Für alle „Finanzexperten“ ist die alljährliche Handelsblatt-Umfrage zu den Erwartungen für das kommende Jahr sozusagen das Non-Plus-Ultra oder auf Deutsch „die Mutter aller Prognosen“.
Die Chefanalysten der 40 größten Banken, oder besser sollte man sagen, die Analysten-Teams, versuchen in dieser Umfrage nicht nur den Jahresschlussstand von Aktien (DAX), Zinsen (10-jährige Bundesanleihen) und Währungen (Verhältnis Euro/US-Dollar und USDollar/Yen, sondern auch (sonst wäre das für diese Koryphäen ja zu einfach) auch die Jahreshöchst- bzw. Jahrestiefststände vorherzusagen.
Wenn man sich dann in einer ruhigen Minute mal die Vorhersagen etwas genauer anschaut, kann das Urteil mit einem gesunden Menschenverstand eigentlich nur lauten: „Was haben die den alles getrunken, bevor diese Prognosen abgegeben wurden?“.
Dies bezieht sich weniger auf die vorhergesagten Jahresschluss-Stände, die z.B. beim DAX zwischen 4.500 Punkten (Union Bancaire Priveé) und 7.500 Punkten (HSBC Trinkaus & Burkhardt) schwanken.
Richtig interessant wird es aber, wenn man auf die vorhergesagten Schwankungen schaut. Die Expertenrunde eines angesehenen deutschen Kreditinstituts namens „Deutsche Bank“ prophezeit dem DAX allen Ernstes eine Bewegung zwischen 5.860 und 6.090 Punkten, wohlgemerkt nicht nur für die erste Januar-Woche, sondern für das Gesamt-Jahr 2010,
Wenn Sie diese Zeilen lesen wird diese Jahresprognose mit einer hohen Wahrscheinlichkeit bereits Makulatur sein, auf alle Fälle aber wette ich mein gesamtes Vermögen, daß sich der DAX irgendwann im Jahr 2010 außerhalb dieses Rahmens bewegen wird. (Gegenangebote bitte an max@stillger-stahl.com).
Wenn ich mir überlege, dass wahrscheinlich ein Team von 20 + x Leuten mehrere Tage Zeit hatte, um sich über die Abgabe einer solchen Prognose Gedanken zu machen, dann höre ich (in etwas abgewandeltem Text) den guten alten Jimi Hendrix singen „ Hey Joe, what a kind of fools you got around you.“
Aber zurück zur Realität. Im „richtigen Leben“ erwartet der Anleger von seinem Berater eine klare Meinung zu den Märkten. Wer sich vom „sicheren Festgeld (zu derzeit 1% p.a.) auf das „Glatteis der Börse“ begeben will, muss eine klare Meinung haben, wohin der Markt-Trend geht, bzw. ein gehöriges Maß an Vertrauen seinem Anlageberater entgegenbringen.