Archiv für Dezember 2009

Monopoly – Lernen fürs Leben

17 Dezember 2009

Das Jahr 2009 neigt sich dem Ende zu und wie immer in dieser Zeit dominieren gerade auch bei den Finanzmarktexperten Rückblicke und Prognosen die aktuellen Kommentare.

Da es sich nicht nur um einen normalen Jahreswechsel handelt, sondern mit dem Jahr 2010 eine neue Dekade beginnt, wird man in vielen Rückblenden weniger vom positiven Börsenjahr 2009 sprechen (aktuell liegt der DAX mit ca. 20% im Plus), sondern von den (für Aktionäre) schmerzlichen letzten 10 Jahren in denen per Saldo mit Aktien wenig zu verdienen war.

Zur Jahrtausendwende am 31.12.1999 notierte der DAX mit 6.958 Punkten um gut 20% höher als heute. Mit dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000 und dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 wurde die Geduld der Aktienanleger gleich zweimal in den letzten 10 Jahren auf eine harte Probe gestellt.

Interessant ist aber ein Blick auf die letzten 15 Jahre (1994-2009)

Mit einem Zuwachs von 173% (per 11.12.09) hat der DAX den REX-P (sozusagen den „DAX für Sparbriefe“) deutlich geschlagen, der im gleichen Zeitraum „nur“ um 147% zulegen konnte.

Damit haben Aktien gemessen am DAX in den letzten 15 Jahren knapp 7% Ertrag p.a. gebracht, während man mit Anleihen nur auf etwas mehr als 6% p.a. kam.

Wer heute als junger Mensch vor der Frage steht „mit welchen Mitteln baue ich meine Altersversorgung auf ?“, oder als Rentner die Aufgabe hat „wie verteile ich mein Kapital, damit es einen möglichst hohen Ertrag abwirft ?“ sollte sich sehr wohl mit solchen Auswertungen auseinander setzen.

Je länger die Vergleichszeiträume sind, desto aussagefähiger sind die Ergebnisse.

Vielleicht sollten Sie an einem der bevorstehenden langen Winterabende wieder mal das gute alte Monopoly-Spiel herausholen.

Die Strategie dieses Spiel erfolgreich zu bestreiten, lässt sich momentan sehr gut auf die Kapitalmärkte übertragen.

Wenn Sie bei Monopoly die Wahl haben entweder sämtliches Bargeld zu besitzen oder Sachwerte (in diesem Fall Straßen, Häuser bzw. Hotels) zu erhalten, brauche ich Ihnen nicht näher zu erläutern, daß derjenige, der die Bargeld-Variante wählt, spätestens dann, wenn er sich zum 3. Mal auf die Schlossallee würfelt, pleite bzw. sein Geld los ist.

Wie im richtigen Leben. Mit der Strategie dauerhaft Bargeld zu horten kann man langfristig keinen Blumentopf gewinnen. Bargeld (oder auch Festgeld) fühlt sich kurzfristig sicher an und mag auch in dem Fall die richtige Anlageform sein, wenn das Geld innerhalb eines überschaubaren Zeitraums für Konsumzwecke oder zur Schuldentilgung benötigt wird.

Aber wenn man einen langfristig ausgerichteten Vermögensaufbau betreibt, oder  darauf angewiesen ist aus einem vorhandenen Kapitalstock eine angemessene Rendite zu erwirtschaften, kommt man an Sachwerten (und in diesem Bereich insbesondere an Aktien) nicht vorbei.

Sie haben kein Monopoly-Spiel? Dann denken Sie dran: Bald ist Weihnachten und insbesondere für Ihre Kinder ist das eine sehr sinnvolle Investition…

Strom schlägt Öl

10 Dezember 2009

Mit dem Klimagipfel, der derzeit in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen stattfindet, wird der Weltöffentlichkeit erneut deutlich vor Augen gehalten, wo die Reise hingeht, wenn sich die, durch Treibhausgase bedingte, Erderwärmung in den kommenden Jahrzehnten fortsetzt.

