Archiv für Juni 2017

So entstehen Fake News

8 Juni 2017

Dünn drüber oder genau hinschauen

„Den deutschen Privathaushalten sind durch die Niedrigzinsen seit 2010 Einnahmen in Höhe von 344 Milliarden Euro entgangen. Zu diesem Ergebnis kommt die DZ Bank in einer aktuellen Studie.“ Nachzulesen auf „Spiegel-Online“ am 22. Mai. Außerdem, so die Strategen des genossenschaftlichen Instituts, kommen im laufenden Jahr 92 Milliarden dazu.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/niedrigzinsen-deutschen-buergern-entgingen-344-milliarden-euro-a-1148761.html

Und wie man in der Zusammenfassung der Studie weiterlesen kann, werden die armen Sparer jetzt auch noch von der langsam ansteigenden Inflation zusätzlich belastet. Eine Steilvorlage für die Stammtische, an denen über die EZB und Mario Draghi geschimpft und gelästert wird, was das Zeug hält.

Aber das Ganze ist auch ein Musterbeispiel dafür, wie man den Mainstream in die gewünschte Richtung lenkt. Man muss sich nur die Mühe machen und die Studie der DZ-Bank einmal selber lesen und sich nicht auf Zusammenfassungen verlassen. Und außerdem soll es ja, außer dem Finanzminister, auch eine Klientel geben, die von den niedrigen Zinsen profitiert.

https://www.dzbank.de/content/dam/dzbank_de/de/library/presselibrary/pdf_dokumente/Konjunktur_Niedrigzins2017.pdf

Bereits am Ende von Seite 1 der insgesamt 24-seitigen Studie finden wir die Lösung für die armen Sparer. „Langfristig könnte daher eine ausgewogene Portfoliostruktur, die neben Zinseinnahmen auch stärker Dividendenerträge und Kursgewinne ermöglicht, Abhilfe schaffen.“ – auf Deutsch: „Jammert nicht über die Zinsen, kauft halt ein paar gute Aktien (oder Aktienfonds) dazu!“

Seit 30 Jahren fallende Zinsen

Was mich in der heutigen Zeit immer wieder wundert ist, dass es Leute mit angeblich wirtschaftlichem Sachverstand gibt, die steigende Zinsen für gut halten oder dies öffentlich einfordern. Zugegeben, wir leben seit 30 Jahren mit einem Zinstrend, der im Prinzip nur eine Richtung kennt, nämlich nach unten. Und wenn man genau hinschaut – auf Seite 3 der Studie findet man eine sehr schöne Grafik – hat in den letzten 20 Jahren jede auch nur ansatzweise einsetzende Korrektur dieses Trends (1999-2001, 2006-2008 und 2011) zu starken Verwerfungen an den Aktienmärkten geführt. Aber ganz im Ernst: Wer glaubt denn, dass Europa künftig mit Zinssätzen von vier oder fünf Prozent leben kann. Die öffentlichen Haushalte wären nicht mehr refinanzierbar, die Bauindustrie könnte Kurzarbeit anmelden und Start-Up Unternehmen würden gar nicht erst gegründet. Leute es macht keinen Sinn alten Zeiten hinter her zu trauern, sondern man muss sich auf die neue Welt einstellen, und die ist Scharia-konform und heißt „Nullzins“. Ansonsten halte ich es weniger mit dem Islam, sondern hebe bei Gelegenheit immer wieder mal das Glas auf das Wohl von Mario Draghi. Und habe dabei immer meinen Spaß in die verdutzten Gesichter meiner Gegenüber zu schauen, die das oft zunächst gar nicht verstehen. Dass die Arbeitslosenzahl in Deutschland im Mai 2017 unter 2,5 Millionen gefallen ist, haben wir jedenfalls nicht unserer Arbeitsministerin zu verdanken, da schicke ich den Gruß eher an die EZB.

