In der vergangenen Woche wurde ein weiterer Akt in einem „Schmierentheater“ geboten, das an Absurdität nicht mehr zu überbieten ist.
Jeder, der 1 und 1 zusammenzählen kann und dessen Gedankenströme einigermaßen klar strukturiert ablaufen, weiß, dass bei der Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaften für die Jahre 2018 und 2022 etwas faul war.
Zweiundzwanzig (22) Berufsfunktionäre aus der ganzen Welt, von denen einige mittlerweile als Betrüger und Schwarzmarktkarten-Dealer überführt worden sind, haben – so bestimmten es die damaligen Statuten der FIFA – im Jahr 2010 diese „einsame“ Entscheidung getroffen. Dass beim „Lebenslauf“ einiger Herren im seinerzeitigen FIFA-Exekutiv-Komitee da nicht mit kleinen Kuverts bei der Entscheidung nachgeholfen wurde, glaubt wohl nur jemand, der die „Unterhose mit der Beißzange“ anzieht.
Die ganze Thematik wurde von mir ja bereits in den Jahren 2010 und 2011 in zwei Kolumnen angesprochen.
Wer sich kurz nochmal vertiefen möchte – hier die links zu den Beiträgen
https://www.markus-stillger.de/2011/06/10/komodienstadel-in-zurich/
https://www.markus-stillger.de/2010/12/13/kuvert-sepp-und-seine-vasallen/
Nachdem der öffentliche Druck und die Diskussionen im Laufe der Zeit zunahmen, sah sich FIFA-Boss Sepp Blatter genötigt mit dem früheren US-Staatsanwalt Michael Garcia eine „unabhängige Institution“ damit zu beauftragen, die Vorgänge rund um die Vergabe zu untersuchen.
Dass der Mann seinen Job ernst nahm, beweist auch die Tatsache, dass er, als sich „Kaiser“ Franz Beckenbauer weigerte seine Fragen zu beantworten, diesen kurzerhand für 90 Tage von allen Ämtern im Fussball suspendierte, was im Vorfeld der diesjährigen WM in Brasilien für einiges Aufsehen sorgte. Nach mehrmonatiger intensiver Arbeit war dann der insgesamt 430-seitige Bericht von Herrn Garcia im Herbst fertig. Aber jetzt wird’s richtig spannend. Die eigens als „Transparenzwächter“ eingesetzte FIFA-Ethikkommission sperrte sich gegen eine Veröffentlichung des „Garcia-Reports“ und gab nur eine fadenscheinige 42-seitige Erklärung ab, in der es sinngemäß heisst: „Alles ist mit rechten Dingen zugegangen“.
Dies wiederum veranlasste einen erbosten Michael Garcia seinen sofortigen Rücktritt zu verkünden, was wiederum (nicht nur bei mir) den Eindruck hinterlässt, das die Mitglieder der ETHIK-Kommission entweder seinen Bericht nicht richtig gelesen haben oder etwas vertuschen wollen.
Da wir ja alle an das Gute in den Menschen glauben, sollten doch vielleicht noch ein paar Leute mehr die Chance haben, den „Garcia-Report“ zu lesen – deshalb gibt es für mich in dieser Frage nur eine Lösung:
DEN BERICHT VERÖFFENTLICHEN – und am besten den 42-seitgen Kommentar der ETHIK-Kommission gleich mit !
Dann kann sich die ganze Fussball-Welt ein Bild über „Dichtung und Wahrheit“ machen.
Nach letzten Meldungen soll dies auch tatsächlich passieren
Wie auf der Online-Seite der „Zeit“ am vergangenen Freitag zu lesen war, ist für FIFA Präsident Sepp Blatter jedoch eine Diskussion über mögliche Alternativ-Standorte für 2018 und 2022 ausgeschlossen. Denn beim Garcia-Bericht gehe es um die Vergangenheit, „und ich bin“ so Herr Blatter „ auf die Zukunft fokussiert“.
Mit solchen Aussagen sollte gerade ein Schweizer vorsichtig sein – die werden nämlich seit einiger Zeit von der Vergangenheit eingeholt. Da muss der gute Sepp nur vom Sonnenberg in die Niederungen der Züricher Bahnhofstrasse herabsteigen und sich bei seinen Kollegen aus der Bankenszene erkundigen.
Und auch ein Herr Blatter muss sich kritische Fragen dazu gefallen lassen, ob alles, was er in der Vergangenheit gemacht hat, in Ordnung war.
Und ob er mit heruntergelassen Hosen (sprich, wenn der Bericht veröffentlicht ist) noch tragbar ist, werden wir sehen.
Und noch was:
Im Zusammenhang mit Fussball-WM diskutieren alle über Katar 2022 – aber 2018 steht Russland auf dem Zettel – das ist in 3 Jahren – und das ist das gleiche Russland über das momentan eine Wirtschaftssanktion nach der anderen verhängt wird und das dadurch im Moment eine seiner größten Krisen seit dem Fall des „eisernen Vorhangs“ durchläuft. Der Rubel hat sich in diesem Jahr gegenüber Euro und Dollar mal eben halbiert. Aber das macht’s ja für die Fans aus aller Welt schön billig. Man könnte fast meinen, dass der Blatter da auch seine Finger mit im Spiel hat 😉