Max Stillger über einen Karnevalsprinz, der vier Jahre am Stück regiert
Seit gut einer Woche ist der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump, im Amt und bereits in der ersten Woche hat er wohl für die meisten seiner Kritiker (und nicht nur für diese) alle Befürchtungen übertroffen. Der Bau einer Mauer zwischen den USA und Mexiko würde ebenso per Dekret angeordnet, wie ein Einreiseverbot für Personen aus insgesamt sieben Staaten, deren Bevölkerung überwiegend dem muslimischen Glauben angehört. Was er auch immer sich davon verspricht: Das ist ein Rückfall in die Zeit des „Kalten Kriegs“ und allen diplomatischen Unterhändlern, die – zumindest in der westlichen Welt – in den vergangenen 70 Jahren für friedliche Verhältnisse gesorgt und in jahrelanger mühevoller Kleinarbeit zahlreiche Handelsabkommen auf den Weg gebracht haben, stehen die Haare zu Berge, aber gewiss nicht aus Solidarität mit der Fönfrisur dieses (….) – da kann sich jeder ein Wort denken.
Seinen Wahlspruch: „America first“, der das Motto für seine Amtszeit darstellen soll, bin ich geneigt mit den Worten „Deutschland, Deutschland über alles“ zu übersetzen. Dass dabei nichts Vernünftiges herauskommen kann, wissen wir alle. Aber im Prinzip ist das Drehbuch bis jetzt das Gleiche wie 1933. Ein unzufriedenes Volk wählt ein „Großmaul“ und eine Bevölkerungsgruppe wird an den Pranger gestellt. Mit dem Unterschied: Jakob und Salomon heißen jetzt Mustafa und Mohamed. Bleibt die Frage: Wer fängt diesen „durchgeknallten Typen“ ein. Die Amerikaner, bei denen die „Statue of Liberty“ seit dem Jahr 1886 im Hafen von New York als Symbol für Willkommenskultur und Unabhängigkeit momentan wie gelähmt erscheint, werden es von innen heraus nicht schaffen, schließlich haben sie ihn für die nächsten vier Jahre gewählt. Aber wenn er der restlichen Welt ständig ans Bein pinkelt, ist das doch eine große Chance für Europa endlich einmal eine geschlossene Linie zu zeigen. Wenn er meint 30% Strafzoll auf deutsche Autos zu nehmen, nur weil die Fabriken zum Bau dieser Fahrzeuge in Mexiko und nicht in den USA stehen, warum steht dann Europa nicht auf und sagt: „Mein Freund, das ist der falsche Weg. Wir haben in jahrzehntelanger vertrauensvoller Zusammenarbeit Handelsabkommen und Partnerschaften entwickelt, die schneidet man nicht einfach durch.“ Und wenn dieses „politische Greenhorn“ dann immer noch poltert, muss die Ansprache eine Spur schärfer kommen. Der überschätzt nicht nur sich, sondern auch die Bedeutung und Wirtschaftskraft der USA maßlos. Wir könnten in Europa ja auch mal überlegen, was uns bei Amazon, Apple, IBM und Facebook so alles an Sondersteuern und Zöllen einfallen kann. Aber damit würden wir uns ja auf sein Niveau herablassen. Ich habe eine viel bessere Idee: Wenn er meint, er wäre der einzige auf der Welt, liebe G8, G20 und was es da noch alles für Kaffeekränzchen gibt, dann lasst ihn doch einfach nicht mehr mitspielen.
Assistent gesucht
Wie wäre es denn, wenn z.B. in Deutschland jemand einen Petitionsaufruf „Einreiseverbot für Donald Trump“ startet (auf www.openpetition.de ist das in 10 Minuten erledigt) und wenn das dann 30 Millionen Deutsche unterstützen: Dann muss Frau Merkel dem „Meister“ mitteilen, dass seine Anwesenheit beim nächsten Gipfel, der in Deutschland stattfindet, vom deutschen Volk nicht erwünscht ist. Keine Landegenehmigung für „Air Force One“ und der alte Mainzer Karnevalsspruch „Wolle mer’n roi lasse“ bekäme durch das schallende „NEIN“, dann weltweite Aufmerksamkeit. Aber jetzt im Ernst: Ich bin gespannt, wie die Welt in vier Jahren aussieht – meine Prognose: der Gewinner sitzt nicht in Washington, nicht in Berlin und erst recht nicht in London. Die Bezeichnung „Reich der Mitte“ kommt nicht von ungefähr. Das einzig Gute an der Sache: Vier Jahre gehen schneller rum, als man denkt.