Dass „zinsbasierte“ Produkte wie Bausparen und Lebens- bzw. Rentenversicherungen überhaupt noch eine Existenzberechtigung haben, ist aus meiner Sicht nur dem weit verbreiteten finanziellen Analphabetismus in Deutschland zu erklären. Bei den meisten reicht es – wenn überhaupt – für die Grundrechenarten. Bei Prozentrechnen und Dreisatz trennt sich schon die Spreu vom Weizen. Und die finanzmathematischen Königsdisziplinen Zinseszinsrechnung bzw. Exponentialrechnung können viele schon nicht fehlerfrei schreiben.

Die Aktien-Hausse fängt gerade an zu laufen

Mir soll bloß keiner mit dem Märchen kommen, die seit 2009 anhaltende Aktienhausse verliert im neunten Jahr ihre Kraft. Im Jahr 2011 hatten wir eine Korrektur von 7.527 DAX-Punkten auf 5.072 Punkte, was einem Rückgang von 33% entspricht. Und in 2015/2016 korrigierte der Markt von 12.374 Punkten bis auf 8.752 Punkte (30%). In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts habe ich gelernt, bei 30% Rückgang ist das Ende der Fahnenstange bei einem Crash erreicht. In den Jahren 2002 und 2008 wurden wir zwar eines Besseren belehrt, aber für mich heißt das auch, 2011 und 2015/2016 wurde die Uhr auf null zurückgedreht. Für mich hat die Hausse am 11.2.2016 begonnen und ist demzufolge noch verdammt jung.

Einen Versuch war es wert!

1 Juni 2017

Max Stillger zur letzten Ausgabe der Limburger Zeitung

Liebe Leser, zum letzten Mal halten Sie eine Kolumne in gedruckter Form in der „Limburger Zeitung“ in den Händen. Es gibt sicherlich viele, die sagen „Gott-sei-Dank“ bleiben wir in Zukunft von diesem „Gesabbel“ verschont. Aber mir haben auch jede Menge Leute auf die Schulter geklopft und gesagt, „das finden wir klasse, was du da schreibst“. Wie im realen Leben – man kann es halt nicht allen recht machen. Das Schulterklopfen bedeutet aber auch leider, dass man sich davon nichts kaufen kann. sondern ein Blatt wie die „Limburger Zeitung“ lebt von Anzeigen – und da kam halt leider einfach zu wenig. Die zweite große Herausforderung, die Zeitung an den Mann, die Frau bzw. ins Haus zu bringen, ist in der heutigen Zeit auch nicht mehr so einfach, wie das noch vor zehn oder 15 Jahren war, wo sich Jugendliche nach so einem Job „die Finger geleckt haben“. Aber eines sind wir nicht: „so blauäugig, dass wir das nicht vorher gewusst haben“…

Wir sind dieses – ich nenne es mal „Projekt“ – vor ca. anderthalb Jahren mit einem klaren Plan angegangen und waren zuversichtlich, dass es uns gelingt in der Region Limburg ein Wochenblatt im z.Zt. generell unter Schwäche leidenden Markt der Printmedien zu etablieren. Und das Ganze mit dem parallelen Blick auf den Online-Bereich bzw. auch auf eine App. Wenn ich aber dann Monat für Monat sehe, dass meine Ausgaben größer sind als die Einnahmen, ist es logisch, dass ich als Investor irgendwann denn Stecker ziehe, wenn mein für diese „Veranstaltung“ bereit gestelltes Budget aufgebraucht ist. Zumal es keinen positiven, sondern eher seitwärtsgerichteten Umsatztrend gab.

