Archiv für Februar 2017

Hoffentlich auf der richtigen Seite bei der Allianz

23 Februar 2017

Max Stillger über Gewinner und Verlierer

Eine alte Börsenweisheit sagt: „Wenn man der Allianz Geld gibt, dann kauft man besser Aktien des Unternehmens, als dort eine Versicherung abzuschließen.“ Darauf einen Klosterfrau Melissengeist, denn: Nie war dieser Spruch so wertvoll wie heute. In der vergangenen Woche präsentierte Europas größter Versicherer seine vorläufigen Geschäftszahlen für das Jahr 2016. Die Aktionäre dürfen sich über eine Dividende von 7,60 EURO pro Aktie freuen. Bei einem aktuellen Kurs von ca. 160 € entspricht dies einer Dividenden-Rendite von knapp 5%.  Und dabei wird nur die Hälfte des im vergangenen Jahr erwirtschafteten Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet. Den Rest verwenden die Geldmanager des Versicherungsriesen mangels Anlagealternativen für Aktienrückkäufe. Das ist für mich im doppelten Sinne ein gutes Zeichen. A) verringert man die am Markt umlaufende Aktienanzahl und macht die restlichen Aktien attraktiver und B) gibt das Management ein deutliches Zeichen nach außen „Leute, wir halten unsere eigenen Aktien für unterbewertet und attraktiv, deshalb kaufen wir eigene Aktien auf.“

Kein Einzelfall

In der aktuellen Wirtschaftslage sind die Nachrichten von der Allianz kein Einzelfall. Querbeet durch die großen, börsennotierten deutschen Unternehmen findet man ähnlich gelagerte Fälle. BASF, BMW, Daimler, Münchner Rück und Pro Sieben (um nur ein paar Beispiele zu nennen) schütten in den kommenden Monaten ebenfalls Beträge aus, die zwischen vier und fünf Prozent des aktuellen Börsenwerts liegen. „Dividende ist der neue Zins“ lautet so auch eine Marketing-Botschaft einiger Anbieter von aktienbasierten Produkten.
Hier sehe ich mich allerdings genötigt den Zeigefinger zur mahnenden Vorsicht zu heben. Eine Dividende ist – im Gegensatz zum Zins – keineswegs garantiert. Und was nutzt mir eine Dividende von 5%, wenn sich der Kurs der Aktie im darauf folgenden Jahr halbiert, wie es bei E.ON und RWE geschehen ist. Von der Deutsche Bank AG ganz zu schweigen. Aber auch die Aktionäre der Allianz haben in den vergangenen 30 Jahren ein Wechselbad der Gefühle durchlebt. Und eines zeigt die unten stehende Grafik ganz deutlich: Als „drastisch überbewertet“ kann man das aktuelle Kursbild nicht bezeichnen.

Leider liegt in unserem Land die Zahl der Aktionäre, deutlich unter der Zahl der „Kunden“, in diesem Fall der Inhaber von Lebensversicherungspolicen. Ganze 14% der Bevölkerung sind direkt (oder indirekt über Fonds) in Aktien investiert. Mal ganz im Ernst: Jeder, der eins und eins zusammenzählen kann und im Versicherungsgeschäft ein wenig durchblickt, weiß, dass man bei einem Neuabschluss einer Lebensversicherung in der heutigen Zeit im besten Fall seinen Einsatz zurück erhält. Trotzdem meldet die Allianz für das Jahr 2016 Neuabschlüsse im Gegenwert von 1,6 Milliarden Euro ! Dass man einen seit 10 oder mehr Jahren laufenden Vertrag mit dem damals noch gültigen Garantiezins zwischen 3 und 4 % weiter laufen lässt, kann ich ja noch nachvollziehen, aber wer heutzutage zu einem Garantiezins von 1% oder weniger einen Neuvertrag abschließt, der muss eigentlich zum Arzt. Das musste man zwar bisher ab einer bestimmten Summe auch schon, aber in diesem Fall steht dann die Prüfung, ob man im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, im Vordergrund.

Bei allem Auf- und Ab, das die Aktienmärkte bieten. Nicht nur die Allianz, sondern eine ganze Reihe von Firmen weisen eine beeindruckende Kontinuität in der Dividendenpolitik aus. Und hier sollte der Ansatz des Anlegers liegen. Aber: Aktienanlagen sind kein Sparbuchersatz. Wer hier mitmischen will braucht gute Nerven – und/oder einen guten Coach – der neben der optimalen Aktienauswahl am besten auch noch über seelsorgerische Fähigkeiten (die in Schwächephasen gefragt sind) verfügt. Im streng katholischen Limburg, dürfte es kein Problem sein, so jemand zu finden.

