Was haben die Präsidentin der US-Notenbank – Jannet Yellen – und der brasilianische Fussballnationalspieler Oscar dos Santos Emboaba Júnior – genannt „Oscar“ – gemeinsam ?
Beide sind für historische Ereignisse verantwortlich, die aber lediglich homöopathische Auswirkungen haben. „Ergebniskorrektur“ heisst das im Sport
Jannet Yellen hat gestern abend die erste Leitzinserhöhung in den USA seit fast 10 Jahren verkündet.
Und „Oscar“ war der letzte Spieler, der bei einer Weltmeisterschaft ein Tor gegen Deutschland erzielt hat (den „Rekord“ hält er noch mindestens 2,5 Jahre).
Nachdem der US-Leitzins 7 Jahre lang bei Null lag, wurde er jetzt auf 0,25% erhöht. Die Medien überschlagen sich und reden von einem historischen Moment.
Mir kommt es eher vor wie eine Szene im Film „Crocodile Dundee“
Sehen sie selbst
Man kann das auch symbolisch übersetzen:
Frau Yellen, 0,25% das sind doch keine Zinsen – 3% oder 4% das sind Zinsen !“
Aber soweit wird es nicht kommen. Jedes Schulkind, das einigermaßen mathematisch begabt ist, kann leicht ausrechnen, dass die Finanzstabilität unseres Systems zusammenbricht, wenn die USA auf ihre 16 Billionen Dollar Staatsverschuldung anstatt 0 oder 0,5% plötzlich 4 oder 5% Zinsen zahlen muss. In Deutschland kriegen wir das auf 2 Billionen vielleicht noch gestemmt, aber auch in vielen europäischen Ländern und in Japan gehen dann definitiv die Lichter aus.
Von daher betrachte ich die gestrige Entscheidung mit der allergrößten Gelassenheit und sehe das in erster Linie als symbolischen Akt.
Für mich gibt es zu soliden, dividendenstarken Aktien am Anlagemarkt so gut wie keine Alternative.
Und deren ISIN sollte am besten mit „DE…“ anfangen (das ist das internationale Aktienkennzeichen für Deutschland)
Wegen 0,25% Zinsen kauft auch niemand Dollaranlagen, da fressen beim Durchschnittsanleger alleine die Umtauschkosten die Erträge von 2-3 Jahren auf. Wer unbedingt sein Geld in fremden Ländern anlegen möchte, kann – die entsprechende Risikobereitschaft und Schmerzfreiheit voraus gesetzt – sich die herunter geprügelten Währungen von Brasilien, der Türkei oder Südafrika anschauen.
Da gibt es zudem keine 0,25% p.a., sondern in Brasilien und Südafrika mittlerweile zweistellige Zinsen.
Für mich gab es in der Historie noch nie so günstige Rahmenbedingungen für Aktien, aber es war gleichzeitig auch noch nie so schwierig die Kursentwicklung zu antizipieren.
Nehmen wir das zurückliegende Jahr: Anfang des Jahres stand der DAX bei 9.800 Punkten und die Prognosen der Geldhäuser für den Indexstand Ende 2015 schwankten zwischen 10.500 und 11.500 Punkten. Im April stand der Index dann bei 12.400 Punkten und alle Prognosen wurden um 2.000 Punkte nach oben genommen, um sie 4 Monate später, als der DAX dann bei 9.500 stand wieder um 3.000 Punkte nach unten zu korrigieren.
Die ganzen Analysten und Kurskommentatoren könnten auch auf dem Jahrmarkt als Hellseher oder Wahrsager auftreten, das hat die gleiche Qualität.
Plötzlich musste auf einmal ein sinkender Ölpreis als Grund für die Börsenschwäche dienen. Ein blödsinnigeres Argument ist mir in meiner mittlerweile 30-jährigen Börsenerfahrung noch nie untergekommen.
Aus diesem Grund lehne ich es auch in diesem Jahr ab, irgendwelche Prognosen für 2016 abzugeben, da ich nicht einschätzen kann wie lange es dauert, bis sich an den Börsen bei der Mehrzahl der Marktteilnehmer wieder mal der klare Verstand durchsetzt.
Im aktuellen Marktumfeld sehe ich den DAX – wie bereits schon mehrfach an dieser Stelle gesagt – eher bei 15.000 Punkten fair bewertet, als bei 10.000 Punkten
Aber der Markt macht das, was er will und das war selten so unlogisch und undurchsichtig wie in den letzten 12 Monaten.
Ich traue mir aber trotz allem die Prognose zu, dass er in 10 Jahren definitiv (deutlich) höher stehen wird als heute.
Und Frau Yellen’s gestrige Entscheidung hat darauf genauso viel oder wenig Einfluss, wie „Oscar’s“ Schuss zum 1:7 Endstand beim letzten WM Halbfinale dafür entscheidend war, wer denn ins Finale einzieht.
Gary Lineker lässt grüßen.