Das allerletzte was ich und meine Mitstreiter jetzt gebrauchen können, sind die Zeigefinger und in meinen Augen „echten Dummbabbler“ die jetzt mit den Worten nach dem Motto „das haben wir gleich gewusst, dass das nix wird“ aus allen Löchern gekrochen kommen. Denen kann ich nur zurufen: „Dann macht Ihr mal ne Zeitung und dann diskutieren wir weiter!“

Da schließe ich mich 1:1 den legendären Worten von Rudi Völler vom 6.September 2003 auf Island an, als er Waldi Hartmann zur Weißbier-Legende machte

https://www.youtube.com/watch?v=V0xIECkaMVA

Der Rudi wusste damals schon, wie gut die Isländer sind. 2016 haben es dann die Engländer schmerzhaft registriert

An alle Oberlehrer: Das zeichnet übrigens erfolgreiche Unternehmer aus, irgendwann „STOP“ zu sagen, als endlos weiter zu wursteln! Ich kenne keinen großen Unternehmer in der heutigen Zeit, der nicht auch bei dem ein oder anderen Projekt die Eier „neben das Nest gelegt hat“. Entscheidend ist, dass man hier und da auch ein paar Engagements hat, die gut laufen und in der Gesamt-Summe die schlechten übertreffen.  Vielleicht hätte das Projekt „Zeitung“ funktioniert, wenn ich meine komplette Arbeitskraft in den Dienst dieses „Baby’s“ gestellt hätte, aber bekanntermaßen geht das ja nicht.

Kolumnen auf FLW24 und DerFonds

Was das Thema „Kolumne“ betrifft, gibt es ja bereits seit mehr als fünf Jahren meinen Blog www.markus-stillger.de auf dem auch alle Beiträge, die in dieser Zeitung erschienen sind, online gestellt sind. Bei den Sport-Themen bin ich nach wie vor in regelmäßigen Abständen auch über www.flw24.de präsent. Hier bietet das gerade zu Ende gegangene Pokalfinale mit einem legendären Auftritt von „Helenchen“ Fischer ja geradezu eine Steilvorlage. Ich fand das kollektive Pfeifkonzert der Eintracht und BVB-Fans klasse. Ein erstes Zeichen, dass die Fans sich nicht alles gefallen lassen.  Das DFB-Pokalfinale als Promotion-Plattform für das neue Album von Helene Fischer! Geht’s noch? Hoffentlich haben die Herren um DFB-Präsident Reinhard Grindel registriert, wie weit er und seine Kollegen mittlerweile von der Basis entfernt sind. Und der Herr Grindel war eigentlich – wie auch Theo Zwanziger – ein „Mann für die Amateure“. Aber bei ihm gewinne ich zusehends den Eindruck, dass er nur bemüht ist, möglichst Fehler zu vermeiden, anstatt Akzente zu setzen. Und das ist gerade bei der FIFA dringend notwendig. Bei meinen Freunden von FLW24 um Dominik Groß möchte ich mich im Nanen meiner Mitstreiter des LMZ-Verlags an dieser Stelle für die sehr angenehme Zusammenarbeit in den letzten 15 Monaten bedanken. Das war eine sehr gelungene Mischung von Online und Printmedien im lokalen Bereich.

Zu Wirtschaftsthemen gibt es bereits seit einiger Zeit ebenfalls eine monatliche Kolumne bei www.derfonds.de. In der kommenden Woche einmal mehr zum Thema Zinspolitik. Die DZ-Bank hat in einer Studie ausgerechnet, wieviel Geld den deutschen Sparern durch die Niedrigzinsphase durch „die Lappen“ geht. Meine Meinung dazu ist bekannt: Die Deutschen sollten lieber mal für einen Teil der Kohle, die auf dem Sparbuch liegt (nicht für alles, aber für einen Teil) Aktien kaufen, dann würde aus dem Nachteil ganz schnell ein Vorteil werden. Und bei Zinsen von 5% würden zwar die Sparer entspannt aus dem Fenster schauen, aber in jeder Familie gäbe es dann mindestens einen Arbeitslosen. Ob das dann erstrebenswert ist? Auf alle Fälle gibt es wenigstens ein paar Leser, die meinem Ratschlag gefolgt sind. Aber es ist wie bei den Anzeigen -ein paar mehr hätten es schon sein können…