Da passten auch die überaus milden Temperaturen Anfang Dezember ins Bild, die insbesondere den Menschen in Mitteleuropa alles andere als Advents- oder Weihnachtsstimmung vermittelten.

Aus Sicht des Investors stellt sich die Frage:

Welche Trends werden durch den Zwang zur Reduzierung des weltweiten CO-2-Ausstoßes verstärkt ? Welche Branchen profitieren von dieser Entwicklung ? Oder entwickeln sich gar neue Mega-Trends und entstehen ähnlich wie mit Computern bzw. Handys neue Technologien, die für revolutionäre Veränderungen sorgen werden ?

Wer in den 80er Jahren in die damals völlig unbekannten Unternehmen Microsoft bzw. Nokia nur 10.000 Euro investiert hat, ist mit diesem Kauf zum Millionär geworden.

Wer die Nokia-Aktie dagegen zum falschen Zeitpunkt (1999/2000) gekauft hat, kann sich heute als „armer Mann“ fühlen, da die Aktie in den letzten 10 Jahren wieder knapp 80% an Wert verloren hat.

Basierend auf der bereits den Kinderschuhen entwachsenen Entwicklung der regenerativen Energien wird in meinen Augen im Bereich der Stromerzeugung und der Art des Verbrauchs in den kommenden Jahren der sich bereits jetzt abzeichnende Trend deutlich verstärken.

Bereits in 5-10 Jahren wird es auf unseren Straßen mehr Elektro-Fahrzeuge geben, als die klassischen Benzin- bzw. Diesel-Fahrzeuge.

Und bei der Stromerzeugung wird der Anteil der erneuerbaren Energiequellen (Wind, Sonne, Wasserkraft, Biogas und Geothermie) stetig zunehmen.

Wobei von all diesen Quellen die Windenergie die mit Abstand effizienteste und kostengünstigste Form der Energiegewinnung darstellt.

Mit einer Einspeisevergütung von 8 Cent pro KWH, kostet der von einem Windrad produzierte Strom gerade mal 1/5 dessen, was der Betreiber einer Solaranlage erhält (40 Cent).

Damit ist Windkraft heute schon ohne Subventionen konkurrenzfähig und die Vision, dass in der Nähe eines jeden Autobahnrastplatzes ein Windrad steht und der Fahrer eines Elektroautos während der Rast mal schnell für 5 Euro sein Auto wieder „volltankt“, würde ich in 10 Jahren nicht weit von der Hand weisen.

Ich hatte in diesen Tagen das Vergnügen testweise einen Tesla-Roadster zu fahren und kann nur sagen „dieser Form des Automobils gehört die Zukunft“.

Es fühlt sich an wie Auto-Scooter, mit dem Unterschied, dass man sich an die Verkehrsregeln halten muss und das ständige „Rammen“ anderer Fahrzeuge wohl auf Dauer zu teuer wird.

Die Hauptaufgabe für die Entwickler in den großen Automobilfirmen wird in den kommenden Jahren darin bestehen die Batterien, die zum Betrieb des Fahrzeugs notwendig sind, kleiner und leistungsfähiger zu machen.

Das sind aber Aufgaben, die vor Ihnen die Computer- bzw. Handy-Industrie ebenfalls gelöst haben.

Auf alle Fälle wird diese Entwicklung Europa ein kleines Stück weiter unabhängig von den Kapriolen des Ölpreises machen und die zunehmende Mobilisierung der Schwellenländer wird dadurch deutlich umweltschonender vonstatten gehen.

Aber eines ist dann auch so sicher wie das Amen in der Kirche:
Anstelle der Mineralölsteuer wird es eine „Strom-Steuer“ geben und das Tanken direkt am Windrad für 5 Euro wird (zumindest was den Preis betrifft) ein schöner Traum bleiben…

Auf Sand gebaut

3 Dezember 2009

In der vergangenen Woche versetzte eine Meldung aus Dubai die Anleger an den internationalen Börsen in den Alarmzustand.

