Der 3. August 2017 war für den Schatzmeister des FC Barcelona ein guter Tag. Beim morgendlichen Blick auf das Konto blinkte eine Gutschrift von 222 Mio. €. Aufraggeber des Geldregens war einer seiner bisherigen Gehaltsempfänger, der sich mit dieser Summe aus seinem eigentlich noch bis zum 30.06.2021 laufenden Vertrag freigekauft hat.
Neymar da Silva Santos Júnior – bekannt unter dem Kürzel Neymar – hatte es offensichtlich eilig seinen ehemaligen Wunschverein zu verlassen. Da er trotz des üppigen Gehalts in Barcelona diesen Betrag nicht mal so eben aus seiner Portokasse zahlen kann, wurde Anfang der Woche kurzerhand ein Vertrag als Werbebotschafter mit dem Emirat Katar geschlossen in dem Neymar jr. als „Gesicht für die WM 2022“ verpflichtet wurde. Als Antrittsgeld gab’s gleich mal 222 Mio. €, die konnte er ja zufällig 2 Tage später gut gebrauchen…
Ein paar Fragen bleiben da schon offen: Warum zahlt nicht sein neuer Verein Paris St. Germain – so wie es üblich ist – die Ablösesumme an den abgebenden Verein. In der Kreisliga soll es ja mal vorkommen, dass ein Spieler die 500 oder 1.000 Euro aus eigener Tasche zahlt – aber 222 Millionen?
Glauben die Franzosen wirklich mit so einer Posse die „Financial-Fairplay-Regel“, die von der UEFA hochgehalten wird, zu umgehen und den Rest der Fußballwelt zu verarschen?
„Financial Fairplay“ besagt, dass ein Verein über einen Zeitraum von 3 Jahren eine ausgeglichene Bilanz vorlegen muss, d.h. nicht mehr Geld ausgeben, als einnehmen darf. Ein Negativ-Saldo darf maximal in Höhe von 45 Millionen Euro durch private Geldgeber ausgeglichen werden. Weiterhin muss man wissen, dass Ablösesummen nicht sofort in voller Höhe berücksichtigt werden sondern über 5 Jahre verteilt (abgeschrieben) werden.
Also hätte der Neymar-Deal bei korrektem Vorgehen de PSG-Bilanz mit 44,4 Mio. jährlich belastet. Nur was die Ablöse betrifft. Der Bub muss ja auch noch was verdienen und sein Vater (als Berater) natürlich auch. 30 Millionen Netto pro Jahr heißt in Frankreich 100 Millionen brutto – und Neymar Senior bekommt 40 Mio. aufs Konto die er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in bester „George Best-Manier“ ausgeben wird. Alles in allem reden wir dann über fünf Jahre verteilt über 750 Mio. Euro, nur damit ein brasilianischer Junge den Parisern zeigt, wie Fußball gespielt wird. Mir fehlen da echt die Worte, gerade auch wenn ich das damit vergleiche, dass die ganze „Veranstaltung“ BVB derzeit an der Börse gerade mal mit 500 Mio. Euro (also 2/3 von fünf Jahren „Neymar unter Vertrag“) bewertet wird.
Ich bin mal gespannt wie die UEFA das sieht. Wenn dieser Deal so durchgeht, kann die UEFA für das „Financial Fairplay“ den Grabstein mit dem Sterbedatum 03.August 2017 bestellen. Aus meiner Sicht war der 3. August ein guter Tag für den FC Barcelona und ein schlechter Tag für den Fußball. Die Seele des Spiels landet auf dem Basar in Doha!
Payment Problem
Dagegen sind doch die Probleme mit denen sich manche heimischen Clubs rum schlagen müssen wirklich Peanuts. Bei den Bundesligisten Hertha BSC, Eintracht Frankfurt, FC Augsburg und dem Zweitligisten 1.FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden durften die Fans die obligatorische Stadionwurst und die Getränke nicht mehr bar bezahlen, sondern man musste sich eine Geldkarte mit Guthaben kaufen. Dumm nur, dass der Geschäftspartner dieser fünf Vereine – die Firma Payment Solution entweder von wirtschaftlichen Chaoten oder von Verbrechern geführt wurde. Jedenfalls war der Laden vor dem letzten Bundesliga-Spieltag in der vergangenen Pleite. Und dass auf den Karten noch vorhanden Guthaben – so ist leider die gängige Rechtslage – wurde vom Insolvenzverwalter einkassiert und die Fans können sich in der Reihe der Gläubiger anstellen in der Hoffnung, dass eine ordentliche Insolvenzquote herauskommt.
Hier trifft es die Treuesten der Treuen und deshalb mein Appell an den Eintracht Finanz-Chef Oliver Frankenbach – Olf mach die Büchse auf und entschädige die Fans – Ihr kriegt es doch von denen doppelt und dreifach zurück. Der FC Augsburg hat es vorgemacht und unbürokratisch gehandelt.
Für mich ist dieser ganze „Fan-Karten-Mist“ sowieso ein lästiges Übel. Jetzt wurden mit dem Euro mal die ganzen Schubladen für Schillinge, Francs, Peseten und Lira frei, stattdessen liegen dann da die „Knappen-Karte“, „Arena-Card“ oder „Werder-Card“. Das braucht eigentlich kein Mensch.
Und irgendwer in den Vereinen muss ja auch die Verträge mit Payment Solution gemacht haben. Der sollte aus Solidarität dann auch mal ein Monatsgehalt dazu tun. Oder zumindest die Provision zurückbezahlen. Das wäre mal eine gute Nachricht für den Fußball.