Archiv für Dezember 2015

Jannet „Oscar“ Yellen

17 Dezember 2015

Was haben die Präsidentin der US-Notenbank – Jannet Yellen – und der brasilianische Fussballnationalspieler Oscar dos Santos Emboaba Júnior – genannt „Oscar“ – gemeinsam ?

Beide sind für historische Ereignisse verantwortlich, die aber lediglich homöopathische Auswirkungen haben. „Ergebniskorrektur“ heisst das im Sport

Jannet Yellen hat gestern abend die erste Leitzinserhöhung in den USA seit fast 10 Jahren verkündet.

Und „Oscar“ war der letzte Spieler, der bei einer Weltmeisterschaft ein Tor gegen Deutschland erzielt hat (den „Rekord“ hält er noch mindestens 2,5 Jahre).

Nachdem der US-Leitzins 7 Jahre lang bei Null lag, wurde er jetzt auf 0,25% erhöht. Die Medien überschlagen sich und reden von einem historischen Moment.

Mir kommt es eher vor wie eine Szene im Film „Crocodile Dundee“

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Man kann das auch symbolisch übersetzen:

Frau Yellen, 0,25% das sind doch keine Zinsen – 3% oder 4% das sind Zinsen !“

Aber soweit wird es nicht kommen. Jedes Schulkind, das einigermaßen mathematisch begabt ist, kann leicht ausrechnen, dass die Finanzstabilität unseres Systems zusammenbricht, wenn die USA auf ihre 16 Billionen Dollar Staatsverschuldung anstatt 0 oder 0,5% plötzlich 4 oder 5% Zinsen zahlen muss. In Deutschland kriegen wir das auf 2 Billionen vielleicht noch gestemmt, aber auch in vielen europäischen Ländern und in Japan gehen dann definitiv die Lichter aus.

Von daher betrachte ich die gestrige Entscheidung mit der allergrößten Gelassenheit und sehe das in erster Linie als symbolischen Akt.

Für mich gibt es zu soliden, dividendenstarken Aktien am Anlagemarkt so gut wie keine Alternative.

Und deren ISIN sollte am besten mit „DE…“ anfangen (das ist das internationale Aktienkennzeichen für Deutschland)

Wegen 0,25% Zinsen kauft auch niemand Dollaranlagen, da fressen beim Durchschnittsanleger alleine die Umtauschkosten die Erträge von 2-3 Jahren auf. Wer unbedingt sein Geld in fremden Ländern anlegen möchte, kann – die entsprechende Risikobereitschaft und Schmerzfreiheit voraus gesetzt – sich die herunter geprügelten Währungen von Brasilien, der Türkei oder Südafrika anschauen.

Da gibt es zudem keine 0,25% p.a., sondern in Brasilien und Südafrika mittlerweile zweistellige Zinsen.

Für mich gab es in der Historie noch nie so günstige Rahmenbedingungen für Aktien, aber es war gleichzeitig auch noch nie so schwierig die Kursentwicklung zu antizipieren.

Nehmen wir das zurückliegende Jahr: Anfang des Jahres stand der DAX bei 9.800 Punkten und die Prognosen der Geldhäuser für den Indexstand Ende 2015 schwankten zwischen 10.500 und 11.500 Punkten. Im April stand der Index dann bei 12.400 Punkten und alle Prognosen wurden um 2.000 Punkte nach oben genommen, um sie 4 Monate später, als der DAX dann bei 9.500 stand wieder um 3.000 Punkte nach unten zu korrigieren.

Die ganzen Analysten und Kurskommentatoren könnten auch auf dem Jahrmarkt als Hellseher oder Wahrsager auftreten, das hat die gleiche Qualität.

Plötzlich musste auf einmal ein sinkender Ölpreis als Grund für die Börsenschwäche dienen. Ein blödsinnigeres Argument ist mir in meiner mittlerweile 30-jährigen Börsenerfahrung noch nie untergekommen.

Aus diesem Grund lehne ich es auch in diesem Jahr ab, irgendwelche Prognosen für 2016 abzugeben, da ich nicht einschätzen kann wie lange es dauert, bis sich an den Börsen bei der Mehrzahl der Marktteilnehmer wieder mal der klare Verstand durchsetzt.

Im aktuellen Marktumfeld sehe ich den DAX – wie bereits schon mehrfach an dieser Stelle gesagt – eher bei 15.000 Punkten fair bewertet, als bei 10.000 Punkten

Aber der Markt macht das, was er will und das war selten so unlogisch und undurchsichtig wie in den letzten 12 Monaten.

Ich traue mir aber trotz allem die Prognose zu, dass er in 10 Jahren definitiv (deutlich) höher stehen wird als heute.

Und Frau Yellen’s gestrige Entscheidung hat darauf genauso viel oder wenig Einfluss, wie „Oscar’s“ Schuss zum 1:7 Endstand beim letzten WM Halbfinale dafür entscheidend war, wer denn ins Finale einzieht.

Gary Lineker lässt grüßen.

Brennende Fahnen und Inkontinenz – ein ganz normales Bundesliga-Wochenende?

11 Dezember 2015

Das vergangen Bundesliga-Wochenende konnte ich aus sicherer Entfernung (Antigua/Karibik) verfolgen. Was man dem TV (auch hier gibt es Sky), Internet und auch Schilderungen einiger bekannter „Edelfans“  entnehmen konnte, war man in einigen Stadien wohl besser auf sicherem Abstand zu sogenannten „Ultras“ bzw. sonstigen Gruppierungen. Die Bezeichnung „Fans“ ist bei solchen Konsorten genausowenig angebracht, wie ein Bierzelt auf der Wies’n als Sammelpunkt der anonymen Alkoholiker zu bezeichnen Fangen wir mal beim „Deutschen Randalemeister“ an. (Tipp: Einfach mal „deutscher randalemeister“ googlen und sich dann die Bilder ansehen).

