Die seit 2008 „gefühlte“ Finanzkrise hat zwei wesentliche Änderungen in der Finanzwelt hervorgebracht. Die erste lautet: Es gibt keine Zinsen mehr ! – was allerdings nicht bedeutet, dass man mit Geldanlagen keine Gewinne bzw. Erträge mehr erwirtschaften kann. Aber es ist schwerer geworden und der Anleger muss den Mut aufbringen, auch mal in Anlagen zu investieren, wo nicht von vorne herein feststeht „x% Ertrag gibt es“. Wenn erst am Ende des Anlagegeschäftes die Bilanz gezogen wird, ist es für den unbedarften Anleger natürlich ungleich schwerer Angebote zu vergleichen und zu bewerten, da ein ErtragsVERSPRECHEN etwas anderes ist, als eine ErtragsGARANTIE.
Und oftmals dauert es ja Jahre oder Jahrzehnte, bis dann der berühmte Strich unter das Geschäft gezogen wird und man erkennt, ob man auf das richtige oder eher auf das falsche Pferd gesetzt hat. Diese Erfahrung machen derzeit zunehmend die Versicherungskunden, wo die Auszahlungen deutlich niedriger ausfallen, als die seinerzeitigen Versprechungen. Aber wenn man die Leute dann fragt: „Wer hat Euch das denn damals vermittelt ?“ kommen dann oft sinngemäße Antworten wie „Weiß ich nicht mehr“ oder „Der verkauft jetzt Autos“
Die zweite Erkenntnis nach 5 Jahren Krise lautet: Das Ansehen des Berufsbildes „Banker“ oder „Bankier“ hat einen beispiellosen Abstieg hinnehmen müssen. Rangierte dieser Beruf lange Zeit in den Ranglisten gemeinsam mit „Feuerwehrmann“ oder „Pilot“ in den Champions-League-Rängen, so befindet man sich aktuell im mit der Gruppe „Zuhälter“ im Kampf um einen Relegationsplatz.
Wie immer im Leben, gibt es unglückliche Umstände, die dafür verantwortlich sind, aber neben den vielen Menschen, die in dieser Branche nach wie vor einen hervorragenden Job machen, gibt und gab es halt einige wenige, die es geschafft haben, das Berufsbild einer ganzen Branche auf Jahre hin zu ruinieren. Ganz vorneweg meine „Freunde“ Richard Fuld von Lehman Brothers, Georg Funke von der Hypo Real Estate und Albrecht Schmidt von der ehemaligen Hypo Vereinsbank, die ja als einstmals stolze Bayerische Bank, jetzt Unicredito heisst. Am vergangenen Samstag sah ich dann in der „Halbzeitpause“ der ARD-Sportschau einen Werbespot, wo ich mir gedacht habe: „gibt’s jetzt eine neue Bank, die ich bisher nicht gekannt habe ?“ „Wir stellen die Interessen unseres Kunden in den Vordergrund“ – „wir sind exzellent seit 140 Jahren durch jede Krise gekommen“ lauteten die Kernaussagen der Botschaft. Doch dann wurde ich jäh aus meinen Träumen gerissen. als das Logo der „Bank an Ihrer Seite“ eingeblendet wurde. Fazit: Eine dreistere Werbung mit derartigen Falschaussagen habe ich in den letzten Jahren selten gesehen. Oder habe ich das nur geträumt, dass eben diese Bank in der Finanzkrise als eine der ersten mit Steuergeldern gerettet werden musste ? Dass der Staat da ein Viertel der Aktien zu einem Kurs von 6 € erwerben musste und heute mit 80% Minus auf dieser Position sitzt. (Wobei es dem Staat da noch gut im Verhältnis zu vielen Aktionären geht, die 90% und mehr Verlust aufweisen) Ins Bild passt dann auch eine Werbeanzeige der gleichen Bank, in der sie für einen Extra-Sparbrief mit bis zu 3,5% Zinsen wirbt. Womit wir bei dem Thema wären: „Bei uns stehen die Kundeninteressen im Vordergrund !“. In der Frankfurter Neuen Presse vom 9. August und auf diversen Verbraucherseiten im Internet wird dieses Produkt dann analysiert. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die 3,5% gibt es nur im 6. Jahr – insgesamt kommt der Kunde bei einer 6-jährigen Laufzeit nur auf einen Zinssatz von 2%. Eine faire Beratung sieht anders aus: Da kann man den Leuten heute nur sagen: Es gibt momentan keine bzw. nur sehr niedrige Zinsen und wenn Ihr kein Risiko eingehen wollt, dann legt euer Geld nicht langfristig, sondern kurzfristig fest. Und da gibt es dann aber nur 0%+x . Bei allen anderen Anlage-Angeboten ist der berühmte „Haken“ dabei. Für mich gehört eine solche Vorgehensweise in der Werbung verboten. Das ist gezielte Täuschung des unbedarften Verbrauchers. Diese Bank steht nicht an Ihrer Seite, sondern hinter Ihrem Rücken. Da fehlt nur noch das Messer.