 

Entwicklung Dividende
Allianz AG
Jahr
Betrag
2000
1,50 €
2001
1,50 €
2002
1,50 €
2003
1,50 €
2004
1,75 €
2005
2,00 €
2006
3,80 €
2007
5,50 €
2008
3,50 €
2009
4,10 €
2010
4,50 €
2011
4,50 €
2012
4,50 €
2013
5,30 €
2014
6,85 €
2015
7,30 €
2016
7,60 €
Gesamt
67,20 €

 

Limburg First!

16 Februar 2017

Max Stillger über eine turbulente Woche

Ihr Leut, was war das für eine Woche in Limburg! Eigentlich bräuchte ich da ja drei Seiten, um alles aufzuarbeiten. Die beiden Top-Themen fühlen sich an wie der Klassiker. „Eine gute Nachricht und eine schlechte – welche hätten Sie denn gerne zuerst“ Viele sagen „erst die schlechte“ aber die stelle ich mal hinten an. Ob das Thema „Glockenspiel“ dann ja wirklich auch eine „gute“ Nachricht ist, sei dahin gestellt. Für das Stadtmarketing auf alle Fälle. Für alle Karnevalisten ist es auf jedem Fall eine Steilvorlage für die aktuell laufende Fassenachts-Kampagne. Blaue-Funker Präsident Manfred Thomé überbrückte in der letzten Kappensitzung eine Pause zwischen zwei Auftritten locker mit der Aufforderung ans Publikum: „Jetzt singe mer alle mal sesomme: Fuchs, Du hast die Gans gestohlen“. Interessant ist jedenfalls, wie sich so eine belanglose Meldung,  zu einer Medienlawine entwickeln kann. Hätte der Verfasser der Leberecht-Glosse am letzten Dienstag nicht dieses Thema aufgegriffen – keiner Sau (die „Veganerin“ möge mir den Ausdruck verzeihen) wäre das geänderte Glockenspiel aufgefallen. Apropos Veganerin – hat einer von Ihnen diese Frau mal gesehen? Ich hätte da eine andere (nicht ganz ernst gemeinte Theorie) anzubieten. Vielleicht hat sich ja jemand einen Spass erlaubt.

Ein bisschen Spaß muss sein

Einer der fünf Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten am vergangenen Sonntag war der Vater des Chefredakteurs der „Titanic“ Martin Sonneborn. Sonneborn ist übrigens der Mann, dem wir eigentlich die Fußball-WM 2006 verdanken, weil er den neuseeländischen Delegierten – den Mann mit der entscheidenden Stimme für Südafrika – damals in der Nacht vor der entscheidenden Abstimmung mit einem gefakten Bestechungsfax so verwirrte, dass der arme Mann sich am nächsten Tag krank meldete.

http://www.zeit.de/sport/2015-10/wm2006-dfb-fifa-faq

Martin Sonneborn sagte vor der Bundspräsidentenwahl: „Mein Vater ist 79 und besitzt einen dunklen Anzug. Er ist prädestiniert für dieses Amt.“ Immerhin haben zehn Delegierte der Bundesversammlung diesem Mann ihre Stimme gegeben. So viel dazu. Und wenn ich mir so manche Bilder von dieser Veranstaltung anschaue, frage ich mich: „War das die diesjährige Kappesitzung vom Bundestag“. Vielleicht hat ja Sonneborns Mutter oder seine Schwester den ominösen Anruf bei der Stadtverwaltung in Limburg getätigt, nach dem Motto : „Ma gugge, ob die da tatsächlich reagiern“

Und den Auftraggeber für diese Aktion müssen wir auch nicht lange suchen, es könnte ja ein Ablenkungsmanöver gewesen sein…

Aber: Das eine ist für mich „Fassenacht“- das andere leider bitterer Ernst. Nach WJD und TBVE hat das Bistum Limburg offensichtlich das dritte große Problem in den letzten 10 Jahren auf dem Tisch.

Kein Spaß

Als ich am letzten Mittwoch die Nachricht hörte, war mein erster Gedanke. Den Jungs bleibt aber auch nix erspart. Das ist ja ungefähr genauso, als wenn RAI Uno meldet, dass im Vatikan bei einer Razzia ein geheimer Swingerclub entdeckt wurde. Aber Bischof Georg Bätzings erste Aktion als Krisenmanager war genau die Richtige: Den Mann beurlauben, und dann „Aufklären, was aufzuklären ist und danach bestrafen, was zu bestrafen ist“ Mehr gibt es diesem unappetitlichen Thema derzeit auch nicht zu sagen. Ich bin überzeugt, dass wir zu gegebener Zeit Ergebnisse hören und diese Sache nicht, wie so vieles in den letzten 500 Jahren unter den Teppich gekehrt wird. Aber – und das kann niemand verleugnen – dank Fuchs, Gans und Hahn ging das ganze Thema doch in der vergangenen Woche etwas unter. Honi soit qui mal y pense.

