Pünktlich zum Champions-League-Finale, das am vergangenen Samstag in Mailand stattfand, fühlte sich mit dem Unternehmen KMPG, eine der größten europäischen Wirtschaftsprüfungs-Kanzleien berufen, mit „The European Elite 2016“ eine 20-seitige Studie zum aktuellen Marktwert der europäischen Fussballvereine zu veröffentlichen.
Um es kurz zu machen: Der aktuelle „Champion“ Real Madrid teilt sich gemeinsam mit Manchester United den Titel „wertvollster Verein in Europa“. Die Strategen von KPMG wendeten bei Ihrer Berechnung die sogenannte „Enterprise-Value-Methode“ an. Das bedeutet auf Deutsch, dass zum eigentlichen „Wert“ des Unternehmens auch noch die Schulden addiert werden. So ist es kein Wunder, dass in dieser Rangliste in den Top 10 nur ein Verein aus der Bundesliga, nämlich der FC Bayern München auftaucht.
Rang | Verein | Enterprise-Value (in €) |
1 | Real Madrid | 2.905.000.000 |
2 | Manchester United | 2.905.000.000 |
3 | FC Barcelona | 2.758.000.000 |
4 | Bayern München | 2.153.000.000 |
5 | Arsenal London | 1.663.000.000 |
6 | Manchester City | 1.620.000.000 |
7 | Chelsea London | 1.453.000.000 |
8 | FC Liverpool | 1.273.000.000 |
9 | Juventus Turin | 983.000.000 |
10 | Paris St.Germain | 843.000.000 |
Unter den insgesamt 30 untersuchten Vereinen finden wir neun Vereine, bei denen der aktuelle Wert täglich im Wirtschaftsteil der Zeitung steht. Diese Vereine sind nämlich an der Börse notiert, und wenn man den aktuellen Kurs mit der Anzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert, erhält man den Börsenwert. Ob Börsenkurse immer den realen Wert eines Unternehmens widerspiegeln, darüber kann man trefflich streiten. Ich habe diesen Zahlen einmal die Börsen-Bewertung von drei bekannten Sportmarken gegenübergestellt.
Rang | Verein | Wert/Studie | Börsenwert | ||
(in €) | |||||
2 | Manchester United | 2.905.000.000 | 2.490.000.000 | 86% | |
11 | Borussia Dortmund | 830.000.000 | 384.000.000 | 46% | |
9 | Juventus Turin | 983.000.000 | 265.000.000 | 27% | |
20 | Ajax Amsterdam | 297.000.000 | 158.000.000 | 53% | |
19 | AS Rom | 358.000.000 | 157.000.000 | 44% | |
24 | Galatasaray Istanbul | 225.000.000 | 115.000.000 | 51% | |
23 | Lazio Rom | 233.000.000 | 28.500.000 | 12% | |
21 | Benfica Lissabon | 285.000.000 | 24.610.000 | 9% | |
28 | FC Porto | 188.000.000 | 14.400.000 | 8% | |
Nike | 85.000.000.000 | ||||
Adidas | 24.000.000.000 | ||||
Puma | 3.200.000.000 |
Wenn man jetzt noch weiß, das Borussia Dortmund als einziger Verein auf dieser Liste komplett schuldenfrei ist – also der Börsenwert eigentlich dem „Enterprise Value“ entspricht – müsste der Aktienkurs bei einer „fairen Bewertung“ eigentlich doppelt so hoch sein. Aber genau das macht den Reiz und gleichzeitig die Unsicherheit der „Börse“ aus. Man kann nicht immer alles logisch berechnen und verstehen. Auch könnten sich die Herren von KPMG ja auch einfach verrechnet haben. Aber auf lange Sicht wird jedes Unternehmen irgendwann auch einmal „fair“ bewertet sein, auch der BVB. Bevor heimische Kegelclubs auf die Idee kommen, sich mit der „Puddel-Kasse“ diverse südeuropäische Traditionsclubs wie Lazio Rom, Benfica oder den FC Porto zum vermeintlichen „Schnäppchenpreis“ einzuverleiben, gestatte ich mir den Hinweis, dass ich bei diesen Clubs lieber die Finger von den Aktien lasse. Hier gelten doch sehr spezielle Rahmenbedingungen und finanzielle Transparenz wird – im Gegensatz zu den Bundesligavereinen – noch eher klein geschrieben.
