Archiv für 13 September 2010

K(rauter) f(eiern) W(ochenende)

13 September 2010

In der kommenden Woche jährt sich zum 2. Mal der Tag, an dem die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers in den Konkurs ging und damit erhebliche Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten auslöste.

Für uns in Deutschland gab es noch ein „Sahnehäubchen“ obendrauf, denn die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW), transferierte noch eine Zahlung von 320 Mio. Euro an die Pleite-Bank, obwohl die Insolvenz seit Stunden öffentlich bekannt war und die Schlagzeilen sämtlicher Nachrichtenticker beherrschte.

„Deutschlands dümmste Bank“ titelte seinerzeit die Bild-Zeitung und es war leicht auszurechnen, daß die Verantwortlichen für diese „Slapstick-Komödie“ jeden Bundesbürger mit einem Betrag von 4 Euro belastet haben.

Der Insolvenzverwalter hat sich jedenfalls über die unverhoffte „Spende“ damals sehr gefreut.

In der vergangenen Woche gab es jetzt neue Nachrichten zu dem Fall.

Auf der Internetseite des Nachrichtensenders n-TV stand Mitte der Woche zu lesen, daß die Staatsanwaltschaft jetzt die Ermittlungen gegen 5 Vorstandsmitglieder der KFW eingestellt hat, weil Ihnen kein Vorsatz nachzuweisen war.

Immerhin haben die Strafverfolger dafür 2 Jahre gebraucht, um das festzustellen.

Aber mal der Reihe nach: Vorsatz ? Das hätte ja bedeutet, daß der Verantwortliche über die Pleite von Lehman Brothers informiert gewesen wäre und in voller Kenntnis dieser Information trotzdem die Überweisung durchgeführt hätte, wohlwissendlich, dass er damit einen Schaden von 320 Mio Euro für die Staatskasse verursacht.

Diese Konstellation ist relativ unwahrscheinlich und wenn, hätte der Verantwortliche sofort entmündigt und in eine geschlossene Anstalt eingeliefert gehört.

Das Hauptproblem liegt doch darin, daß die Bank im wahrsten Sinne des Wortes die dramatische Entwicklung an diesem Wochenende „verschlafen“ hat und „man“ am Montag zur Tagesordnung übergegangen ist, als wäre nichts passiert.

Aber letztendlich muss es doch eine Person geben, der diese Überweisung entweder manuell oder elektronisch auf den Weg gegeben hat. Bei einem Betrag dieser Größenordnung ist es kaum vorstellbar, daß nicht nur eine Person, sondern ein ganzer Stab mit der Angelegenheit vertraut war.

Und diese „Krauter“ gehören zwar nicht wegen Vorsatz angeklagt aber zumindest wegen Dummheit, Faulheit, Inkompetenz oder „grober Fahrlässigkeit“ wie das im Juristendeutsch heisst. Was bei mir auch noch nach 2 Jahren den Blutdruck anschwellen lässt, ist die Vorstellung, daß der eine oder andere für diesen „Bockmist“ Mitverantwortliche wahrscheinlich in diesem Jahr schon wieder einen Bonus für „verdienstvolle, herausragende“ Leistungen erhält, da die KFW ja in diesem Jahr, wie die meisten Banken, wahrscheinlich wieder einen ordentlichen Gewinn ausweisen wird

Wir verwalten insgesamt nur knapp die Hälfte des Betrages der hier mit einer Überweisung „in den Wind geschossen“ wurde, aber ich kann mich nur zu gut (und überhaupt nicht gerne) an diese Zeit erinnern und kann für mich nur feststellen, dass ich in dieser Zeit alles andere als entspannt geschlafen habe, des Öfteren nachts schweissgebadet aufgewacht bin und den Ticker eingeschaltet habe, um über die neuesten Marktentwicklungen informiert zu sein und ggf. notwendige Entscheidungen zu treffen.

O.k., die Verantwortlichen bei der KFW sind Angestellte und Beamte und werden – im Gegensatz zu mir – nicht leistungs- bzw. erfolgsabhängig bezahlt. Aber Sie haben in meinen Augen die verdammte Pflicht mit dem ihnen anvertrauten Kapital genauso sorgfältig umzugehen, wie ein freier Vermögensverwalter.

Und da kann ich nicht an einem Wochenende, wo die Finanzwelt um ein Haar in die Luft geflogen wäre, spazieren gehen, Montags mir in aller Ruhe einen Kaffee kochen lassen, die Tageszeitung und den „Kicker“ lesen und dann vielleicht um 10 Uhr mal schauen, was es denn so Neues in der Welt gibt.

Mit der Strategie nach dem Motto: „wir lassen das im Sande verlaufen, der wahre Schuldige wird nie ermittelt werden“ erweist die Justiz in diesem Fall, dem ohnehin belastetem Verhältnis zwischen der Finanzwelt und der sog. „Realwirtschaft“ einen Bärendienst. So kommt mir die ganze Entwicklung jedenfalls vor.

Aber vielleicht gibt es ja jemand, der mal darüber nachdenkt (die Geschädigten bei dieser Aktion sind wir alle) und die Initiative ergreift.

Meine Unterstützung hat er…