Wolle mer‘n roi lasse ?

3 Februar 2017

Max Stillger über einen Karnevalsprinz, der vier Jahre am Stück regiert

Seit gut einer Woche ist der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump, im Amt und bereits in der ersten Woche hat er wohl für die meisten seiner Kritiker (und nicht nur für diese) alle Befürchtungen übertroffen. Der Bau einer Mauer zwischen den USA und Mexiko würde ebenso per Dekret angeordnet, wie ein Einreiseverbot für Personen aus insgesamt sieben Staaten, deren Bevölkerung überwiegend dem muslimischen Glauben angehört. Was er auch immer sich davon verspricht: Das ist ein Rückfall in die Zeit des „Kalten Kriegs“ und allen diplomatischen Unterhändlern, die – zumindest in der westlichen Welt – in den vergangenen 70 Jahren für friedliche Verhältnisse gesorgt und in jahrelanger mühevoller Kleinarbeit zahlreiche Handelsabkommen auf den Weg gebracht haben, stehen die Haare zu Berge, aber gewiss nicht aus Solidarität mit der Fönfrisur dieses (….) – da kann sich jeder ein Wort denken.

Wer fängt ihn ein ?

Seinen Wahlspruch: „America first“, der das Motto für seine Amtszeit darstellen soll, bin ich geneigt mit den Worten „Deutschland, Deutschland über alles“ zu übersetzen. Dass dabei nichts Vernünftiges herauskommen kann, wissen wir alle. Aber im Prinzip ist das Drehbuch bis jetzt das Gleiche wie 1933. Ein unzufriedenes Volk wählt ein „Großmaul“ und eine Bevölkerungsgruppe wird an den Pranger gestellt. Mit dem Unterschied: Jakob und Salomon heißen jetzt Mustafa und Mohamed. Bleibt die Frage: Wer fängt diesen „durchgeknallten Typen“ ein. Die Amerikaner, bei denen die „Statue of Liberty“ seit dem Jahr 1886 im Hafen von New York als Symbol für Willkommenskultur und Unabhängigkeit momentan wie gelähmt erscheint, werden es von innen heraus nicht schaffen, schließlich haben sie ihn für die nächsten vier Jahre gewählt. Aber wenn er der restlichen Welt ständig ans Bein pinkelt, ist das doch eine große Chance für Europa endlich einmal eine geschlossene Linie zu zeigen. Wenn er meint 30% Strafzoll auf deutsche Autos zu nehmen, nur weil die Fabriken zum Bau dieser Fahrzeuge in Mexiko und nicht in den USA stehen, warum steht dann Europa nicht auf und sagt: „Mein Freund, das ist der falsche Weg. Wir haben in jahrzehntelanger vertrauensvoller Zusammenarbeit Handelsabkommen und Partnerschaften entwickelt, die schneidet man nicht einfach durch.“ Und wenn dieses „politische Greenhorn“ dann immer noch poltert, muss die Ansprache eine Spur schärfer kommen. Der überschätzt nicht nur sich, sondern auch die Bedeutung und Wirtschaftskraft der USA maßlos. Wir könnten in Europa ja auch mal überlegen, was uns bei Amazon, Apple, IBM  und Facebook so alles an Sondersteuern und Zöllen einfallen kann. Aber damit würden wir uns ja auf sein Niveau herablassen. Ich habe eine viel bessere Idee: Wenn er meint, er wäre der einzige auf der Welt, liebe G8, G20 und was es da noch alles für Kaffeekränzchen gibt, dann lasst ihn doch einfach nicht mehr mitspielen.

Assistent gesucht

Wie wäre es denn, wenn z.B. in Deutschland jemand einen Petitionsaufruf „Einreiseverbot für Donald Trump“ startet (auf www.openpetition.de ist das in 10 Minuten erledigt) und wenn das dann 30 Millionen Deutsche unterstützen: Dann muss Frau Merkel dem „Meister“ mitteilen, dass seine Anwesenheit beim nächsten Gipfel, der in Deutschland stattfindet, vom deutschen Volk nicht erwünscht ist. Keine Landegenehmigung für „Air Force One“ und der alte Mainzer Karnevalsspruch „Wolle mer’n roi lasse“ bekäme durch das schallende „NEIN“, dann weltweite Aufmerksamkeit. Aber jetzt im Ernst: Ich bin gespannt, wie die Welt in vier Jahren aussieht – meine Prognose: der Gewinner sitzt nicht in Washington, nicht in Berlin und erst recht nicht in London. Die Bezeichnung „Reich der Mitte“ kommt nicht von ungefähr. Das einzig Gute an der Sache: Vier Jahre gehen schneller rum, als man denkt.