracht extrem ärgerlich, stehen dem Team doch mit Spielen in Leverkusen, auf Schalke (Pokal), gegen Hertha und in München 14 Tage bevor in denen es „um die Wurst“ geht bzw. die Leistungen der bisherigen Saison zu veredeln.

Das Argument der Bayern „die Frankfurter sollen froh sein, dass es jetzt rausgekommen ist“ zieht bei mir nicht. Professionell wäre gewesen, sich vor 14 Tagen (nach der Einigung) zu verständigen und es dann entweder gleich zu verkünden oder sich gemeinsam auf einen Termin zu verständigen, an dem man die „Katze aus dem Sack lässt“. So wird jetzt der „Maulwurf“ gesucht, denn letztendlich war die Entwicklung am Donnerstag hauptsachlich dem Druck der Presse geschuldet.

So steht der bekennende Christ Kovac jetzt als einer da, der es mit dem 8. Gebot („Du sollst nicht lügen“) nicht ganz so ernst nimmt. Die Höchststrafe für ihn dürfte jedoch der schlagartige Sympathieverlust bei den Eintracht-Fans sein. Ob der Blick aufs Bankkonto dieses Gefühl komplett entschädigt?

Sein „Kollege“ Jürgen Klopp hat bei seinem Abschied in Dortmund gesagt: „Entscheidend ist nicht, was die Leute über dich sagen, wenn du kommst, entscheidend ist, was sie sagen, wenn du gehst“

Eins steht fest: In Dortmund werden die Leute über Jürgen Klopp anders reden als in Frankfurt über Niko Kovac!