Jeder, der seine Spargroschen unter dem Aspekt „Sicherheit“ anlegen will, wird seit einigen Monaten mit der (aus Sicht des Anlegers) unerfreulichen Tatsache konfrontiert, dass die Zinsen auf historische Tiefststände gefallen sind.
Insbesondere bei kurzfristigen Anlagen (Festgeld, Zins & Cash) können die Sparer noch von Glück reden, wenn da eine 1 vor dem Komma steht, während im Herbst 2008 hier noch Angebote von 5+x% am Markt erhältlich waren.
Aber auch bei längerfristigen Anlagen sieht es für Sicherheits-Fanatiker kaum besser aus.
10-jährige Bundesanleihen werfen aktuell etwas mehr als 3% Rendite p.a. ab, aber wer will sich denn heute mit seinen Anlagen für 10 Jahre festlegen, wenn er von allen Seiten mit Inflationsszenarien geradezu bombadiert wird.
Anscheinend gibt es aber in Deutschland eine Branche, die wie bei Asterix in einem abgeschotteten Dorf zu leben scheint bzw. für die anscheinend ein eigener Zinsmarkt zu existieren scheint.
„Provinzial jubelt – Das Geschäft fliegt“ titelt beispielsweise die Börsen-Zeitung in Ihrer Ausgabe vom 27. Januar 2010. Im weiteren Verlauf des Artikels ist zu lesen, daß die Beitragseinnahmen dieses Lebensversicherungskonzerns im Jahr 2009 um 12,5% gestiegen seien und dass die Kunden mit einer Überschussbeteiligung von 4,1% „gelockt“ worden seien.
An dieser Stelle machen wir mal einen kleinen Ausflug in die Grundrechenarten.
Wie der Fachpresse zu entnehmen ist, legen die Versicherungsunternehmen ca. 75% der Anlegergelder in Staatsanleihen an, die im Durchschnitt aktuell ca. 2,5% p.a. abwerfen. Die Aktienquote der Versicherer liegt seit Anfang 2009 auf einem historischen Tief bei knapp 2%, nachdem Sie vor 10 Jahren noch bei ca. 15% lag.
Andererseits muss man berücksichtigen, dass bei einer Versicherung nur ca. 85% des Beitrags zu Anlagezwecken zur Verfügung steht, da ja auch Kosten bzw. Risikobeiträge anfallen.
Wenn ich aber ¾ meines Geldes zu 2,5% angelegt habe, wie kann ich dann meinem Kunden 4,1% versprechen ? Diese Frage konnte mir bis heute noch kein Versicherungsmanager überzeugend darlegen.
Ein Schelm, wer böses dabei denkt:
Vielleicht ist es ja Teil der Strategie frei nach dem Motto: „Ich verspreche dem Kunden mal 4-5% p.a. und wenn der Vertrag dann in 20 Jahren zur Auszahlung kommt hat der Kunde ohnehin vergessen, was damals versprochen wurde bzw. ist er (was ja leider oft genug der Fall ist) überhaupt nicht in der Lage auszurechnen, welche Rendite der Vertrag denn effektiv gebracht hat.“
Die Rating-Agentur Assekurata hat das Problem erkannt und schreibt in der Februar-Ausgabe einer Finanz-Fachzeitschrift: „Die Lebensversicherer stehen derzeit stark unter Druck. Wegen der niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt gelingt es ihnen kaum noch, ihre Garantien zu erwirtschaften, die im Durchschnitt 3,4 Prozent betragen. Um ihre Kunden nicht zu vergraulen, finanzieren sie die recht üppigen Überschussbeteiligungen zu einem großen Teil aus den Reserven“
Im Jahr 1 nach der Finanzkrise hört man von allen Experten immer wieder den Ratschlag: „Kaufen Sie nur Dinge die Sie verstehen“.
Die Rechenspielchen der Lebensversicherer verstehe ich schon lange nicht mehr.
Deshalb kriegen Sie mein Geld nicht…