Bereits im Vorfeld des Hessenderbys Eintracht Frankfurt – Darmstadt 98 ging es in einschlägigen Internetforen rund und es wurden gezielt (Gewalt-)Aktionen angekündigt. Die Sicherheitskräfte (schlimm genug, dass man so ein Wort rund um den Fussball in den Mund nehmen muss) waren also gewarnt. Es kam dann wie es kommen musste. Eine indiskutable Leistung der Heimmannschaft kombiniert mit dem Frust- und Aggressionspotential der Ultras liess schon vor dem Schlusspfiff nichts Gutes erwarten. Fahnen des Gegners (ob geklaut oder gekauft, ist an diesem Punkt egal) wurden verbrannt. Und nach dem Schlusspfiff v ersuchten einige vermummte Idioten den Platz zu stürmen. Das passierte ja nicht zum ersten Mal in Frankfurt – ich kann mich noch gut an das letzte Heimspiel vor 2 Jahren gegen 1860 München erinnern, als ich die 3. Halbzeit „Polizei gegen Vermummte“ live von der Haupttribüne aus verfolgen konnte. Danach wurden dann wieder die üblichen Statements nach dem Motto: „wir verurteilen das aufs Schärfste“ – „ die Randalierer werden bestraft“ aus der Kiste geholt.
Und was passiert ? NICHTS !

Meiner Meinung nach wird es höchste Zeit im Umgang mit diesen Halbstarken mal ein paar andere (verschärfte) Mittel anzuwenden. Dass fängt schon beim Stadionsprecher an. Wenn ich schon die Ansage höre: „liebe Fussballfreunde unterlassen Sie das Abbrennen von Feuerwerkskörpern…“ schwillt mir der Kamm. Ihr Leut, das sind doch keine Fussballfreunde, das ist (im „urhessischen Platt“) Bagage ! Ich wünschte mir einen Stadionsprecher, der unverblümt ansagt: „Ihr blöden Arschlöcher in der Westkurve, wenn Ihr net sofort das Feuer ausmacht, dann sorgen wir dafür.“ Und das dann auch tun ! Nämlich mit Wasserwerfern so lange drauf halten, bis auch die letzte Zigarette im Säckel dieser Proleten un(b)rauchbar nass geworden ist.

Und wer meint aufs Spielfeld zu laufen wird vorläufig festgenommen und wer meint, das auch noch vermummt zu tun, für den ist das Schlagstockverbot der Polizei ausser Kraft gesetzt.
Womit wir gleich beim Thema der Aufarbeitung wären: In der heutigen Zeit muss es doch ein leichtes sein, die Übeltäter zu identifizieren. Und dann empfehle ich diese mit Bild und vollem Namen und Adresse auf eine eigens von der DFL (das Problem hat ja nicht nur die Eintracht) eingerichtete Internetseite zu stellen. Dann wollen wir mal schauen, ob wir das Problem nicht in den Griff kriegen. Mit den schlauen Methoden von Eintracht Präsident Peter Fischer jedenfalls wird es nichts. Beim seinerzeitigen Spiel gegen 1860 München lief er in die Kurve und versuchte die Hooligans mit den Worten „kommt wir singen alle gemeinsam das Lied – Wir sind alle Frankfurter Jungs“ zu beruhigen. Mein lieber Peter Fischer, das sind keine Waldorfschüler, das sind Schläger und Kriminelle, aber auch erstaunlich viele die in einer bürgerlichen Existenz leben und einer geregelten Arbeit nachgehen. Gerade deshalb glaube ich, dass die Identifizierung und dann aber auch das „Öffentlich machen“ der richtige Ansatz ist. Und die Aussage vom vergangene Wochenende als Peter Fischer meinte „mir ist lieber die verbrennen die Fahnen, als dass sie den Gästefans aufs Maul hauen“ ist Resignation pur. Da bin ich lieber still, als solch einen Spruch rauszuhauen.

Getoppt wurde das Verhalten des deutschen Randalemeisters am vergangenen Wochenende aber von einigen geistig minderbemittelten Kreaturen aus der niedersächsischen Landeshauptstadt. Nach dem Spiel Schalke 04 – Hannover 96 reisten diese in einem Regionalexpress nach Hause zurück. Bei der Abreise war es noch ein Regionalexpress, nach der Fahrt dann wohl eher ein stinkender Misthaufen, denn die Jungs hatten alles, was aus ihren Körperöffnungen in fester, flüssiger oder halbgarer Form heraus kam, mitten im Zug liegen lassen bzw. diesen von oben bis unten damit beschmiert. Die mildere Strafe wäre für mich noch gewesen, alle so lange im Zug zu belassen, bis sie diesen wieder in den Ursprungszustand zurück versetzt hätten. Aber auf halbem Weg zwischen Schalke und Hannover liegt Rheda-Wiedenbrück. Dort betreibt Schalke-Präsident Clemens Tönnies das größte Schlachthaus in ganz Europa. Wenn ich ehrlich bin: Da gehören solche Schweine eher hin, als in ein Fussballstadion ! Das bleibt aber nur mein Wunschdenken – die Reinigung des Zuges übernimmt mal höchstwahrscheinlich wieder der Steuerzahler.

Nein, normal war dieses Wochenende garantiert nicht – die halbe Republik bedankt sich bei Borussia Mönchengladbach – die „Fohlen“ haben ohne Zweifel mit dem Sieg über die „unbesiegbaren Bayern“ die sportliche Schlagzeile dieses Spieltages geschrieben.