Die staatliche Holding „Dubai World“, eine der treibenden Kräfte im Bauboom der vergangenen Jahre in dem Wüstenstaat, bat seine Gläubiger um eine Aussetzung der fälligen Zins- und Tilgungszahlungen.

Was ist da los? Wird jetzt ausgerechnet aus einem der Golfstaaten (die ja bisher als die letzten solventen Länder auf dieser Erde angesehen wurden) die nächste Runde der Finanzkrise eingeläutet?

Die Antwort hierauf kann nur lauten: Ein klares Nein

Erstens handelt es sich bei den Verbindlichkeiten von Dubai World um „lächerliche“ 60 Mrd. US-Dollar, also umgerechnet 40 Mrd. Euro., das entspricht in etwa dem aktuellen Börsenwert der Volkswagen AG, wobei die Scheichs sich in dieser „Währung“ auskennen sollten.

Zweitens glaube ich nicht, dass die Anrainerstaaten von Dubai (allesamt gesegnet  mit reichlichen Ölvorkommen) tatenlos zusehen, wie einer der ihren in der Öffentlichkeit sein Gesicht (oder noch schlimmer: am Kapitalmarkt seine Reputation) verliert.

Ich wette, dass die Emire von Katar und Abu Dhabi längst ihre Liquiditätspositionen gecheckt haben und in den Startlöchern sitzen, um ihrem Kumpel aus Dubai zur Seite zu springen. Allerdings – wie es sich zu einer guten Pokerrunde gehört – nur zu einem „Schnäppchenpreis“. Aber Scheich Maktum (der „Chef“ von Dubai) wird keine großen Alternativen haben.

Der Preis einer Immobilie hängt in erster Linie davon ab, was denn ein möglicher Nutzer bereit ist zu zahlen. Wenn aber (so wie in Dubai) völlig am Bedarf vorbei gebaut wird, entsteht ein krasse Missverhältnis zwischen dem, was ich für den Bau einer Immobilie aufwende, und dem Wert derselben. Aber wer soll denn die ganzen Büros und Luxuswohnungen dort beziehen ? Und wenn eine Immobilie leer steht, ist der Ertragswert bei 0 bzw. sogar aufgrund von Bewirtschaftungskosten im negativen Bereich.

Das Wortspiel „to buy or not to buy“ erhält in diesem Zusammenhang eine neue Bedeutung.

Wer zahlt die Zeche?

In die Röhre schauen werden wohl viele ausländische (und kulturfremde) Investoren, die in der Hoffnung auf „schnelles Geld“ in Dubai investiert haben.

Aber Mitleid muss man mit denen wohl kaum haben.

Wenn phasenweise 25% aller weltweit verfügbaren Baukräne in Dubai stationiert sind und Immobilien zwischen Baubeginn und Schlüsselübergabe 5-6 mal den Besitzer gewechselt haben, frage ich mich, ob es eigentlich noch deutlichere Zeichen für eine Überhitzung des Marktes geben kann.

In einem Artikel in der FAZ war diese Woche eine interessante Theorie zu lesen:

„Immer wenn die Leute meinten, ein Gebäude in den Himmel bauen zu  müssen, gab es Stress“. Damit kann man Dubai (mit dem Buji-Tower wird derzeit das höchste Gebäude der Welt (818 m) gebaut) getrost als das das Babylon des 21. Jahrhunderts bezeichnen.

Unter diesem Gesichtspunkt sind wir richtig froh mit unseren bescheidenen  6 Stockwerken im Max-Value-Tower in dieser Liga nicht mitspielen zu müssen und können uns diese ganze Entwicklung völlig entspannt anschauen.

Einer meiner Mentoren hat einmal zu mir gesagt: „Zu seinen Immobilien muss man immer mit dem Fahrrad hinfahren können.“

Dubai ist für eine Fahrradtour definitiv zu weit…