Blau-Weiße Zinsen
Wesentlich leichter zu verstehen ist der Zinsmarkt, auch Rentenmarkt genannt. Hier gibt es einen garantierten Zins, über eine festgelegte Laufzeit und am Ende der Laufzeit den Einsatz zurück. Nachdem der FC Schalke 04 vor vier Jahren erstmals mit einem Zinssatz von 6,75% insgesamt 50 Millionen Euro nicht nur bei Fans, sondern auch bei Fondsmanagern und institutionellen Anlegern einsammelte, steht jetzt ein Umtausch dieser Anleihe ins Haus. Durch die niedrigen Zinsen und eine solide Geschäftspolitik konnten die Schulden des Vereins in den letzten vier Jahren deutlich reduziert werden. Jetzt plant man mit einem Zinssatz zwischen 4 und 5 Prozent diese Anleihe abzulösen, was immerhin zu einer Zinsersparnis von 1 Million Euro pro Jahr führt. Wer an an die letzte Strophe des Schalker Vereinslieds glaubt: „Tausend Freunde, die zusammenstehn – dann wird der FC Schalke niemals untergehn !“ findet hier eine mögliche Alternative der Niedrigzinsphase die rote Karte zu zeigen.
Fünf Millionen für nichts
Von allen guten Geistern verlassen scheinen die Verantwortlichen des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) zu sein. Aufgescheucht durch die dubiosen 6,7 Mio €, die seit vergangenem Herbst im Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2006 gesucht werden, wurde überstürzt eine Anwaltskanzlei beauftragt „Licht ins Dunkel“ zu bringen. Bereits in der Einleitung des 380-seitigen „Freshfield-Reports“ findet sich der Hinweis: „Tatsächlich stießen unsere Ermittlungen aber auf Grenzen, da elektronische Daten fehlten, physische Akten und Dokumente für uns nicht zugänglich waren und Personen, die wir gerne befragt hätten, sich nicht äußern wollten oder konnten.“ Alles was nämlich nur halbwegs für die Aufklärung interessant war, hatte die Staatsanwaltschaft bekanntermaßen einige Wochen vorher bereits in einer medienwirksam inszenierten Aktion einkassiert bzw. beschlagnahmt. Wäre bei den Advokaten von „Freshfields Bruckhaus Deringer“ auch nur ein Hauch von Anstand vorhanden, hätte man den Auftrag dankend mit der Begründung „die elementaren Beweismittel sind für uns nicht zugänglich“ abgelehnt. Stattdessen wurden dem DFB – wie am vergangenen Wochenende bekannt wurde – für diese Aktion (Resultat: 380 Seiten belangloses „BLA-BLA“) über fünf Millionen Euro in Rechnung gestellt. Wer auch immer beim DFB diesen Auftrag unterschrieben hat. SO GEHE ICH NICHT MIT VERBANDSVERMÖGEN UM !
Fazit:
Eine der berühmtesten Weisheiten des „Börsen-Altmeisters“ André Kostolany lautete: „Wer gut schlafen will, kauft Renten. Wer gut essen will, kauft Aktien“. Wer auf die gelb-schwarze Aktie setzt, sollte auch in Zukunft nicht am Hungertuch nagen. Und für Zinsanleger, die schlaflose Nächte hinter (und wohl auch noch geraume Zeit vor) sich haben, sind die blau-weißen 4-5 Prozent da eine mögliche Alternative. Wie immer gilt hier: Nicht alles, aber jeweils ein bißchen. Für die Verantwortlichen beim DFB, die fünf Millionen Anwaltshonorar „für Nichts“ zu verantworten haben, bin ich geneigt zu fordern: „Wasser, Brot und der Wecker muss beizeit rappeln !“ Aber: Bier und Bratwurst anstatt Champagner, wär ja auch schon mal was.