…lautet eine der Binsenweisheiten für Anleger. Leider halten sich nicht alle Leute daran.
Die kommunalen Wasserwerke Leipzig und die Schweizer Großbank UBS streiten sich um 300 Millionen Euro. So nachzulesen in der vergangenen Woche in der Wirtschaftspresse.
Wie kommen denn diese beiden Kontrahenten, die sich im „normalen Leben“ wohl nie begegnen würden, in diese Konstellation und warum geht es denn um einen derart hohen Betrag ?
Die Lösung lautet – wie meistens in solchen Fällen: Gier gepaart mit Dummheit (eine Kombination, die leider allzu häufig auftritt) und das Ganze gewürzt mit einer deftigen Prise krimineller Energie.
Der korrupte Geschäftsführer der Wasserwerke lässt sich von 2 dubiosen „Finanzberatern“ (mit über 3 Mio €) bestechen und kauft von der UBS sogenannte „Collateralized Debt Obligations“ (CDO) in großem Stil, ohne sich die dafür notwendige Genehmigung des Aufsichtsrats einzuholen. Die beiden Herren lassen sich die Vermittlung des Geschäfts mit 25 Mio € Provision „vergolden“.
CDOs sind eine spezielle Form von Wertpapieren mit denen auf die Insolvenz oder das Überleben von Firmen gewettet wird (je nachdem auf welcher Seite man steht). Und dieses Teufelszeug ist genauso kompliziert und gefährlich, wie es der Name erahnen läßt. Es kam wie es kommen musste. Für die Wasserwerke Leipzig steht per heute ein Verlust von 300 Mio € (in Worten: dreihundert Millionen !!!) zu Buche, den die UBS jetzt als Gegenpartei einfordert. In einem ersten Schritt sind jetzt der Geschäftsführer der Wasserwerke und die beiden „Finanzjongleure“ zu Haftstrafen zwischen 4 und 5 Jahren verurteilt. Außerdem hat der zuständige Richter die vorübergehend beschlagnahmten Konten der Betrügerbande wieder freigegeben. Angesichts des angerichteten Schadens frage ich mich „Hat der Urteilsverkünder auch eine kleine Zuwendung erhalten oder war er nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ?“ Jeder Ladendieb, der ein Pfund Butter mitgehen läßt, muss im Wiederholungsfall mit einer ähnlichen Strafe rechnen. Wer sich unrechtmäßig Summen in dieser Größenordnung verschafft, den kann ich doch nicht mit 5 Jahren „abspeisen“, wovon in der Regel ja nur 3 Jahre abgesessen werden. Die Jungs gehören für den Rest Ihres Lebens eingesperrt !
Wenn der Leser jetzt denkt: „na ja, das ist ein Einzelfall“, befindet er sich leider auf dem Holzweg.
Es gibt nahezu keine größere Stadt in Deutschland, die nicht vor einigen Jahren über sogenannte „Cross-Border-Leasing“- Geschäfte das örtliche Kanal- oder Wassernetz, die Straßenbahnschienen oder die lokalen Müllverbrennungsanlagen an US-Investoren (ganz vorne dabei die seinerzeit weltgrößte Versicherungsgruppe AIG) verkauft und gleich wieder zurückgemietet hat.
Die von cleveren US-Anwälten entwickelte, oftmals 1.000 Seiten schwere Produktbeschreibung wurde in den meisten Fällen von den Entscheidungsgremien „durchgewunken“, ohne sich näher damit zu befassen. Ergebnis: Nachdem die Kommunen mit (von vornherein eingepreisten Einmalzahlungen, die kurzfristig den jeweiligen Haushalt „aufpäppelten“ ) zu diesem Geschäft verleitet wurden, sind jetzt in der Regel 2-3-stellige Millionenbeträge zu verkraften, da der seinerzeitige Vertragspartner AIG im Zuge der Finanzkrise faktisch pleite gegangen ist und mit diesem Geschäft verbundene Garantien jetzt zu deutlich schlechteren Konditionen anderweitig eingekauft werden müssen.
Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Kommunen, die mit der Deutschen Bank im Clinch liegen, da sie sich beim Kauf von sogenannten „Credit-Letter-Swaps“ nicht ausreichend informiert fühlten und jetzt ebenfalls auf hohen Millionenverlusten sitzen.
Was alle diese Fälle gemeinsam haben ist die Tatsache, daß hier Personen, die die Verantwortung für öffentliche Gelder haben, sich auf Geschäfte eingelassen haben, die Sie definitiv nicht durchschaut haben. Oftmals aus Naivität, wobei der erstgenannte Fall durch die Schmiergeldzahlung noch eine besondere Dimension aufweist. Im Gegensatz zum Privatanleger, der für seine Entscheidungen bei Geldgeschäften, ob sie richtig oder falsch sind, immer selbst geradestehen muss, zahlt bei diesen Geschäften die Allgemeinheit dafür, dass sich einige weniger clevere Personen auf diese „Spielchen“ eingelassen haben. Für mich stellt sich aber noch eine ganz andere Frage: Warum ist es überhaupt möglich, daß Privatbanken und Kommunen miteinander Geschäfte machen dürfen ? Da sitzen doch Kontrahenten mit völlig unterschiedlichen Interessenlagen am Tisch. Der Milliardenschaden, der für den Steuerzahler entstanden ist, hätte vermieden werden können, wenn der Gesetzgeber hier von vornherein zum Schutz seiner Kommunen, diese im Finanzsektor an der ganz kurzen Leine geführt hätte. Darüber sollten sich die Verantwortlichen mal Gedanken machen…