Auf der Suche nach aktuellen Hintergrundinformationen zu Themen dieser Kolumne ist die Handelsblatt Online-Seite neben Bild.de eine meiner ersten Anlaufstellen. So auch an diesem Samstag, weil ich mich eigentlich nochmal mit dem Thema Zypern auseinander setzen wollte.
Das politische Kasperltheater um die Rettung der völlig überschuldeten zypriotischen Banken und der damit verbundenen drohenden Staatspleite Zyperns, gipfelte in der vergangenen Woche in einer kuriosen Abstimmung des Parlaments. Es kann ja manchmal vorkommen, dass es bei solch gravierenden Entscheidungen knappe Ergebnisse gibt, dass es aber keine einzige Ja-Stimme zu einem vorgeschlagenen Gesetz gibt, ist in der Historie der Politik sicher ein Novum. Aber dazu später.
Auf der Suche nach Neuigkeiten fiel mir auf der Startseite von www.handelsblatt.com ein Bericht ins Auge „Die größten Blamagen der DFB-Geschichte“. Komm, dachte ich – zum Aufwärmen, damit die Finger locker werden – klickste Dich da mal schnell durch. Jetzt ist das Handelsblatt (das selbsternannte Motto lautet „Substanz entscheidet“) ja eine wirklich anerkannte Fachzeitschrift für Wirtschaftsthemen, wo man bei fast jedem zweiten Artikel das Gefühl hat „den muss ich mir aufheben, die Informationen könnte man nochmal gebrauchen.“ Warum die sich seit einiger Zeit auch mit Sportthemen beschäftigen, war mir schon immer ein Rätsel. Der o.g. Artikel wies dann auch ein paar „Feinheiten“ auf. Auf dem 3. Bild war unter der „Schmach von Cordoba“ von einem gewissen „Ernst“ Krankl die Rede und eine Seite weiter sprach der Autor von einer historischen Niederlage im „Fritz-Walther-Stadion“ zum Glück hat er nicht vom „Petzenberg“ gesprochen. Und ein lächerlicher Freundschaftskick gegen Norwegen wurde kurzerhand in ein WM-Qualifikationsspiel aufgewertet. Und die legendärste Pleite einer deutschen Fussball-Nationalmannschaft, nämlich ein 0:0 in Tirana gegen Albanien im Jahr 1967, durch das Deutschland zum bisher einzigen Mal in der Geschichte die Qualifikation zu einer Welt bzw. Europameisterschaft verpasste, wurde kurzerhand unterschlagen. In einem Kommentar zu diesem Artikel habe ich dem Handelsblatt geschrieben „Schuster bleib bei Deinen Leisten – Note 6 für den Lehrling, der sich an diesem Artikel versucht hat.“ Selbst mit dem Zählen der Weißbiere von „Duz-Maschine“ Waldi Hartmann auf Island im Jahr 2003 beim legendären Interview mit Rudi Völler, hatte der Verfasser seine Probleme. Ich jedenfalls werde jetzt mal die Portfolio-Zusammenstellungen unserer Fonds an Rainer Holzschuh schicken (das ist der Chefredakteur vom „Kicker“), vielleicht kann der mir ja, wenn wir uns beim nächsten Länderspiel treffen, mal ein paar Aktientipps geben…
Aber zurück zum ursprünglich geplanten Thema Zypern. Auch ich, als jemand der glaubt in Wirtschaftsthemen relativ gut informiert zu sein, wusste nicht, dass es in Zypern Möglichkeiten gab, EURO-Guthaben zu Zinssätzen anzulegen, die weit über den Zinssätzen lagen, die es für Spareinlagen bei heimischen Instituten gab. Wie man der beigefügten Grafik entnehmen kann, wurden aus 10.000 EURO die seit 2008 bei zypriotischen Banken zu den ortsüblichen Zinssätzen angelegt wurden 13.100 €, während der vergleichbare Wert in Deutschland nur bei 10.800 € liegt. Man muss nicht unbedingt Mathematik studiert zu haben, um auszurechnen, dass der Sparer in Zypern, selbst wenn er jetzt 10% von den 13.100 € abgeben muss, immer noch besser da steht als sein „Kollege“ in Deutschland. Aber diese Grafik zeigt in erster Linie welche Absurditäten mit dem Euro verbunden sind. Es kann auf Dauer nicht funktionieren, dass es innerhalb einer Währungszone unterschiedliche Zinssätze und auch unterschiedliche Inflationsraten geben kann. Inflation ist ein Zeichen von Schwäche und das, was das zypriotische Parlament gemacht hat, ist an Dummheit nicht zu überbieten. Wenn man sich auf die Bedingungen der EU (und die bezahlt die Musik) für die Hilfe nicht einlässt, ist die Konsequenz, dass die einheimischen Banken pleite gehen. Und dann bezahlen die Sparer keine 10% Abgabe, sondern 100%. Aber die ganze Thematik um Zypern bestätigt auch einen Grundsatz, den sich alle Herrschenden auf dieser Welt vor Augen halten müssen. Gib dem Volk immer etwas weniger als da ist. Wenn Du den Leuten zuviel gibst und musst ihnen dann etwas wegnehmen, gibt es immer Geschrei ,Gemurre und manchmal sogar eine Revolution. Und die Geschichte zeigt auch, dass es den Leuten nach Revolutionen nicht immer besser ging als vorher. Diese Erkenntnis nützt dem König, wenn er tot geschlagen wurde, allerdings nichts mehr.