Interview mit Markus Stillger auf flw24.de:
Unser Kolumnist Max Stillger sagt von sich selbst, dass er von vielen Dingen keine Ahnung hat. Von zweien aber schon: von Fußball und von Aktien. Mehr als 500 Millionen Euro verwaltet er mit seinen Firmen und unterstützt sowohl den lokalen Fußball als auch die Sepp-Herberger-Stiftung der Nationalmannschaft. Im Interview mit der flw24-Redaktion verrät uns Max seinen Meistertipp für diese Saison und er erzählt, wieso er Nürnberg-Fan geworden ist, was er von der BVB-Aktie hält und warum sein Karriereende ein guter Anfang war.
flw24-Redaktion: Hallo Max! Du veranstaltest mit einigen Freunden ein Tippspiel, bei dem ihr die Abschlusstabelle der Bundesliga tippt. Wen seht ihr denn auf dem letzten Platz? Nach dem Meister brauche ich ja wahrscheinlich nicht zu fragen, da haben sicher alle auf die Bayern getippt.
Max Stillger: Auf dem letzten Platz sehen die meisten Darmstadt 98. Aber auch der HSV liegt bei einigen auf dem letzten Platz. Was den Meister angeht, hast du Recht: 26 von 27 setzen auf die Bayern – ich aber nicht! Ich sehe dieses Jahr den BVB vorne.
flw24-Redaktion: Okay, das ist sicher ein gewagter Tipp. A propos BVB: der BVB ist der einzige börsennotierte Verein in Deutschland. Hast du Aktien vom BVB? Und wie stehst du zu Fußballaktien?
Max Stillger: Ja, wir haben BVB-Aktien in unseren Fonds – da gab es definitiv schlechtere Aktien in den letzten Jahren. Früher hieß es immer, mit Fußballaktien könne man kein Geld verdienen. Das stimmt aber so nicht mehr. Beim BVB zum Beispiel gibt es einen Aufsichtsrat, der schon seit Jahren immer wieder BVB-Aktien kauft. Im Schnitt stehen die Aktien heute fast doppelt so hoch wie zum Zeitpunkt des Kaufs. Unsere haben sich übrigens verdreifacht.
flw24-Redaktion: Und was erwartest du vom 1. FC Nürnberg, deinem Herzensverein?
Max Stillger: Ach, vom Club erwarte ich nicht allzu viel. Wenn du das erste Spiel verlierst und dich dann auch noch von deinem Sportdirektor trennst, dann hast du eigentlich schon genug Ärger für eine ganze Saison. Dazu ist noch der Finanzvorstand ohne Begründung zurückgetreten – da könnte ich mir auch vorstellen, dass noch ein paar negative Überraschungen lauern.
„Dann habe ich gemerkt, dass es mit dem Profifußball wohl nichts mehr wird.“
flw24-Redaktion: Wie wird man eigentlich Club-Fan? Das ist ja schon etwas ungewöhnlich, wenn man hier wohnt…
Max Stillger (lacht): Da musst du meinen Vater fragen – ich habe das quasi vererbt bekommen. 1969 habe ich im Radio gehört, wie Nürnberg 3:0 in Köln verloren hat und abgestiegen ist. Und das als amtierender Meister! Da habe ich zum ersten Mal wegen Fußball geweint.
flw24-Redaktion (lacht): Gut, das prägt einen natürlich. Bei dir selbst hat es nicht ganz für den Profifußball gereicht, du warst aber auch mal aktiver Kicker, richtig?
Max Stillger: Ja, ich habe in der A-Jugend in Eisbachtal unter dem leider viel zu früh verstorbenen Jupp Heep, (in der lokalen Fußball Szene als „Pillen-Jupp“ eine Legende), gespielt. Damals sind wir in der Rheinlandliga Vizemeister geworden. Als Meister hätten wir um die deutsche Meisterschaft spielen dürfen. In den Senioren habe ich in Niederbrechen, Elz und Löhnberg gespielt, bevor ich mit 23 für zwei Jahre Spielertrainer in Villmar wurde. Dann habe ich gemerkt, dass es mit dem Profifußball wohl nichts mehr wird und habe meine Karriere beendet, um mich auf meinen Beruf zu konzentrieren. Das war eine ganz gute Entscheidung, glaube ich. (lacht)
Der Präsident hat immer gesagt: „Max, so können wir nicht spielen.“
flw24-Redaktion (lacht): Scheint so, ja. Wie war denn die Zeit als so junger Spielertrainer?
Max Stillger: Das war eine super Zeit. Als Jungspund musst du natürlich aufpassen, dass dir die Leute nicht reinreden. Damals hatte ich schon einen Anrufbeantworter und jeden Donnerstagabend, wenn wir noch ein Bier trinken waren und ich vorher in der Spielersitzung die Mannschaftsaufstellung für das Wochenende bekannt gegeben hatte, hat der Anrufbeantworter geblinkt, als ich nach Hause kam. Dann erklang immer derselbe Satz: „Max, so können wir nicht spielen.“ Das war der Präsident von Villmar, der mich dann immer für Freitagmorgen in sein Büro bestellt hat. Am Ende waren wir uns aber immer einig. (lacht)
flw24-Redaktion: Heute bist du ab und zu noch bei den Niederbrecher Alten Herren aktiv, aber sonst nimmst du eher die Zuschauerrolle ein. Unter anderem bist du im „Freundeskreis der deutschen Nationalmannschaft“ aktiv und schaust dir viele Länderspiele an. Welches war das bisher schönste Spiel?
Max Stillger: Das war definitiv das 7:1 letztes Jahr im Halbfinale der WM gegen Brasilien. Unfassbar!
flw24-Redaktion: Auch geschäftlich bist du dem Fußball verbunden und hast zusammen mit Atze Rompel eine Spielerberatungs-Firma, bei der ihr einige junge Spieler unter Vertrag habt. Wie kam es dazu?
Max Stillger: Dazu kam es, weil wir beide gute Verbindungen haben und gesehen haben, dass es immer wichtiger wird, schon in jungen Jahren gut und seriös beraten zu werden. Also haben wir „A&M Soccer“ gegründet. Ein „Geschäft“ ist das auch nicht wirklich, denn was uns von anderen Spielerberatern unterscheidet, ist die Tatsache, dass wir damit kein Geld verdienen müssen, weil wir Jobs haben, die ganz gut laufen. Deshalb würden wir auch nie einem Spieler zu einem Wechsel raten, von dem wir nicht überzeugt sind, nur um Provision zu kassieren.
flw24-Redaktion: Um Fußball und Geschäfte wird es sicher auch in deiner Kolumne gehen, oder?
Max Stillger: Genau. In meiner Kolumne möchte ich zum einen die Brücke schlagen von dem Fußball in unserem Kreis zur großen Fußballwelt. Und natürlich wird es auch um die wirtschaftlichen Aspekte des Fußballs gehen, die ja immer wichtiger werden.
flw24-Redaktion: Prima, wir sind gespannt! Danke für das Interview, Max.
Max Stillger: Gern geschehen.