Seit ziemlich genau fünf Jahren (gefühlt dürften es 15 sein) prägt das Wort „Finanzkrise“ die Diskussionen, wenn es in Talkshows und in den Wirtschaftszeitungen um das Thema „Geld“ geht. Früher sprach man in der bekannten Redewendung um das „liebe“ Geld, mittlerweile ist daraus „böses“ Geld geworden und das Ansehen von Bankern und Finanzberatern hat sich parallel zum sportlichen Erfolg von 1899 Hoffenheim entwickelt. 2008 noch Herbstmeister – aktuell auf einem Abstiegsplatz in der Fussball-Bundesliga. Dass da viele Akteure aus der Finanzwelt an ihrem Imageproblem zum größten Teil selber schuld sind, steht für mich außer Zweifel. Der Hauptgrund für diese Entwicklung liegt meiner Meinung nach überwiegend in dem nach wie vor ungelösten Kommunikationsproblem zwischen Berater und Kunde bzw. Anleger. Die Finanzwelt spricht eine Sprache, die der Anleger in den meisten Fällen nicht versteht. Und wenn der Doktor fragt „wo tut‘s den weh ?“ und der Patient sagt „am Samstag“ muss man kein Prophet sein, um zu sagen, dass diese Verbindung nicht erfolgreich sein kann. Viele Menschen sind durch dieses ständig negative und problemorientierte „Gefasel“ in den Medien so verunsichert, dass sie sich bei Ihren Geldanlagen sagen „Ich geh jetzt erstmal auf „Nummer Sicher“ und warte ab.“ An und für sich ist das ja auch eine vernünftige Strategie, dass man stehen bleibt und die Landkarte raus holt, wenn man den Weg nicht kennt. Und ebenso charakteristisch ist es, insbesondere für Finanzanlagen, wenn auf einmal die ersten Leute in eine Richtung laufen, dass sich dann die große Masse in die gleiche Richtung bewegt Getreu dem Motto: Wenn die alle dorthin laufen, wird es schon der richtige Weg sein, zumindest scheint es dort etwas umsonst zu geben. Das große Problem in der derzeitigen Situation ist es aber, daß das „stehen bleiben und abwarten“ reale Verluste bereitet. Es gibt keine Zinsen mehr für Tagesgeld (ob 0%,0,5% oder 1% macht fast keinen Unterschied) und die Inflation liegt leicht über diesen Sätzen. Aber gerade das Wort „Inflation“ steht für mich als Synonym der Sprachbarriere von Beratern und Anlegern. Ich bin mir sicher: Wenn ich heute auf einem Vortrag in die Runde frage: „Wer hat Angst vor Inflation ?“ gehen 99% der Arme in die Höhe. Dabei ist Inflation an und für sich nichts Schlimmes. Das Problem ist nur, wenn Sie zu hoch ist und damit wirtschaftliche Kalkulationen unberechenbar macht. Viel, viel schlimmer ist das Pendant zur Inflation, nämlich die Deflation. Davon können die Menschen in Japan seit 20 Jahren ein Lied singen. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts war Japan noch der wirtschaftliche Musterschüler schlechthin, mittlerweile redet kein Mensch mehr vom japanischen Industriewunder, sondern nur noch vom Niedergang des einstigen Musterschülers. Doch seit ein paar Monaten keimt die Hoffnung im Land der aufgehenden Sonne. Die japanische Notenbank hat in einer beispiellosen Aktion um Inflation „gebettelt“. „Wir drucken solange Geld, bis wir unser Inflationsziel von 2% p.a. erreicht haben“, verkündete die Bank of Japan vor einigen Wochen in einer Presseerklärung. Bei uns schnellt aber beim Vernehmen des Wortes „Inflation“ sofort bei vielen Anlegern der Adrenalinspiegel in die Höhe und die Leute lassen sich auf abenteuerliche Investments ein. Das nutzen natürlich unseriöse Anbieter (von denen leider immer noch viel zu viele unterwegs sind) aus. Wo früher „sie sparen Steuern“ auf der Packung stand, steht heute „schützen Sie Ihr Vermögen vor der Inflation“.
Das muss man wissen, wenn man mit einem Rucksack voll Geld unterwegs ist und den Weg nicht kennt. Ich gebe zu: Es ist heute viel schwerer „Gut und Böse“ zu unterscheiden. Aber das Internet sorgt für Transparenz. Unseriöse Anbieter lassen sich heutzutage über Bewertungsportale schnell identifizieren. Aber die Angst und die Gier sterben nie aus und die Mutter der Dummheit ist immer schwanger. Es gibt ein paar einfache Regeln, die in diesem Bereich die gröbsten Fehler vermeiden.
Die drei wichtigsten davon:
- Legen Sie nicht alle Eier in einem Korb und bilden Sie einem gesunden Mix aus Aktien – Zinspapieren – Immobilien – Beteiligungen – Liquidität.
- Fragen Sie nicht nur nach den Erträgen, sondern auch nach den Kosten, die mit der jeweiligen Anlageform verbunden sind (spätestens dannt dürfte meine „Lieblingsanlage“ Lebensversicherung aus der Verlosung raus sein)
- Beteiligen Sie sich nur an Anlagen, wo Ihr „Berater“ oder „Verkäufer“ ebenfalls beteiligt ist.
Dann ist Ihr Rucksack leichter und Sie sind auf dem richtigen Weg,