EM-Tagebuch – Teil 2: Es steht 1:1 – Alles ist möglich

21 Juni 2021 von Max Kommentieren »

Mit einem überzeugenden 4:2 Sieg gegen den Titelverteidiger Portugal setzt die deutsche Elf ein deutliches Signal und meldet sich im EM-Turnier an.

Für mich war das gestrige Spiel die beste Leistung einer deutschen Mannschaft in einem „Pflichtspiel“ seit fünf Jahren (inclusive aller Auftritte in Qualifikationsspielen zur WM und EM, sowie der „Unsinn-Veranstaltung“ Nations-League)

Eine solche Leistung sollte der Mannschaft auch das notwendige Selbstvertrauen für die künftigen Aufgaben geben. Und die werden nicht leicht.

Um die nächste Aufgabe gegen Ungarn zu definieren:

Im Gegensatz zu einer WM, kommen ja auch die vier besten Gruppendritten weiter.

Deshalb reicht ein Unentschieden für das Weiterkommen, da bereits nach dem 2. Spieltag feststeht, dass vier Punkte mit einem positiven Torverhältnis (was die deutsche Mannschaft ja dann hätte) definitiv einen Platz unter den vier besten Gruppendritten garantiert (es sei denn die Schweiz schiesst heute die Türkei mit vier Toren Differenz ab.

Aber die Ungarn sind alles andere als ein „Aufbaugegner“ – das hat das 1:1 gegen Frankreich gezeigt.

Als Gruppenzweiter müsste die DFB-Elf dann bereits im Achtelfinale in Wembley gegen den Sieger der Gruppe D (wahrscheinlich England – meinen persönlichen Turnierfavoriten) antreten.

Vor 25 Jahren war genau diese Partie ein erster Höhepunkt meiner „Zuschauer-Karriere“ im internationalen Fussball.

75.000 fanatische Engländer im damals noch alten Wembley brüllten „God save the Queen“ mit einer Leidenschaft, dass es mir und meinen Freunden eiskalt den Rücken runter lief.

Und Paul Gascoigne grätschte um „Sackhaaresbreite“ am Ball vorbei, was das 2:1 für England und den „Sudden Death“ für Deutschland bedeutet hätte. Den Rest der Geschichte kennen wir.

Apropos Geschichte: Vor dem Traum „Wembley“ steht die Aufgabe Ungarn – und auch da gibt es natürlich auch ein großes Spiel als „Vorlage“ – leider können hier immer weniger Zeitzeugen berichten.

Was ich jedem Fussball-Nostalgiker empfehlen kann: Im deutschen Fussball-Museum kann man eine halbstündige Zusammenfassung des damaligen WM-Finales von 1954 verfolgen. Da sieht man viele Szenen dieses Spiels, die die wenigsten kennen – Mein Fazit daraus: „Männer, was haben die Ungarn Chancen gehabt ! – und Toni Turek wurde zurecht als „Fussball-Gott“ bezeichnet“

Bei einer WM (mit 32 Teilnehmern) war ein geflügeltes Wort „Die Vorrunde ist nur Geplänkel, ab dem Achtelfinale geht es los.“ – in vielen Gruppen waren nach dem 2. Spieltag schon die Entscheidungen über das Weitekommen gefallen.

Bei dieser EM mit 24 Mannschaften ist nach dem 2. Spieltag theoretisch noch für jede der teilnehmenden Mannschaften das Weiterkommen möglich. Freuen wir uns auf einen spannenden dritten Spieltag nach dem dann der alte Spruch von Friedel Müller gilt: „Unterm Strich wird abgerechnet.“

Und noch was:

Liebe verantwortlichen Politiker, wir haben mittlerweile eine Inzidenz von 8,8 und sind so weit von einem Kollaps des Gesundheitssystems entfernt wie Nordmazedonien vom Gewinn des EM-Titels. Und nur dieses Argument, rechtfertigt diese einschneidenden Maßnahmen, die noch immer gelten.

Jetzt wird die „Delta-Mutante“ als „neue Sau durchs Dorf getrieben“. Es wird immer wieder neue Mutanten dieses Virus geben – das wird niemals aufhören.

Macht die Kneipen auf und lasst den Leuten endlich mal wieder etwas „Spass mit Mass“ Und mit „Mass“ meine ich nicht das Bier.

Es wird Zeit viele Einschränkungen zu überdenken und ggf. abzubauen.

Erspart uns bitte in den nächsten 2-3 Wochen Belehrungen und Maßregelungen, wie sich Fans verhalten sollten. Das Volk hat jetzt 16 Monate die Füße stillgehalten und weitgehend diszipliniert alle Maßnahmen akzeptiert.

Sollten die Zahlen – wider Erwarten – dann wieder in eine Richtung eines Inzidenzwertes 100 bei einer gleichzeitig steigenden Belegung der Intensivbetten ansteigen, kann man ja wieder entsprechende Maßnahmen ergreifen

Und ich will keinen von Euch bei einer möglichen deutschen EM-Finalteilnahme im Stadion sehen ! Das Finale läuft am 11. Juli im ZDF. In der ARD wird sich zur gleichen Zeit sicher eine Talkshow auf höchstem Niveau mit den Gästen Angela Merkel, Peter Altmeier, Jens Spahn, Olaf Scholz, Markus Söder und Karl Lauterbach einrichten lassen.

Max Stillger