War früher alles besser?

11 September 2023 von Max Kommentieren »

Diese Frage oder soll man besser sagen, dieses „geflügelte Wort“ nehme ich in ganz vielen Bereichen auch in der Form der Behauptung „Früher war das alles besser!“ sehr oft in Diskussionen wahr.

Die Antwort aus meiner Sicht lautet: „Es war nicht alles besser, aber anders.“

Für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft war bis zu den erbärmlichen Auftritten in Russland und Katar bis auf vier Ausnahmen (1962, 1978, 1994 und 1998) das Erreichen des Halbfinales bei einer Fußball-Weltmeisterschaft „Gesetz“ – ein Ausscheiden in der Vorrunde konnten sich die meisten Experten gar nicht vorstellen. Bei diesem Thema sei mir kurz ein Blick in die Zukunft gestattet: Für mich nicht mehr undenkbar ist künftig auch ein Scheitern in der Qualifikation. „Ohne Holland fahrn wir zur WM“ wird dann von unseren Nachbarn möglicherweise umgedichtet.

Eine spezielle politische Gruppierung in Limburg fordert ja „mehr Migranten in der Nationalmannschaft“, was auf deren Website nachzulesen ist.

Hierzu meine klare Meinung: Jeder kann in diesem Land sagen, was er will, jeder kann sich auch zu Themen äußern, von denen er offenkundig keine Ahnung hat. Aber es gibt in der Historie ein Muster-Beispiel dafür, was passiert, wenn sich die Politik in die Mannschaftsaufstellung einmischt. 1938 bei der WM in Frankreich musste der damalige „Reichstrainer“ – heute heißt das Bundestrainer – Sepp Herberger auf Druck der Nazis 6 Deutsche und 5 Österreicher aufstellen. Das Ergebnis ist bekannt und war 80 Jahre lang der Schandfleck in der deutschen WM-Bilanz.

Anderes Thema: Seit dieser Woche läuft ja wieder der Schulbetrieb und das bedeutet – gerade in Limburg – die Verkehrsströme verändern sich drastisch. Zu meiner Schulzeit (in den 70er Jahren) waren morgens die Züge nach Limburg voll – heute sind es die Straßen rund um die Tilemannschule. Ist es den Kindern heute nicht mehr zuzumuten zum Bahnhof oder der örtlichen Bushaltestelle zu laufen und vom Limburger Bahnhof dann den einen Kilometer zur Schule – auch wenn eine anspruchsvolle „Bergwertung“ auf dem Weg liegt? Aus meiner Sicht war die Variante der 70er Jahre hier deutlich besser für alle Beteiligten und auch für die Umwelt.

In der vergangenen Woche hatte ich einen Geschäftstermin in Düsseldorf und bin dorthin mit dem ICE angereist. Reisedauer von Limburg-Süd: 1 Stunde und 8 Minuten – früher unvorstellbar.

Früher dauerte das drei Stunden aber die Leute haben im Zug miteinander geredet, heute ist jeder mit seinem Mobiltelefon und Laptop beschäftigt (ich schließe mich da nicht aus).

In den letzten Monaten wird ja – insbesondere in der Wirtschaftspresse – sehr stark über das Thema „KI“ (künstliche Intelligenz) debattiert. An der Börse sind Firmen, die dieses Thema besetzen aktuell sehr stark im Aufwind, Künstliche Intelligenz bestimmt unser Leben aber schon seit vielen Jahrzehnten, angefangen mit Schachcomputern, elektronischen Taschenrechnern oder Navigations-Systemen im Auto, die es weit vor der „I-Phone“ Zeit gab.

All diese Dinge – und natürlich hunderte von Apps auf dem Mobiltelefon machen unser tägliches Leben – ohne jeden Zweifel – leichter.

Aber es macht auch faul. Ich wundere mich immer, wenn manche Leute auf dem Weg nach Frankfurt ihr Navigationssystem einschalten – und es soll auch schon Fälle gegeben haben, wo das Navi den Fahrer schnurstracks in den Main geleitet hat.

Und ich stelle immer wieder fest, dass „Kopfrechnen“ fast zu den aussterbenden Fähigkeiten in diesem Land gehört, dafür aber mit einer unglaublichen Fingerfertigkeit in Rekordzeiten Textnachrichten auf dem Handy geschrieben werden.

Und auch ich ertappe mich oft bei der Frage: Wann hast Du denn das letzte Mal einen Stift in der Hand gehabt und Dir handschriftliche Notizen gemacht oder einen Text geschrieben.

Bei allem Fortschritt: Die Mischung machts und der gesunde Menschenverstand darf aus meiner Sicht nicht durch blindes Vertrauen in die Technik komplett ausgeblendet werden.

Was mich in der heutigen Zeit sehr befremdet, ist die zunehmende „Bevormundung“, die sich manche „Oberlehrer“, sei es in der Politik oder im sonstigen Gesellschaftsleben herausnehmen. Ich habe eingangs geschrieben: Für mich kann in diesem Land jeder sagen, was er denkt – mit der Einschränkung: „Im Rahmen des Grundgesetzes“. Das hat unseren Staat nach dem Krieg – im Gegensatz zur DDR – ausgezeichnet.

Mittlerweile wandelt sich aber das Blatt und wir sind auf dem besten Weg nicht mehr – ich formuliere das mal: „BRD-Konform“ zu sein, sondern nähern uns in Teilbereichen Verhältnissen, wie sie unsere Brüder und Schwestern in den neuen Bundesländern 40 Jahre lang gekannt haben.

Wenn man seine Meinung sagt, muss man damit rechnen (natürlich auch befeuert durch die sozialen Medien) durch „Andersdenkende“ beleidigt zu werden und deshalb denken viele „dann halte ich lieber meinen Mund“ – aber genau das ist in einer Demokratie die falsche Einstellung.

Die neue „Stasi“ heißt „Whistleblower“ – oder man kann auch Denunzierung sagen.

Ein Beispiel von vielen gefällig:
Früher hat der Nachbar auf das Haus aufgepasst, wenn, man im Urlaub war – in der Corona-Zeit hat der Nachbar die Polizei gerufen, wenn mehr als 5 Leute im Haus waren.

Es gibt schon ein paar Dinge, die früher besser waren!