In der FAZ vom 21.10.2104 meldet sich der Verband der Privaten Bausparkassen unter der Überschrift „Bausparkassen werden die KfW-Geschäfte zu bunt“ mit der Argumentation zu Wort, dass die Förderbank KFW den Bausparkassen mit günstigen Baudarlehen das „Wasser abgräbt.“
Im Jahr 2013 wurden im privaten Wohnungsbau knapp 5 Milliarden Euro an Mitteln durch die KFW bereitgestellt.
„Dort findet auch ein Großteil unseres Geschäfts statt, etwa 30 bis 40 Prozent. Das tut uns weh“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der privaten Bausparkassen Andreas Zehnder, um hinzuzufügen „wir würden uns eine Selbstverpflichtung der KfW wünschen, sich auf diesem Feld zurückzuhalten.“
Ich frage mich mit woher der Verband der Privaten Bausparkassen dieses Selbstverständnis nimmt. Haben diese Damen und Herren nicht realisiert, das wir in einer neuen „Finanz“- Welt leben, in der das Wort „Zins“ ein Relikt aus vergangenen Tagen ist. Und damit auch die Daseinsberechtigung und der Sinn eines Bausparvertrages in Frage gestellt ist.
Bausparen in seiner ursprünglichen Form heisst: Man spart zu einem niedrigen Zins Geld an, um nach diesem Ansparvorgang ein zinsgünstiges Darlehen zu erhalten. Wenn aber der Marktzins bei 0% liegt und Banken (wie z.B. die KFW) dann Darlehen zu einem Zins von 1,25% p.a. vergeben, brauche ich einen Bausparvertrag genauso wenig, wie eine Heizung in der Sahara.
Mir ist es ein Rätsel, dass die Bausparkassen im Jahr 2013 noch Rekordabschlüsse vermeldeten.
Wer eins und eins zusammen zählen kann, kommt relativ schnell zu dem Ergebnis, dass der Abschluss eines Bausparvertrags in der heutigen Zeit ein klassisches „Draufleg-Geschäft“ ist.
Ein Beispiel gefällig:
Beim Tarif „Komfort-Bausparen“ der BHW Bausparkasse (früher in Branchenkreisen auch unter „Bauen heisst warten“ bekannt – wegen der langen Zuteilungszeiten, bis man ein Darlehen von denen bekam) erhält der Sparer einen Guthabenzins von 1%.
Das hört sich zunächst im Vergleich zu den derzeitigen Festzinsangeboten lukrativ an, allerdings hat so ein Bausparvertrag den „Haken“, dass man in diesem Fall eine Abschlussgebühr von 1,6% bezahlen muss.
Guthabenzinsen gibt es auf das Guthaben, die Abschlussgebühr wird aber auf die gesamte Bausparsumme berechnet.
Und da wird in der Regel dann richtig hingelangt. Bei einem Bausparvertrag mit einer Summe von 50.000 € bin ich dann, wenn die Tinte auf dem Antrag trocken ist, zunächst schon mal mit 800 € „unter Wasser“.
Angenommen der Sparer zahlt dann 200 € monatlich in einen solchen Vertrag ein, dauert es bei einem Zinssatz von 1% p.a. geschlagene 8 Jahre (!) bis die Summe aller Zinsen die Abschlussgebühr übersteigt.
Evtl. anfallende Kontoführungsgebühren und Steuern sind hierbei noch nicht mal berücksichtigt
Nur zum Vergleich:
Ein Sparer der in den vergangenen 8 Jahren den gleichen Betrag in einen soliden Dax-orientierten Aktiensparplan gesteckt hat, verfügt – trotz des jüngsten Kursrückgangs – aktuell über ein Vermögen in Höhe von 25.600 €. Bei eingezahlten 19.200 € entspricht das einer Rendite von 7% p.a. Und neben dem jüngsten Kursrückgang hatten wir in 2008 mit einem „gefühlten Weltuntergang“ und in 2011 mit der Griechenland-Krise zwei weitere dramatische (aber letztendlich vorübergehende) Kursrückgänge innerhalb dieses Zeitraums.
Übrigens:
Die Deutschen besitzen 30.000.000 Bausparverträge (das ist an sich in Ordnung – ich habe auch einen aus dem Jahr 2005, der mit 4,5% Guthabenzins ausgestattet ist)
Aber der (für mich) erschreckende Fakt ist:
im vergangenen Jahr wurden 5 Millionen (!) Neuverträge mit einer durchschnittlichen Summe von 20.000 € abgeschlossen.
Die Zahl der Aktionäre und Fondsbesitzer in Deutschland ging übrigens im gleichen Zeitraum auf 8,9 Millionen zurück. Das sind gerade einmal 13% der Bevölkerung im Alter von über 14 Jahren.
Wann wird dieses Land wach ?